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Die CDU und der Fall Hans-Georg MaaßenZur Ikone gemacht

Kommentar von Klaus Hillenbrand

Um den Rechten nicht noch mehr Wähler zu verschaffen, muss die CDU auch unerwünschte Mitglieder tolerieren. Nur Posten dürfen sie keine bekommen.

Kommt jetzt ein Parteiausschlussverfahren für Ex-Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen? Foto: dpa

W er sich die Welt so backen möchte, dass es dort keine Reaktionäre und Rassisten, keine AfD und keinen Hans-Georg Maaßen gibt, für den ist es eine schöne Vorstellung, dass der ehemalige Verfassungsschutzchef die CDU verlassen muss. Die Christdemokraten bewiesen damit ihren Willen, eine eindeutige Grenze gegenüber Feinden der multikulturellen Gesellschaft zu ziehen. Die größte deutsche Partei würde deutlich machen, dass sie sich von ihrer Vergangenheit gelöst hat.

Unglücklicherweise lässt sich die Welt nicht so backen, wie sich viele das wünschen. Und deshalb ist schon die von Annegret Kramp-Karrenbauer ausgelöste Diskussion über einen Parteiausschluss Maaßens schädlich und falsch – nicht nur für die CDU, sondern für den gesamtgesellschaftlichen Diskurs. Die CDU-Vorsitzende bestärkt damit Leute, die von einer Meinungsdiktatur faseln und behaupten, man dürfe nicht mehr sagen, was man denkt.

Sie treibt – zwei Wochen vor Landtagswahlen – der AfD noch mehr Wähler zu, die dieser kruden These anhängen. Sie demonstriert, dass ihr nur noch autoritäre Mittel einfallen, wenn es um eine Debatte mit unterschiedlichen Meinungen geht, so unangenehm diese auch sein mögen – und hilft der AfD so gleich noch einmal. Und: Kramp-Karrenbauer hat aus einem randständigen Pensionär eine Rechts-außen-Ikone gemacht.

Es wäre eine sympathische Vorstellung, dass die gesamte CDU ähnlich liberal und weltoffen gesinnt wäre wie SPD und Grüne – jedenfalls für diejenigen, die diese liberalen und weltoffenen Vorstellungen teilen. Doch in Wahrheit wäre dies das Ende einer Volkspartei: Die CDU muss weiterhin ihre konservative Klientel bedienen, um breite Wählerschichten ansprechen zu können. Sie muss einen Platz auch für Reaktionäre haben, solange diese keine Rechtsextremisten sind.

Schließt sie bestimmte Positionen aus, dann finden Menschen, die sich eben nicht in erster Linie als liberal und weltoffen begreifen, bald innerhalb des demokratischen Spektrums keine politische Heimat mehr – und schließen sich denen an, die die Demokratie zerstören wollen.

Meinungen wie die Maaßens in einer Partei zu dulden, heißt allerdings noch lange nicht, sie auch zu goutieren. Deshalb ist die umgekehrte Vorstellung, dass Hans-Georg Maaßen demnächst zum sächsischen Innenminister aufsteigt, um einiges furchtbarer, als es sein Parteiausschluss wäre.

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taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
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19 Kommentare

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  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    "Um den Rechten nicht noch mehr Wähler zu verschaffen, muss die CDU auch unerwünschte Mitglieder tolerieren. "

    MUSS die CDU? Nochmal, die CDU MUSS??....Die TAZ rückt auch immer weiter nach rechts. Irgendwas an "Kein Fußbreit den Faschisten" wurde intellektuell nicht so ganz verstanden oder nachvollzogen. Stattdessen denkt man in der TAZ und all den anderen scheißliberalen Zeitungen wohl mitterweile "öffnet ein Scheunentor für die Faschisten. dann kochen wir ihnen Suppe und servieren Tee auf dem Sibertablett. Das wird die Rechten beruhigen"

    Intellektuelle Faulheit, Unschärfe und abgestumpftes liberales Geblapper, ist eine Sache die man als Faschismusgegner der TAZ mitterweile vorwerfen MUSS.

    Es war damals schon ein Fehler Sarrazin nicht aus der SPD zu schmeißen. Damit legitimert man nämlich krude Rassentheorien. Erfundener O-ton von einem typischen Volldeppen: "Wenn sogar einer von der linken SPD die Türken genetisch dümmer findet, dann kann ich sie ja als Rechter auch gleich mit niederen Tieren gleichsetzen. Bin ja schließlich kein Linker"



    ^Aber der Maaßen vermutet ja linksradikale Umtriebe in der SPD.

    Hammerhart

    • @6474 (Profil gelöscht):

      Maaßen mag rechtskonservativ sein, aber er ist weit davon entfernt, ein Faschist zu sein. Die inflationäre und unberechtigte Titulierung Andersdenkender als "Faschist" oder "Nazi" nervt, offenbart ein mangelndes Demokratieverständnis und befördert im Übrigen eine Wagenburgmentalität auf der Rechten.

      • 6G
        6474 (Profil gelöscht)
        @Lockenkopf:

        Wo habe ich geschrieben das Maaßen ein Faschist ist? Auszuschließen ist eine gewisse Sympathie für faschistische Positionen bei Maaßen nicht, wenn man seine Äußerungen über Chemnitz oder die SPD betrachtet und seine Rolle im Verfassungschutz im Bezug auf den NSU hinterfragt, aber dennoch habe ich Maaßen nicht als Faschist bezeichnet.

        Ich bezeichne die AFD als mittlerweile in Teilen faschistische und neonazistische Partei und Maaßen ist der Helfershelfer dieser Partei.



        Ich halte Maaßen nicht für dumm, ich halte ihn wegen seiner Kompetenz für gefährlich.

        Das Wort "Bazi"...entschuldigung "Nazi" kommt in meinem ganzen obrigen Text nicht einmal vor. Wasser über deinen Strohmann kipp...

        Und sollen Rechte doch eine Wagenburg bilden. Nicht jeder möchte auf einer Wagenburg leben.

        Ich brauche den rechten Idioten thematisch nicht die ganze Zeit hinterher hecheln, wie es die TAZ mittlerweile macht.

      • @Lockenkopf:

        Das mag ja alles sein, aber seine Agenda unterscheidet sich da doch herzlich wenig. Ein besonders ausgeprägtes Demokratieverständnis spiegelt sie ja nun gerade nicht wieder und die Wagenburgmentalität auf der Rechten besteht doch per se auch ohne eine besondere Förderung schon immer.



        „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!“ (1. Johannes 2,1-6)

  • Da entwickelt sich wohl der Maaßen zum „Sarrazin der CDU“? Die SPD beweist schon seit Jahren, dass es fast unmöglich ist, einen solchen Mann loszuwerden!

  • Jeden Tag lache ich mit meinen Taxifahrern über die Einfalt der deutschen Politiker. AKKs Ansage kam erstaunlich gut an. Warum auch sollten die Sarrazins, Palmers und Maaßens ihren Parteien unaufhörlich Schaden zufügen dürfen? Warum sind jene, die in der Abgrenzung zum Notwendigen Klarheit fordern auf einmal Helfershelfer der Verklärer? AKK hat nichts weiter gesagt, als dass man Leute wie Maaßen auch ausschließen kann, wenn sie der Partei schaden. Darf man sowas schon gar nicht mehr sagen? Gewinnen AfD und ihre Geistesbrüder also jetzt nicht nur, wenn wir sie lügen und hetzen lassen, sondern auch dann, wenn es Widerspruch gibt? Schon klar, die Hetzer mit ihrem offenen und versteckten Rassismus dürfen von uns Meinungsfreiheit erwarten, während alle, die das nicht in Ordnung finden, still zu sein haben, sonst schreibt sogar die taz dich nieder. Schon klar, bei einer Konkurrenz, die aus Knalltüten wie Tichys Keinblick oder Don Alphonso Diabolo besteht, kann man sich natürlich intellektuell erhaben fühlen.



    Und merke, der Feind meines Feindes ist mein Freund, was? Wenn CDU und AfD nicht koalieren ist es besser wenn beide gleich viele Stimmen bekommen? Nein! Wenn wir hier italienische Verhältnisse bekommen, wird die AfD zum Joker oder sie schweißt eine Koalition der Willigen zusammen, die mit ähnlich gravierenden internationalen und nationalen Problemen belastet sein wird wie einst die Weimarer Republik. Aber ach nö, niemand will hier schwarz malen. Bevor ihr hier alles zu Grunde ignoriert habt sind meine Schäfchen jedenfalls im trockenen, warum noch den Kopf dafür hinhalten, dass man Jahrzehnte am predigen war nur um am Ende die Fehler der Menschen und des Raubtier-Kapitalismus auszubaden, die hinlänglich bekannt waren, auf die auch noch stetig aufmerksam gemacht werden aber keinen zu interessieren scheinen. Nein, dass Dillentanten aus Parteien fliegen sollen, das ist deutlich interessanter. Nur weiter so Deutschland.

  • Wenn die Medien sich entschließen könnten, nicht mehr jede Flatulenz dieses Wichtigtuers (und anderer Schwätzer) in die erstrebten Schlagzeilen umzumünzen, wäre schon viel geholfen.

    • @Bitbändiger:

      Seh ich auch genau so. Die „Werteunion“, zu deren Sprecher sich diese zweifelhafte Person hier machen möchte, ist ein Verein außerhalb der CDU/CSU mit ca. 2.000 Mitgliedern gegenüber den 550.000 Mitgliedern der „Union“ insgesamt. Dieser Club repräsentiert gewiss nicht die „Union“, sondern allenfalls deren rechtsradikalen, braunen Rand. Die weitaus größere Nähe zur AfD ist dabei unübersehbar.

      www.tagesschau.de/...erteunion-101.html

    • @Bitbändiger:

      Eben. Hameses nicht was kleiner? - der Häär?

      Muß mann denn - Herr Hillenbrand - “an jeder Mülltonne schnuppern?“ & einen - sorry doch doch - rollenden farts aka trump auf der Gardinenstange - zu einer “Ikone“ Aufgeblasen - Aufblasen? Geht’s noch!



      Wie peinlich selbstbezüglich ist das denn? - pseudoaufklärerisch einem längst wieder schwer & asirechtslastigen Kanzlerwahlverein mit pseudochristlichem Emblem als Handreichung anzudienen: Einen ersichtlich & Guantanamobelegten Rechtsextremisten aus - horribele dictu - demokratischen Gründen in deren eigenen …öh Reihen sturmriemenfest zu belassen. - Alle Nadeln auffe Tanne?

      “Bis zur Kenntlichkeit entstellt“ - ist doch dieser wieder zunehmend bräunlich angefärbten Dunstblase längst wieder weit angemessener.

      kurz - Paschd schonn. Wollnichwoll.



      Nù. Einfach mal wieder - Durchlüften.



      🥚jòò. Besser is das. Normal Schonn •



      “…& dehre!“

      Melodie: Mit Nazis reden



      m.youtube.com/watch?v=Ew_oiu92EG4

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Frage aus dem Off:

    gibt es unter den älteren Semestern jemand, der sich durch UnMaaßen an Dr. Strangelove erinnert fühlt?

    Gruselig ...

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Also - Schonn. Aber - so echt derb - wa! Kaugummikauend mit Bürste kann ich mir diesen Klempner van Schlapphut - nicht so über die Maaßen vorstellen.



      &



      Der finale Ritt mit Cowboy-Hut am Schwenken - wird wohl nur ein schwanker Schwank bleiben. Newahr.



      Normal Schonn. Wollnichwoll.



      Wobei Wobei - Abgang ist überall.

      🥚jòò. Schade eigentlich. Gelle.

  • "Um den Rechten nicht noch mehr Wähler zu verschaffen"

    Was ist eigentlich los? Sind denn alle verrückt geworden?

    Bundesweit liegt die AfD bei 12-14% und es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass sich das noch steigern kann.

    Der Osten ist statistisch überhaupt nicht relevant! Die sind demographisch ausgeblutet. Junge Menschen und auch Frauen - also Menschen, die eher nicht AfD wählen - Menschen mit guter Ausbildung oder Ambition, haben dem Osten den Rücken gekehrt - nicht erst seit 1989.

    Da verschieben sich einfach Mehrheiten. Das ist alles kein Grund zur Panic .... Solange die CDU die AfD nicht in den Sattel hebt.

    Und dafür stehen Maaßen und die "Werte-Union".



    Die planen ganz öffentlich ihren Tag von Potzdam.



    Nach den Wahlen im Osten werden die Proto-Faschisten den bürgerlichen Rest aus der Partei kehren.

    Es wird hohe Zeit für einen "Braune Socken"-Kampagne gegen die CDU.



    Den demokratischen Wählern muss klar gemacht werden, dass das Festhalten an Maaßen signalisiert: Wer AKK wählt kann Höcke bekommen.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Michael Garibaldi:

      Auch wenn ich nicht allen Ihren Aussagen zustimme: die Idee mit der 'Braune Socken-Kampagne' hätte etwas, wenn CDU und AfD identisch wären. Bei aller inhaltlichen Affinität bestehen jedoch auch Unterschiede.

      Das sollten wir der Redlichkeit halber deutlich machen.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Die Unterschiede muss die CDU selber deutlich machen. Macht sie das nicht, verwischt sie die Unterschiede sogar noch und spielt sie das "wir haben verstanden- Spielchen", dann können wir hier auch darauf verzichten zu differenzieren.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Deutlich machen muss man aber auch, dass von der AfD selbst keinerlei Gefahr ausgeht.



        Die Chancen für eine politische Mehrheit sind genau Null. Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung lehnt wesentliche Teile der AfD-Programmatik ab.

        Die Gefahr geht vom rechten Flügel der Union und deren Basis aus, die - aus Frustration über den Machtverlust - einen Rechtsruck der Union erzwingen können, der der Union jede andere Machtoption nimmt.

        Merz oder Maaßen haben keine Machtoption mit den Grünen oder der SPD. Eine Union, die sich nach rechts bewegt, hat nur noch einen möglichen Partner: Höcke (der die AfD - nach meiner Meinung - in Kürze übernehmen wird - ohne dabei signifikant Wähler einzubüßen).

        • @Michael Garibaldi:

          "Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung lehnt wesentliche Teile der AfD-Programmatik ab."

          Angsesichts der Bevölkerungsentwicklung in Afrika dürfte zumindest ein großer Teil der Wähler der Migrationspolitik der nicht-AFD-Parteien ebenfalls skeptisch gegenüberstehen. Man hat halt nur die Wahl zwischen in Deutschland verliebten Fähnchenschwenkern einerseits und in glaubensstarke Weltretter ("wir schaffen das") andererseits.

          Es fehlt irgendwas Vernünftiges dazwischen.

  • Wenn man ihn ohne Gesichtsverlust loswerden wollte, müsste man seine Taten mehr als seine Worte berücksichtigen. Irgendwo läßt sich aus dem CDU/Militär/Polizei/Nazisumpf garantiert Kompromat an die Oberfläche zerren. Aber das trauen die sich nicht.

  • Wer AFD- Positionen vertritt soll auch AFD wählen. Es gibt keinen Anspruch auf ein "konservatives" Feigenblatt und auch nicht auf eine "demokratische" Beheimatung. Es macht auch keinen wirklichen Sinn für die CDU. So werden nur die Grenzen unscharf und weich. Das aber ist die größte Gefahr.

  • Aha. Die CDU soll also eine "liberale" und "weltoffene" Partei sein, nur bestimmte Mitglieder und Wähler, die "Feinde" der "multikulturellen Gesellschaft" ( geht's nicht ' ne Nummer kleiner, reicht nicht "Gegner"?) sollen das aber nicht merken, weil ihre Stimmen gebraucht werden?



    Für mich ist das politischer Betrug, daß hier so etwas und auch noch als Verteidigung der Demokratie verkauft wird, enttäuscht mich.