Die Kanzlerin in der Flüchtlingsdebatte: Merkel im Sinkflug
Die Kanzlerin verliert laut mehreren Umfragen an Beliebtheit. Die AfD legt währenddessen auf sechs Prozent zu.
Die Kanzlerin hatte in der Diskussion über den Andrang von Flüchtlingen eindringlich auf die Nöte der Asylbewerber hingewiesen und sich überzeugt gezeigt, dass Deutschland die Herausforderung meistern kann. In den erwähnten Umfragen ging es nicht um die konkreten Gründe für die jeweiligen Entscheidungen der Befragten.
In der Spiegel-Umfrage musste Merkel den Spitzenplatz an Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) abgeben. Von ihm wollten 67 Prozent der Befragten, dass er künftig „eine wichtige Rolle“ spielt. Merkel rutschte auf Rang vier – noch hinter Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU/Rang zwei) und Bundespräsident Joachim Gauck (Rang drei).
Auf die Frage, ob die Kanzlerin auch künftig „eine wichtige Rolle“ spielen sollte, antworteten 63 Prozent der Interviewten mit Ja. Im Vergleich zur letzten Umfrage dieser Art im Juni verschlechterte sich ihr Wert damit um fünf Punkte.
Die Kritik reisst nicht ab
Im ZDF-„Politbarometer“ lag Merkel auf einer Skala von plus 5 bis minus 5 bei einem Durchschnittswert von 1,9 – ihrem schlechtesten Ergebnis in dieser Legislaturperiode. Im aktuellen Wahltrend von Stern und RTL büßte die Kanzlerin drei Punkte auf 49 Prozent ein und erzielte damit den niedrigsten Wert in diesem Jahr.
In der Union gibt es weiter Kritik an Merkels Position in der Flüchtlingsfrage. „Das Leben ist nicht leichter geworden mit den Äußerungen der Kanzlerin“, sagte die Sprecherin für Menschenrechte der Unionsfraktion, Erika Steinbach (CDU), der Zeitung Bild am Sonntag. Die Bevölkerung erwarte von der Union, „dass einem weiteren Zuzug Einhalt geboten wird“. Der frühere Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich fordert eine Obergrenze bei der Flüchtlingsaufnahme. „Wir müssen die falsch gesendeten Signale korrigieren“, sagte der CSU-Politiker.
Die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) legt in einer neuen Wahlumfrage um einen Punkt auf sechs Prozent zu. In dem von Bild am Sonntag in Auftrag gegebenen Sonntagstrend verbesserten sich SPD (25 Prozent) und Linkspartei (10 Prozent) ebenfalls jeweils um einen Prozentpunkt. Die Union erreichte demnach mit 40 Prozent den Wert der Vorwoche, die Grünen bleiben bei 10 Prozent. Die FDP verlor einen Zähler auf 4 Prozent.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Die Wahrheit
Der erste Schnee