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Die StreitfrageGnade für Jauch

Sollte der Moderator seinen Sonntags-Sendeplatz räumen? Gianis Varoufakis lässt Milde walten. Die Sprecherin der Grünen Jugend sieht das anders.

Halt! Das lässt sich doch auch anders regeln! Gianis Varoufakis verteidigt Günther Jauch Bild: dpa

Obwohl er den Eindruck hat, er sei der Sendung von Günther Jauch vorgeführt worden, ist der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis dagegen, dass für Jauch berufliche Konsequenzen gezogen werden. „Ich sehe es nicht gerne, wenn jemand gefeuert wird“, sagte Varoufakis der taz.am wochenende. „Es wäre besser, aus Fehlern zu lernen, statt gute und versöhnliche Debatten wie bei ‚Günther Jauch‘ mit skrupellosen Mitteln zu untergraben.“

Nach der Sendung hatte unter anderem die Neue Züricher Zeitung gefordert, Jauch solle entlassen werden. Der Umgang mit Varoufakis sei „übelster Kampagnenjournalismus“. Jauch habe gegen „fundamentale journalistische Standards verstoßen“.

Auch die Vorsitzende der Linkspartei Katja Kipping, 37, ärgert sich über die Sendung. „Bezeichnenderweise war die grandiose Fake-Fake-Nummer von Jan Böhmermann der seriösere Beitrag zum Thema“, sagte die Bundestagsabgeordnete der taz.am wochenende. Es sage viel über die Medienlandschaft aus, dass Satiriker kritischere Aufklärung betreiben als manche Polit-Talkmaster.

Nils Minkmar, europäischer Kulturkorrespondent der FAZ, fordert, Günther Jauch solle sich auf Unterhaltungssendungen beschränken. Den Sonntagabend-Politiktalk solle wieder dessen Kollegin Anne Will übernehmen. Jauchs Sendung erfülle „nicht einmal minimale Erwartungen“. Die Gäste seien vorhersehbar, die Gespräche konfus, der Moderator gänzlich uninteressiert. „Das Gasometer ist ein Gefäß sonntäglicher Irrelevanz“, sagte Minkmar.

„Kein sauberer Journalismus“

Diese Form von Journalismus-Bashing hält der Medienfachmann Christoph Neuberger für falsch. Ein Ausrutscher führe dabei gleich zur Generalabrechnung. Neuberger ist Professor für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Medienwandel an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Allerdings übt auch er Kritik an Jauch. „Keine Frage“, sagt Neuberger: „Die Verwendung des Mittelfinger-Videos bei Jauch war kein sauberer Journalismus.“

taz. am wochenende

Wir kennen die Bilder von überfüllten Flüchtlingsschiffen, die Storys von Schleusern. Aber wie sieht der Alltag einer Flucht aus? Wie verhandelt man mit Schleusern, wie genau überquert man Grenzen? In der taz.am wochenende vom 28./29. März 2015 rekonstruieren wir den Weg der drei jungen Syrer Amjad, Iyad und Osama und dokumentieren ihn mit ihren eigenen Fotos. Dazu gibt es die Multimedia-Reportage auf taz.de. Außerdem: Kann man Kinder bald nur noch in Großstädten bekommen? Wie eine Stadt um ihre Geburtsstation kämpft. Und: Ein Leben im Kornfeld. Unterwegs mit Jürgen Drews. Am Kiosk, eKiosk oder gleich .

Das findet auch Theresa Kalmer, Bundessprecherin der Grünen Jugend. Günther Jauch habe nicht nur in der Sendung mit Varoufakis deutlich gezeigt, dass ihm Einschaltqouten wichtiger sind, als tiefgründige Diskussionen. „Wer seine Prioritäten derart falsch setzt hat im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nichts verloren“, sagte Kalmer der taz.am wochenende.

Außerdem diskutierten mit: Tim Wolff, Chefredakteur der Satirezeitschrift Titanic, Jessica Heesen, die eine Forschungsgruppe zum Thema Medienethik an der Universität Tübingen leitet und der taz-Leser Marc-André Waldvogel, der die Streit-Frage per Mail kommentiert hat.

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1 Kommentar

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  • Alle Talkshows sind inhaltlich von diesem Niveau. Das hier war nur zusätzlich noch besonders billig. Jauch ist kein Journalist, er moderiert eine Spielshow deutlich klarer und interessanter als seine ach so wichtige Talksendung, auf deren Gäste sich offenbar kaum vorbereitet.

    Echte Gespräche, die auch mal längere Abschnitte zulassen, bei denen der Zuschauer mitdenken muss, sind entweder nicht gewünscht oder überfordern das Quotenvieh. Von daher muss Jauch nicht entlassen werden. Man muss nur das Format ersetzen, Information und Unterhaltung wieder stärker trennen und runterkommen von diesem Quotenfetisch.