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Die WahrheitEin Strick Aale für drei Fragezeichen

Kolumne
von Jenni Zylka

Von „Teekesselchen“ bis zu den „drei ???“ – Wie man sich die Tage zwischen den Jahren so zerstreuen kann.

N ach „Tempo, kleine Schnecke!“, das ich vor allem wegen der Antithese im Titel verehre, aber auch, weil es wirklich spannend ist, wenn der Würfel einfach nicht den blauen Punkt zeigt und die blaue Schnecke also fast das ganze Rennen hinten bei den gemalten Blumen stehen bleibt, bis sie sich schließlich doch am Ende noch an die gelbe heranschiebt, spiele ich auch sehr gern „Teekesselchen“. Die tolle Idee: „Mit meinem einen Teekesselchen kann man Wasser kochen, das andere ist ein Spiel“, habe ich allerdings nur einmal anbringen können, die Mitspieler waren ganz schön gewitzt für ihr Alter (fünf, sechs und acht Jahre).

In der zweiten Runde steigerte sich die Gewitztheit noch, denn einer der Mitspieler hatte „Muschi“ als Teekesselchen ausgewählt, und zwar einmal die Katze und einmal einen Asteroiden gleichen Namens, der nach der Ehefrau des Entdeckers benannt worden war. Was die alles in der Schule lernen, diese Schlauberger. Da kommt man doch gar nicht mehr mit.

Mit den cleversten der Kinder tummele ich mich zuweilen auch gern beim „Ja-nein-ich-schwarz-weiß-Spiel“, über das Ephraim Kishon in der Kurzgeschichte „Das Geheimnis der Redekunst“ mal richtig festgestellt hat, wenn man es spiele, also die genannten Worte vermeide, klinge man haargenau wie der israelische Außenminister.

Es ist fast schon gruselig, die Kleinen auf Fragen wie: „Welche Farbe hat frisch gefallener Schnee?“, mit: „Das kann man leider nicht so genau sagen“, oder: „Es ist eine sehr helle Farbe, mehr soll zu diesem Zeitpunkt von meiner Seite aus nicht verraten werden“, antworten zu hören.

Und die Tage zwischen den Jahren boten Zeit für mehr ungewöhnliche Zerstreuung: Ich ordnete Rezepte, die ich mir vor Jahren, mit einem lauten Huster getarnt, aus Wartezimmerzeitungen gerissen hatte, und übersetzte aus reiner Klugscheißerei alles in veraltete Mengenangaben. Etwa: „Mousse au Chocolat: Man nehme ein Schock Eier.“ Oder: „Pökelfisch: ein Strick Aale und eine Kufe Salz.“ Schließlich kann es nicht schaden, die alten Angaben als Referenz im Kopf zu behalten.

Wenn Deutschland dann doch noch mal aus dem Euroraum fliegt, will ich nicht die Einzige sein, die alles in D-Mark umrechnen kann und muss, so wie das manche Griechen jetzt schon mit der Drachme machen (vielleicht sogar mit Talenten und Minen, falls dort noch mehr zusammenbricht).

Außerdem schrieb ich während der beschaulichen Abende, an denen die anderen mit ihren neuen Geschenken und der Bleigieß-App (macht viel weniger Rußdreck als das Original) spielten, ein paar saftige Fortsetzungen für meine Lieblingsserie „Die drei ???“. Und katapultierte damit die Geschichten über die drei naseweisen Detektive – den dicklichen Justus Jonas, den nöligen Peter Shaw und den unterschätzten Rechercheur Bob Andrews – flott aus der Kinder- in die Erwachsenenwelt: In „Die drei ??? und der Geisterpuff“ geht es um Trafficking in Rocky Beach, „Die drei ??? und der flüsternde Pfaffe“ behandelt Homosexualität und Kirche, und in „Die drei ??? und die drei !!!“ wird eine spektakuläre Orgie gefeiert.

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