Die Niederungen des Fußballs: Weißer und männlicher wird’s nicht
Profifußball ist zu absurd geworden, aber die Regionalliga Nordost ist noch einmal ein ganz besonderer Fall. Man könnte Verschwörungen vermuten.
V ielleicht werde ich paranoid, oder es ist tatsächlich eine riesige Verschwörung im Gange. Als ich aufhörte, mich für die höheren Ligen des Profifußballs zu interessieren, weil mir allzu viel daran lächerlich und zynisch erschien, unterbrach Corona den Spielbetrieb der unteren Ligen; seit dieser Saison läuft die Regionalliga Nordost wieder. Aber seitdem tut die Liga, was sie kann, um mir mein zartes Interesse wieder zu verleiden.
Es beginnt mit dem Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV): Bei einem der paar Spiele, bei der TeBe antreten konnte, wollte der Verein für Cura werben, einen Hilfefonds für Opfer rechtsradikaler, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Der Verband untersagte die Werbung, sie sei politisch und deswegen nicht mit den Statuten vereinbar. Außerdem habe man „die Sorge, dass sich eine bestimmte Gruppe von Personen durch die Werbung provoziert fühlen könnte“. Wer aber könnte das sein? Na ja, Rechtsradikale, Rassist*innen und Antisemit*innen eben. Das sind die Leute, deren Gefühle dem NOFV besonders am Herzen liegen.
Passend zu dieser Geisteshaltung grüßt der BFC von der Tabellenspitze. 27 Punkte aus 10 Spielen, 27 Tore geschossen, nur 9 kassiert. Es gibt keinen Verein, dem ich das weniger gönne. Neulich haben sie zu Hause gegen Chemie Leipzig gespielt, und bereits während des Spiels sollen die BFC-Fans mit Kies gefüllte Becher Richtung Chemie-Bank geschmissen haben. Chemie-Spieler Benjamin Luis wurde rassistisch beleidigt, dem Gästetrainer Miroslav Jagatic wurde zugerufen, seine Sippe gehöre vergast.
Auf der anschließenden Pressekonferenz war sich BFC-Trainer Christian Benbennek nicht zu schade zu sagen, dass nichts Besonderes passiert sei, das sei zwar alles nicht schön, aber so sei der Fußball nun einmal. Wahrscheinlich stimmt das aus BFC-Sicht sogar, schließlich hat der Verein in seiner Pressemitteilung beklagt, Gästetrainer, -fans und -spieler hätten die Situation „angeheizt“.
Pool für rassistische Hools
Seit Jahrzehnten ist der BFC ein Pool für rassistische Hools und rechtsextreme Gewaltbereite. Es ist ein Witz, wenn die Vereinsführung jedes Mal die Einzelfalldiskussion aufmacht und ans Ende seiner Pressemitteilung schreibt, der Verein setze „sich auch weiterhin gegen Rassismus ein“ und biete eine sportliche Heimat für Menschen „unabhängig ihrer Herkunft, Religion oder Hautfarbe“. Ob ihre Presseabteilung eigentlich schon mal im Stadion gewesen ist, wenn der BFC spielt? Weil, weißer und männlicher wird’s nicht.
Es gibt auch Leute im Verein, die das wissen: 2017 sagte der Sprecher des Fanprojekts, Arthur Starker: „Ein Banner ‚BFCler gegen Rassismus‘ können wir vergessen.“ Weil, das würde wahrscheinlich, um es in den Worten des NOFV zu formulieren, „eine bestimmte Gruppe von Personen provozieren“.
Der NOFV hat angekündigt, ein Sportgerichtsverfahren einzuleiten. Ebenjenes Sportgericht hat gerade den Saarbrücker Spieler Dennis Erdmann wegen Rassismus für acht Spiele gesperrt. Am Ende wird man ironischerweise dem BFC den Aufstieg wünschen müssen, damit solche Vorfälle wie gegen Chemie besser dokumentiert und verfolgt werden. Es ist eine Verschwörung. Oder jahrzehntelange Untätigkeit von Verantwortlichen und die Bereitschaft, Rücksicht auf Rechtsextreme zu nehmen.
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