Die Wahrheit: Bombiges Studium

In zwei Semestern zum Islamexperten – ein neuer Studiengang an der Udo-Ulfkotte-Fachhochschule Siegen macht’s möglich.

Die angehenden Experten bei der Lehrveranstaltung „Islamismus“. Bild: dpa

Laut der aktuellen Shell-Jugendstudie wollen immer mehr junge Menschen (17 Prozent) Islamexperte werden. Ab diesem Wintersemester können sie an der noch blutjungen Udo-Ulfkotte-Fachhochschule Siegen „Islamkunde“ belegen, ein Studienfach, das mit dem Erwerb eines Bachelor oder Master-of-Islam-Expertise nach zwei beziehungsweise drei Semestern abgeschlossen werden kann.

Während ein Abschluss in der klassischen Islamwissenschaft in der Regel um die 20 Semester dauert und ein rudimentäres Interesse an islamischen Kulturen sowie Grundkenntnisse der arabischen Sprache voraussetzt, ermuntert das Fach „Islamkunde“ vor allem Interessenten, die den Islam bereits aus dem Internet gut kennen und sich jetzt noch ein paar schlagkräftige Argumente draufschaffen wollen.

Das kompakte Studium erfreut sich einer großen Nachfrage, nicht zuletzt, weil es einen schnellen Berufseinstieg garantiert. Von der gefeierten Bloggerin über den gefragten Talkshow-Gast bis hin zur erfolgreichen Buchautorin oder zum erfolglosen Pro-NRW-Sprecher – ein Abschluss in Islamkunde bietet viele attraktive Möglichkeiten.

Ein Student der UUF ist der Niederlausitzer Thorsten Kimpf (46), dessen mobiler Fußpflegeservice „Quantenheilung“ vor kurzem Insolvenz anmelden musste. Der gelernte Lochdatenleser und Haderlump freut sich, dass er nun endlich einmal die Bücher lesen soll, deren Autoren er seit Jahren verehrt und in Onlineforen zitiert. Unter den Aliasnamen „Selberdenker“, „Germania Germanorum“, „Muselfresser“, „Linkenklatscher“, „Zeckenzange“ und „Dschihaddiddi“ hat Kimpf bereits etliche Denkanstöße weit abseits der Mainstream-Medien gepostet und hofft nun auf weiteres „Futter fürs Selberdenken“.

Im ersten Semester belegt er die Einführungsseminare „Ist der Islam böse? 100 unangenehme Wahrheiten über die angebliche Religion des Friedens“ und „Wie Muslime ticken. Taqiyya und das Märchen vom liberalen Islam“. Obendrein will er zwei Anders-Breivik-Online-Tutorials belegen: „Gutmenschenkunde“ und „Geschichte der Femokratie“. Dank seiner ausgedehnten Internetumtriebe versteht sich Kimpf bereits bei Studienbeginn auf pointierte Aussagen: „Im Islam haben Frauen zu wenig Rechte. Im Westen haben Rechte zu wenig Frauen.“

Verfechter der wahabitischen Schule

Auch Malte Freund (23), der ein Politikstudium geschmissen und diesen Oktober seine Ausbildung zum Islamexperten begonnen hat, ist hochzufrieden. Freund bezeichnet sich als aufgeklärten Linken und Anti-Anti-Imperialisten. Er prangert das archaische Schwarz-Weiß-Denken des Islam an: „Das ist eine durch und durch böse, regressive und nicht aufklärungsfähige Kultur, die unsere gute, fortschrittliche, aufgeklärte Kultur bedroht.“

Fundierte Islamkritik orientiere sich am Islam selbst, und zwar hauptsächlich an der wahhabitischen Schule. „Genau wie diese erkläre ich alle säkularen Reform- und Demokratisierungsbemühungen von Muslimen für zutiefst unislamisch“, sagt Freund. „ Oder für Betrugsmanöver. Ich halte das für den konstruktivsten Ansatz.“

Auch die 20-jährige Melanie Schmitz-Abdel-Samad hält allein die wahhabitische Schule für recht geleitet. Seit sie zum Islam konvertiert sei, fühle sie sich viel besser, erklärt ihr Mann und zupft ihr die Burka zurecht. Die Klarheit des traditionell-islamischen Frauenbildes habe etwas ungemein Beruhigendes, versichern die Eheleute.

Früher sei sie in Minirock und High Heels herumgelaufen, um von aufgeklärten, westlichen Männern begehrt und von emanzipierten Frauen bewundert zu werden, lässt uns Schmitz-Abdel-Samad wissen. Jetzt wolle sie nur noch ihrem süßen Saudi gefallen.

„Ich würde Melanie zwar auch schlagen, wenn mich Allah als Mann nicht vor den Frauen ausgezeichnet und durch Mohammed das Züchtigen eines ungehorsamen Weibes empfohlen hätte“, sagt ihr Ehemann freimütig. „Doch hier wird sie lernen, dass ich ein Vorzeige-Muslim bin. Hoffentlich lässt ihr das Studieren genug Zeit für die Hausarbeit.“

Das könnte schwer werden, denn das Islamkunde-Studium ist so stramm und dicht, wie seine Lehrkräfte es sind: Akif Pirinçci, René Stadtkewitz und Stefan Herre stehen für zackigen Unterricht mit Schwung und Laune.

Udo Ulfkotte, der von zwei chinesischen Studenten liebevoll als „gescheitelte Existenz“ geneckt wird, ist rundum zufrieden. Es freut ihn auch, dass nächstes Jahr in der neu gegründeten Gräfin-Marion-Dönhoff-Fachhochschule Solingen ein Lehrstuhl für „Objektive Israelkritik“ unter Spiritus Rector Norman Finkelstein eingerichtet wird. Zusammen stehen die beiden neuen Studienfächer für die Hoffnung, dass Deutschland in Zukunft keinen Mangel an zwei unentbehrlichen Berufsgruppen leidet: Islamexperten und Israelkritikern.

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