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Die AfD und das Frauenwahlrecht„Alles Heulsusen“

AfD-OB-Kandidat Hans Mohrmann forderte in einem angeblich sarkastischen Post die Abschaffung des Frauenwahlrechts. Politisches Kalkül?

Auch Merkel ist für Mohrmann eine „Heulsuse“ Foto: imago/Metodi Popow

Hoppla, was war da denn los, Herr Mohrmann? Der AfD-Kandidat für die Darmstädter Oberbürgermeisterwahl, Hans Mohrmann, forderte in einem Facebook-Post die Abschaffung des Frauenwahlrechts: „Alles Heulsusen“ seine Argumentationsbasis. “In der bösen feindlichen Außenwelt laßt bitte uns die Sache regeln“, führt er weiter aus. Und der „Heulsuse Merkel“ steckt er die „Katastrophen Energiewende, Eurorettung und Migrationskrise“ in die Schuhe. Frech.

Der mehrzeilige Post kursiert als Screenshot im Netz und wurde von einigen Usern als Antwort auf die nun bekanntgegebene OB-Kandidatur des Rechtsanwalts aus Ober-Ramstadt gepostet. Das Original des Beitrags hat Mohrmann mittlerweile gelöscht. Die SPD Darmstadt-Dieburg äußerte sich empört und wartet auf Stellungnahme.

Auf Anfrage der taz bestätigt Hans Mohrmann, dass er den Kommentar selbst gepostet habe. „Das war reiner Sarkasmus. Deswegen brauche ich da auch nichts widerrufen“, gibt sich Mohrmann selbstbewusst. Da saß dem Herrn Rechtsanwalt offenbar der Schalk im Nacken. Warum er den Post dann gelöscht habe? Schweigen. „Weil die Leute Satire nicht verstehen.“ Wieder Schweigen.

Schade, denn eigentlich wäre ein derartiger Kurs in der AfD nicht unbegründet. In einer Partei, die sich vornehmlich aus männlichen Wählern speist, könnte man Mohrmanns Beitrag – Satire hin oder her – auch als parteipolitisches Strategiepapier auslegen. In Substanz und Ausführlichkeit in jedem Fall auf AfD-Niveau. Dürfte dann künftig keine Frau mehr den Gang zur Wahlurne antreten, würde sich der Stimmenanteil der AfD um ein paar Prozentpünktchen erhöhen. Bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern wäre die AfD sogar stärkste Kraft geworden, wenn nur Männer mittleren Alters (30 bis 44 bzw. 35 bis 59 Jahren) gewählt hätten.

Hätte Mohrmann seinen Beitrag nicht gelöscht, würde er von der AfD vielleicht sogar schon als Strategie-Fuchs gefeiert. Ehrenmitglied auf Lebenszeit. Partystimmung. Was sagt wohl Frauke Petry dazu?

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4 Kommentare

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  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Ohne weibliche Wähler hätten die Le Pens, Wilders, Straches, Trumps und Höckes noch mehr Prozente. Um Gottes Willen !

  • Gute Güte, jetzt hört doch mal auf, über jeden Furz zu berichten, den irgend ein AfD-Fuzzi produziert. Nichts aus Trump gelernt? JEDE Schlagzeile, JEDER Artikel ist kostenlose PR für diese Leute.

  • wenn er es sarkastisch gemeint haben sollte, ist er also in wirklichkeit der meinung, dass maenner eigentlich das ganze politische geschaeft versauen da nicht so richtig faehig und stets als poser und blender unterwegs, und merkel eine ausgesprochen mutige persoenlichkeit ist. will er das wirklich gemeint haben? oder war das mit dem sarkasmus nur eine bloede ausrede, die billiger kaum sein koennte, da noch nicht mal offensichtlich durchschaubar, sondern noch nicht mal anwendbar, da voellig unbrauchbar? er haette auch sagen koennen: das kilo kartoffeln, bis samstag nur 89 cent. das haette fast mehr sinn gemacht. los, leute, kauft mehr afd.

  • Sicherlich lässt sich vermuten, dass Chauvinismus den Herrn zu seinem indiskutablen Äußerungen veranlasst hat. Sehr nett analysiert.

     

    Naheliegender ist allerdings, dass (wie an anderer Stelle in dieser Zeitung geschrieben) die Afd ihr Wahlkampfprogramm verabschiedet hat, und der Post des Kandidaten davon inspiriert war. Weil die Afd in ihrem Programm verlauten ließ, mit möglichst schrillen Parolen in die Schlagzeilen zu kommen. Um im Gespräch zu bleiben. Um zu provozieren. Andere Politiker. Und Medien. Die das ganze aufnehmen, wiederkäuen und langsam in den politischen Alltag und die politische Diskussion aufnehmen. Gut gemacht an beide Seiten!