piwik no script img

Die Kinotipps für BerlinVon Brücken und Briefen

Eine Werkschau im Arsenal würdigt den französischen Regisseur Bertrand Bonello. Die Eva-Lichtspiele den alten deutschen Film. Die Termine der Woche.

Helmut Käutners „Unter den Brücken“ (1944/50) Foto: Ufa-Filmkunst GmbH/Deutsche Kinemathek

E igentlich hätte Bertrand Bonello selbst anwesend sein sollen zur Eröffnung der großen Retrospektive seiner Filme, die am Freitag im Berliner Arsenal beginnt. Doch wie es meist so kommt in Zeiten von Corona: Bonello wird nicht anwesend sein, ist stattdessen für ein ausführliches Gespräch per Videoschalte eingeplant. Der Wirkung seiner Filme tut das ohnehin keinen Abbruch.

Zur Eröffnung läuft „Zombi Child“, Bonellos bislang letzter Film von 2019, in dem er einen Bogen schlägt von einem Mann, der 1962 in Haiti von den Toten zurückgeholt wird zu einer Gruppe Schülerinnen auf einem französischen Eliteinternat. Bonello erzählt die Geschichte „mit Anleihen beim Horror- und Teeniefilm eine Konstellation, die die Ehrenlegion, französische Kolonialgeschichte, kulturelle Traditionen aus Haiti und deren popkulturelle Effekte verbindet“ (Programmtext)(Eröffnung, 2.10., 20 Uhr).

tazplan

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Auch Bonellos neuster Kurzfilm „Où en êtes-vous? Numéro 2“ ist in der Zeit der coronabedingten Ausgangssperre in Frankreich entstanden. Bonello greift eine Form auf, die er schon 2014 in einem Kurzfilmwählte: einen filmischen Brief an seine Tochter. Eine Selbstauskunft in Zeiten von Corona. Der Film läuft als Begleitung des Jugendrevolte-Dramas „Nocturama“, dessen Bilder der Kurzfilm aufgreift (9. 10. und 17. 10., jeweils 20 Uhr).

Schon lange hält die Reihe „Der alte deutsche Film“ in den Eva-Lichtspielen deutsche Filmgeschichte sichtbar. Am kommenden Mittwochnachmittag läuft nun Helmut Käutners Unter den Brücken. Zwei junge Männer, die auf einem Lastkahn arbeiten und leben. Beide verlieben sich in die gleiche Frau.

Gedreht 1944, die Häuser Berlins zeigen schon erste Bombenschäden, wurde der Film zu Kriegsende noch fertig gestellt, kam jedoch nicht mehr in die Kinos. Die Enge der Räume an Bord, die Offenheit des Himmels: Im Rückblick ist Käutners Film ein Kleinod an poetischer Leichtigkeit dessen beeindruckende Bilder von heute aus den zusätzlichen Mehrwert des Dokumentarischen haben.

Mit dem Wüten der Pandemie in den USA ist auch das Hollywoodkino aktuell in einer Krise. Wer die Zeit nutzen will, eine Hollywood-Perle der jüngeren Zeit erneut zu sehen, wird am Dienstag im Moabiter Filmrauschpalast fündig: das Kino zeigt Quentin Tarantinos „Once Upon a Time in… Hollywood“ in einer analogen 35mm-Kopie in Originalfassung (6. 10., 20 Uhr).

Zu guter letzt: Experimentalfilme mit Kindern zu sehen, ist eigentlich immer eine gute Idee. Im Arsenal präsentieren die beiden Experiementalfilmer:innen Ute Aurand und Robert Beavers ein kindertaugliches halbstündiges Experimentalfilmprogramm mit Filmen, die schnell oder langsam scheinen (4. 10, 16 Uhr).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!