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Die USA unter Trump„Das größte Comeback aller Zeiten“

Bei seiner ersten Rede vor dem Kongress attackiert Donald Trump die Demokraten und Verbündeten. Auch an Falschbehauptungen mangelt es nicht.

US-Präsident Donald Trump bei seiner Rede vor dem Kongress am Dienstag Foto: Alex Brandon/AP/dpa

Washington taz | Donald Trump hat bei der alljährlichen Rede des US-Präsidenten vor dem versammelten Kongress zum Rundumschlag gegen Verbündete und Demokraten ausgeholt. Laut Trump würden andere Länder die Vereinigten Staaten nach Strich und Faden ausnützen. Doch damit sei während seiner Regierungszeit Schluss.

„Wir werden seit Jahrzehnten von nahezu allen Ländern der Erde betrogen und wir werden das nicht länger zulassen“, sagte Trump am Dienstagabend und erklärte, dass die USA vor dem größten Comeback aller Zeiten stünden. „Amerikas Elan ist zurück. Unser Geist ist zurück. Unser Stolz ist zurück. Unser Selbstvertrauen ist zurück. Und der amerikanische Traum wächst – größer und besser als je zuvor.“

Trump hat in seinen ersten 43 Tagen im Amt bereits für radikale Veränderungen gesorgt. Das Versprechen von Ex-Präsident Joe Biden vor etwas mehr als vier Jahren, dass Diplomatie wieder im Zentrum der US-Außenpolitik stehen werde, ist bereits Geschichte. Spätestens seit dem Eklat am vergangenen Freitag, als Trump, US-Vizepräsident J. D. Vance und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Oval Office in einen verbalen Schlagabtausch geraten waren, ist klar, dass auf die USA nur noch bedingt Verlass ist.

Wie es im Ukraine-Krieg nun weitergehen soll, ließ Trump während seiner Ansprache offen. Er machte jedoch klar, dass die USA nicht bereit seien, auf unbestimmte Zeit weitere Milliarden für die Unterstützung der Ukraine auszugeben. „Ich arbeite auch unermüdlich daran, den grausamen Konflikt in der Ukraine zu beenden. Millionen Ukrainer und Russen wurden in diesem schrecklichen und brutalen Konflikt grundlos getötet oder verwundet, und ein Ende ist nicht in Sicht“, sagte er.

Weiteres Signal

Erst am Montag hatten die USA vorübergehend sämtliche Hilfsleistungen an die Ukraine gestoppt. Das Weiße Haus will diese einer Untersuchung unterziehen, um sicherzustellen, dass sie im Einklang mit den Friedensplänen der Trump-Regierung stehen. Für Amerikas Verbündete war das ein weiteres Signal, dass sich Washington immer mehr auf die Seite Russlands und von Präsident Wladimir Putin anstelle seines Verbündeten, der Ukraine, stellen.

Selenskyj, der weiß, dass sein Land die Unterstützung der USA braucht, lenkte am Dienstag ein und erklärte in einem Post auf X, dass er bereit sei, einen 500-Milliarden-Dollar-Rohstoff-Deal mit den USA zu unterzeichnen.

Auch wenn das Thema Außenpolitik erst nach mehr als einer Stunde zur Sprache kam, hatten es Trumps Worte in sich. Er erklärte zum wiederholten Male, dass er die Kontrolle über den Panamakanal zurückholen werde und Grönland ermutige, sich den USA aus Sicherheitsgründen anzuschließen. „Ich denke, wir werden es bekommen – auf die eine oder andere Weise, wir werden es bekommen“, sagte er scherzend.

Als würden Trumps Ukraine-Politik und seine imperialen Bestrebungen nicht schon für genug Unmut sorgen, durfte auch das Thema Zölle nicht fehlen. Wie die verhängten Strafzölle gegen Kanada und Mexiko in dieser Woche gezeigt haben, macht Trump keinen Unterschied zwischen Freund und Feind, um seine wirtschaftlichen Ziele durchzusetzen. „Andere Länder haben jahrzehntelang Zölle gegen uns erhoben, und nun sind wir an der Reihe, diese auch gegen jene anderen Länder einzusetzen“, sagte der Republikaner.

Biden ist schuld

Die zweite Amtszeit von Trump ist bisher eine „America First“-Welle auf Droge. Ob diese Pläne die USA am Ende sicher machen und für einen wirtschaftlichen Aufschwung sorgen, wie er es verspricht, wird sich erst noch zeigen. Für die aktuellen Probleme im Land gab er jedoch mehrere Male seinem Vorgänger die Schuld.

„Wir haben von der letzten Regierung eine Wirtschaftskatastrophe und einen Inflationsalbtraum geerbt. Ihre Politik trieb die Energiepreise in die Höhe, trieb die Kosten für Lebensmittel in die Höhe und machte die Dinge des täglichen Bedarfs für Millionen Amerikaner unerschwinglich“, sagte Trump.

Auch wenn es bereits zu ersten verbalen Konfrontationen zwischen Wählern und republikanischen Politikern bezüglich der aggressiven Vorgehensweise der US-Regierung gekommen ist, so steht die Mehrheit der Trump-Wähler weiterhin hinter ihrem Präsidenten.

Der Rückgang der illegalen Grenzübertritte sowie die Schaffung einer Behörde für Regierungseffizienz (DOGE) wurden von Trump als Erfolge hervorgehoben. Seit seiner Amtseinführung im Januar sind die unerlaubten Grenzübertritte entlang der Südgrenze zu Mexiko um mehr als 90 Prozent gefallen.

„Die Medien und unsere Freunde in der demokratischen Partei sagten immer wieder, wir bräuchten neue Gesetze, um die Grenze zu sichern – aber es es hat sich herausgestellt, dass wir eigentlich nur einen neuen Präsidenten brauchten“, so der 78-Jährige.

Lob für Musk

DOGE habe unter der Führung von Milliardär und Regierungs-Berater Elon Musk bereits Milliarden von Dollar eingespart, erklärte Trump. Die undurchsichtigen und falschen Zahlen, die DOGE bisher veröffentlicht hat, sowie das rechtlich fragwürdige Vorgehen der Behörde hat sogar bei konservativen Wählern Bedenken hervorgerufen.

Auch „Culture War“-Themen sprach Trump an. Unter anderem hat er in seinen ersten sieben Wochen im Amt zwei Anordnungen erlassen, die besagen, dass es in den USA nur noch zwei Geschlechter – nämlich Mann und Frau – gibt. Die Teilnahme von biologischen Männern an Frauensportarten wird verboten.

Für manche Demokraten war die Selbstinszenierung von Trump zu viel des Guten. Der texanische Abgeordnete Al Green wurde bereits zu Beginn der Ansprache aus dem Plenarsaal verbannt, nachdem er Trumps Rede mit Zwischenrufen gestört hatte. Andere Demokraten nahmen erst gar nicht teil oder verließen die Rede vorzeitig.

Viel Fake

Wiederum andere hielten Schilder und Täfelchen mit Slogans wie „Musk Steals“ (Musk stiehlt) oder „False“ (falsch) nach oben, wenn Trump falsche Behauptungen oder Bemerkungen machte. Und davon gab es erneut einige.

Die offizielle Antwort auf Trumps Rede kam von der Senatorin Elissa Slotkin. Die frühere Geheimdienstanalytikerin warnte ihre Mitbürger vor allem vor den möglichen wirtschaftlichen Konsequenzen von Trumps Politik. „Wenn er nicht aufpasst, könnte er uns direkt in eine Rezession führen“, erklärte sie.

Die Demokraten tun sich aktuell jedoch schwer, eine klare und einheitliche Botschaft zu formulieren, um Trumps Politik zu kontern. Trump überzeugte am Ende mit einer Rede, die genau die Themen ansprach, die bei seinen Anhängern und Unterstützern für Euphorie sorgen: Amerika über alles andere.

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13 Kommentare

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  • Irgendwie war die ganze Inszenierung an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Der Congress hat sich an diesem Abend in eine Art Hofstaat verwandelt. Mit Republikanern, die bei jedem Satz T. in Jubel ausbrachen..egal wie irrelevant oder falsch er war. Das erinnerte irgendwie an das besoffene Gegröhle eines Kegelclubs.

    Die Demokraten saßen dagegen schweigend als die von Trump abgekanzelten schwarzen Schafe auf der anderen Seite.

    Das einzig interessante Event war ein Demokratischer Abgeordneter, der aufstand und etwas (leider nicht zu verstehendes) sagte, sowie einige weitere die den Saal verließen. Ansonsten Sorge, Trauer, Unverständnis und Entsetzen in deren Gesichtern.







    Und dann noch das regelrecht Hasserfüllte Gesicht von Melania als sie sah, wie ihr Gatte den Raum betrat.







    Ansonsten die übliche Selbstbehudelung..diesmal aber so langatmig, dass es vor allem langweilig und ermüdend war..







    ..alles in allem also: vorne Trumpf und hinten Dumpf..

    ..gäähn..

  • Der größte Reinfall aller Zeiten, sie werden ihn noch verfluchen, den orangenen Clown. Vielleicht mal die MAGA-Irren ausgenommen. Die USA werden nach Trump deutlich an Macht eingebüsst haben.

    • @Bambus05:

      So ähnlich sehe ich das auch. Oder er greift zu roher Gewalt, um die Interessen der USA nach außen und seine eigenen nach innen durchzusetzen (was langfristig auf dasselbe hinauslaufen dürfte).

  • Amerika, Amerika über alles,



    über alles auf der Welt....



    Moment mal

  • Ich bitte um einen Fakencheck:



    hat Selenskij wirklich die von Trump zitierten Äußerungen (in Schriftform sollte man das ja überprüfen können) gemacht?



    Das wäre dann ein fatales Zeichen an die Europäer und ein Ausverkauf seines Landes!!!



    Was weiß die Redaktion hierüber?

    • @HannesNet:

      Faktencheck natürlich :-)

      • @HannesNet:

        Fake-Check hätte aber auch gepasst. :-)

  • Auch aus diesem Bericht kann man eigentlich nur herauslesen, daß die große Mehrheit der "Amerikaner" geschlossen hinter Trump steht. Die Konsequenz daraus ist natürlich entweder die Nato gleich aufzulösen und ein europäisches Verteidigungsbündnis zu schaffen, incl. nuklearer Bewaffnung Deutschlands. Oder USA raus aus der Nato ebenfalls incl. nuklearer Bewaffnung Deutschlands. Wir stehen nicht kurz vor WKIII sondern sind mitten drin. Die einzige offene Frage ist dabei nur noch ob die USA neutral bleiben oder sich auf die Seite Russlands stellen.

    • @Manfred Peter:

      Sie erwähnen die große Mehrheit der "Amerikaner", die geschlossen hinter Trump steht. Meinen Sie mit "Amerikaner" die Trump-Wähler? Im Artikel steht nur, dass die Mehrheit der Trump-Wähler weiterhin hinter ihrem Präsidenten steht. Mich würde interessieren, wie sich alle anderen positionieren.

  • Upps! He do it a 🥱!



    Wem Schnacheldidackeldiwackel … … …



    Am Ende nicht 🥴🤢🤮 & schwindelig ist!



    Dem ist nicht zu helfen!



    The Ugly American is back - Inside 🇺🇸!



    &



    The Arrogance of Power - too!

    unterm——-



    de.wikipedia.org/w...9Fliche_Amerikaner



    &



    Die Arroganz der Macht J. William Fulbright



    & to the whole shit



    de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Vogl



    “… Vogl (bestimmt) einen spezifischen entdemokratisierenden Machttypus, den er in Anlehnung an Deleuze/Foucault als seigniorale Macht bezeichnet und der das internationale Governance-Regime des Finanzmarktkapitalismus strukturiert. „Die Figuren seignioraler Macht […] sind vielmehr informell, diffus, instabil und nicht in eine konzise Systemgestalt übersetzbar. …einer offenen und konstellativen Verdichtung, Fusion und Interaktion von Kräften unterschiedlicher Herkunft sprechen, deren Wirksamkeit gerade in der Schwäche institutioneller oder systemischer Prägung besteht.“ …zeigt die Entwicklung der kapitalistischen Finanzökonomie auf …dass wir nicht in Demokratien leben, sondern in oligarchischen Systemen globalkapitalistischer Profitmaximierung, die von politischen und ökonomischen Eliten regiert werden. …“

  • Trump wird in großen Teilen scheitern, den ganzen Mist dann auf Biden abzuwälzen wird immer schwieriger.



    Der Unterschied zur ersten Amtszeit Trumps: die Krisen sind schwieriger und noch weniger durch stumpfsinnige „Deals“ zu lösen, in denen man dem Gegenüber vors Schienbein tritt und über den Tisch ziehen will. Und es hält den orangenen Kobold keiner mehr auf, er ist nur noch von Jasagern umgeben. Der Kaiser hat keine Kleider, es gibt aber keinen mehr, der ihm das sagt. Das Desaster ist vorprogrammiert.

  • Trump beendet die lange Phase von 1945 bis heute, in der es ein westliches Bündnis gab. Die USA geben die Führung dieses Bündnisses ab, sie wollen lieber Strafzölle erheben, Ansprüche auf Panama-Kanal oder Grönland einreichen, anstatt auf Augenhöhe mit den ehemaligen Partnern zu verhandeln.

    Sehr vereinfacht ausgedrückt, gewinnt Russland unter Putin am stärksten in dieser neuen Ordnung. Die USA wollen Frieden um jeden Preis mit Russland. Langfristig könnte es dazu führen, dass die USA auf der Welt sehr deutlich an Gewicht verlieren und auch Schwierigkeiten haben, Verbündete zu finden, die mit ihnen für etwas eintreten.

    Gleichzeitig funktioniert das auch nicht, was Trump vorschlägt, weil eben die Fakten so wenig genau studiert wurden, es könnte sein, dass er sich gerade sehr schadet, zum Beispiel illegale Migranten, die benötigt werden als Arbeitskräfte oder Importverteuerungen durch Gegenzölle. Dazu noch der Punkt, dass die USA in Europa keine echten Freunde mehr haben werden. Sollte Russland sich ändern, wäre Trump evtl. auch alleine damit. Kurz: Ich bin ziemlich pessimistisch, was aus den USA und dem Bündnis (NATO) werden soll.

  • "Für manche Demokraten war die Selbstinszenierung von Trump zu viel des Guten"...



    Wahrscheinlich wäre "zu viel des Schlechten" die korrektere Ausdrucksform.