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Dickfeindlichkeit in der PandemieDie Corona-Wampe als Feind

Viele freuen sich dieser Tage auf die Rückkehr der „alten Normalität“. Eine Normalität, die für dicke Menschen oft Diskriminierung bedeutet.

Abwertenden Blicken sind dicke Menschen vielerorts ausgesetzt Foto: Eric Brinkhorst/HH/laif

Als dieses verdammte Virus im letzten Jahr unseren Alltag veränderte, wurde ein nicht unerheblicher Teil der sonst mobilen Bevölkerung in die eigenen vier Wände verbannt. Wer nicht in der Fabrik, im Krankenhaus oder anderweitig systemrelevant außer Haus malochte, verbrachte mehr Zeit zu Hause, hatte weniger Bewegung und hortete Snacks für den gefühlten Weltuntergang. Es folgten die ersten Witze und Warnungen über die drohenden Corona-Pfunde. „Lasst uns zusammen dick werden, dann muss ich mich nicht alleine schämen, wenn Corona vorbei ist“, twitterte ein Bekannter.

Auch über ein Jahr später, mit stetig steigenden Impfquoten, kommen neue Kalauer dazu: Kürzlich sah ich ein Comic, auf dem zwei dicke Menschen in ihrem Zuhause vor einer schmalen Tür stehen, darunter der Spruch: „Corona ist weg – aber wie kommen wir da jetzt wieder raus?“ Etliche Medien titelten: „Warum Corona dick macht“ oder „Dick und depressiv durch die Pandemie“. Der Stern warnte in einer Ausgabe vor der „Corona-Wampe“ und empfahl gleich eine Reihe von Diäten.

Die Angst vor dem dicken Bauch generiert mächtige Schlagzeilen – selbst in einer der größten Gesundheitskrisen unserer Zeit: Millionen Corona-Infizierte, allein in Deutschland knapp 90.000 Todesfälle und viele, die auch Monate nach ihrer Infektion noch von gesundheitlichen Einschränkungen berichten. Wer diese Artikel liest, könnte meinen, der wirkliche Feind dieser Zeit sei die Corona-Wampe. Manche scheinen mehr Angst vor ein paar Pfunden als vor einer veritablen Infektionskrankheit mit potenziell tödlichem Verlauf zu haben.

Es überrascht nicht. Hohes Gewicht wird seit den 1990er Jahren als „globale Epidemie“ gerahmt, zentral war da eine Konferenz der Weltgesundheitsorganisation von 1997 mit dem richtungsweisenden Titel: „Adipositas: Verhütung und Bewältigung einer weltweiten Epidemie“. Nach dieser Konferenz wurde eine weltweit einheitliche Definition für Gewichtskategorien geschaffen. Herhalten musste der bereits existierende, aber in Deutschland bis dato kaum angewandte Body-Mass-Index, kurz BMI. Dieser steht in einer rassistischen Geschichte des Vermessens und Kategorisierens von Menschen anhand körperlicher Merkmale. Die Norm stellt hier der weiße, schlanke und nichtbehinderte Körper dar.

Gerade noch „normal“, nun „übergewichtig“

Mittels einer einfachen Rechnung konnte nun jeder Mensch ausrechnen, ob er „Normalgewicht“ hat. Nebenbei lernt man, wer aus diesem „normal“ rausdefiniert wird: Menschen mit hohem Gewicht. Die neu definierten Grenzwerte setzten sich binnen weniger Jahre weltweit durch. Heute hängen BMI-Tabellen in Arztpraxen, Gesundheits- und Sportzentren und teilen uns fein säuberlich in Boxen ein, die Auskunft über unsere Gesundheit, gar über unsere Lebenserwartung geben sollen. In den USA, in denen vor der globalen Vereinheitlichung des BMI viel höhere Werte galten, wurden nach Übernahme der neuen Maßeinheiten ganze 35 Millionen Menschen mehr als übergewichtig definiert – ohne, dass sie auch nur ein einziges Pfund zugelegt hatten.

Die Autorin

Magda Albrecht ist Autorin und politische Referentin. 2018 erschien ihr Buch „Fa(t)shionista – Rund und glücklich durchs Leben“

Wer vorher als „normal“ galt, war nun „übergewichtig“. Profitiert haben vor allem die milliardenschweren Pharma- und Diätindustrien; einige ihrer Akteure hatten die oben erwähnte Konferenz übrigens mitorganisiert.

Die neu definierten „Übergewichtigen“ ließen die sogenannte Dicken­epidemie nicht nur real aussehen, sondern versprachen auch einen lukrativen Absatzmarkt. Diätprodukte, Diätpillen, Abnehmkuren, Fitnessgeräte, you name it. Die Berichterstattung über die angebliche „Killerkrankheit Übergewicht“ begann sich zu überschlagen. Dabei ist die einfache Erzählung „dick gleich ungesund“ wissenschaftlich höchst umstritten. Studien gibt es zuhauf, einheitliche Antworten nicht.

Und obwohl so viel über Gesundheit und Dicksein gesprochen wird, bleibt ein Thema gänzlich ausgespart, nämlich was Pathologisierung, also die pauschale Einordnung eines hochgewichtigen Körpers als „krank“ oder zumindest „gefährdet“, mit der Gesundheit von dicken Menschen macht. Hat die aktuelle Angst vor den Corona-Pfunden womöglich mehr mit restriktiven Körpernormen (mit denen sich eine Stange Geld verdienen lässt!) als mit Gesundheit zu tun? Ich meine: ja.

Noch bevor ich lesen oder schreiben konnte, wurde ich von Ärztinnen zum Kalorienzählen animiert. Wenn ich eines als Kind gelernt habe, dann, dass mein Körper „falsch“ sei: Zu viel, nicht schön genug, krankheitsgefährdet. Schon als Jugendliche hatte ich eine Diätkarriere hinter mir, die sich sehen lassen kann: Abnehmcamps, etliche gescheiterte Diäten, viele Tränen. Gesund war das nicht. Im Gegenteil: Vielmehr haben sich Gefühle der Unzulänglichkeit, des Scheiterns festgesetzt, die mich bis heute begleiten, auch wenn sich meine Wut heute nicht mehr gegen meinen Körper, sondern dessen Abwertung richtet.

Stigmata mit Folgen

Die Selbstzweifel entstehen nicht im luftleeren Raum: In der repräsentativen XXL-Studie der DAK-Gesundheit von 2016 gaben über 70 Prozent der Befragten an, dass sie hochgewichtige Menschen „unästhetisch“ finden. 15 Prozent vermeiden den Kontakt mit ihnen. Dicksein steht heute für vieles, was im Kapitalismus einer Todsünde gleicht: Faulheit, Armut, mangelnde Attraktivität, niedriger Bildungsgrad, unangenehme Gerüche. Diese Stigmata sind nicht folgenlos. Sie zeigen sich in den kleinen täglichen Abwertungen, ja, auch in Form von Witzchen. Oder sie manifestieren sich strukturell, zum Beispiel, wenn dicken Frauen im Berufsleben weniger zugetraut wird, was sich in geringere Aufstiegschancen und niedrigere Gehälter übersetzt.

Der lauter werdende Ruf nach einem „Zurück in die alte Normalität“ nach der Coronapandemie ist für mich daher ambivalent. Zurück ins Büro und mit den Kol­le­g*in­nen klönen, Ausflüge machen, fette Partys feiern. Den Wunsch verstehe ich, gleichzeitig weiß ich: Das alte Normal war auch nicht so geil. Was ich im Homeoffice ganz sicher nicht vermisst habe, sind die dummen Sprüche auf der Straße, die abwertenden Blicke im Freibad oder die kalorienzählenden Kolleg*innen; kurz: die ständige Erinnerung daran, dass ein dicker Körper unerwünscht ist.

Aber wenn auf etwas Verlass ist, dann auf die kreischenden Headlines, die vor den Corona-Pfunden warnen. Bloß nicht vergessen, dass der dicke Körper als Risiko für alles Mögliche gilt. Egal, ob Kopf-, Rücken- oder Menstruationsschmerzen, Bluthochdruck oder Depressionen, einen ärztlichen Tipp kennen die meisten dicken Menschen: Nimm ab! Ich fühle mich immer etwas lächerlich, wenn ich daran erinnern muss, dass auch dicke Menschen komplexe Wesen sind – und Kilos nicht an allem „schuld“ sind.

Die Tatsache, dass Hochgewichtige in den Corona-Impfpriorisierungen der Bundesregierung relativ weit oben auftauchten, hat mich trotzdem überrascht: Menschen mit einem BMI über 40 landeten in der zweiten Priorisierungsgruppe, Menschen mit einem BMI über 30 in der dritten. Während andere – darunter auch Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen sowie ihre Angehörigen – dafür kämpfen mussten, überhaupt priorisierten Zugang zu Impfungen zu erhalten, wie die Psychologin und Journalistin Rebecca Maskos für die Blätter herausarbeitete, galten dicke Menschen allein aufgrund ihres Gewichts als Risikogruppe.

Hengameh Yaghoobifarah schrieb dazu kürzlich in der taz: „Verbirgt sich hinter der pauschalen Einstufung von Menschen mit Ü-30-BMI als Risikogruppe Fat-Shaming? Mag sein. Ist der BMI ein fragwürdiges Konzept? Safe. Feiere ich diese Entscheidung trotzdem? Definitiv. Zum ersten Mal springt aus meinem Gewicht ein Privileg für mich raus.“

Oder wie ich es nennen würde: Ausgleichende Gerechtigkeit. In einer Gesundheitskrise, in der Menschen mit Körpern, die nicht der Norm entsprechen, auf unterbezahltes und überarbeitetes Personal treffen, das wenig Zeit und mitunter zu wenig Sensibilität für (Mehrfach-)Diskriminierung hat, bekommt das Wort Risikogruppe eine ganz neue Bedeutung.

Dagegen helfen übrigens nicht nur Fortbildungen zu Antidiskriminierung. Wir brauchen ein Gesundheitssystem, das nicht Profite, sondern den Menschen zentriert. Wem die Gesundheit von dicken Menschen, ach, was rede ich, von allen Menschen wirklich am Herzen liegt, lässt die dickenfeindlichen Witzchen sein und steckt die Energie lieber in den Kampf für eine flächendeckende, diskriminierungssensible Gesundheitsversorgung.

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32 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Der Grundaussage des Artikels, nämlich dass man andere Menschen nicht herablassend behandeln sollte, stimme ich definitiv zu. Aber hier werden so viele Faktoren zusammengeworfen, dass es etwas schwerfällt zu verstehen, was darüber hinaus er eigentlich will.



    Das beginnt schon mit der seltsamen Argumentation, dass anscheinend jegliche Beschäftigung mit Corona, welche nicht direkt die zahlreichen Toten und gesundheitlichen Langzeitfolgen thematisiert, als nicht angemessen betrachtet wird. Dabei wird die Autorin aber wahrscheinlich andere Corona-verwandte Betrachtungen, wie zum Beispiel den Einfluss auf Digitalisierung, Konsumverhalten, persönlichen Beziehungen, etc. nicht weiter kritisch sehen.



    Dann werden einerseits medizinische Vorstellungen bezüglich Übergewicht als rein akademisch und konstruiert dargestellt (was in einem gewissen Rahmen durchaus angebracht ist), aber gleich darauf wird erwähnt, wie 70 % der Menschen „Hochgewichtige“ (nicht Übergewichtige) unästhetisch finden, was ja nun mal ein empfindungsmäßiger Fakt ist, der mit medizinischen Sichtweisen nichts zu tun hat. Und anschließend werden medizinische Standards, ästhetisches Empfinden und natürlich die Berichterstattung über das Thema selber als Folgen eines hemmungslosen Kapitalismus „entlarvt“.



    Wenn Leute dann mal nicht dick werden wollen, und dies auch in selbstironischer Form sagen, sind sie quasi bereits blinde Mitläufer in einem kapitalistischen Diskriminierungshamsterrad und können keine Selbstaussagen mehr treffen ohne damit gleich Fat-Shaming zu betreiben



    Nicht falsch verstehen, Diskriminierung gegen übergewichtige Menschen (und auch solche mit anderen Merkmalen) ist ein reales, trauriges Problem, aber können wir bei der Bekämpfung die ständige Verquickung mit irgendwelchen ideologischen Begründungen auch mal sein lassen? Das gilt übrigens in beide Richtungen. Denn sonst machen wir anderen Menschen ja auch keine Vorwürfe, wenn ihre Gewohnheiten ihr Leben potentiell verkürzen könnten.

  • Wilkinson und Pickett stellen in ihrem Buch "Gleichheit. Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind" überzeugend dar, dass im Globalen Norden soziale Ungleichheit zu erhöhten Raten von Übergewicht führt. Wir brauchen also nicht nur ein diskriminierungsfreies Gesundheitssystem, sondern auch egalitärere Gesellschaften.

  • Das Problem lässt sich zumindest teilweise auf Ernährungsgewohnheiten zurückführen. Gesunde Nahrung ist oft kalorienarm und führt zu positiver Befindlichkeit.

  • "dass auch dicke Menschen komplexe Wesen sind – und Kilos nicht an allem „schuld“ sind."

    Stimmt. Wer glaubt schon an Wissenschaft, die die oben genannten Zusammenhänge (auch kausal) nachweisen kann. Man kann es sich auch schönreden. Wie wäre es, von beiden Extremen wegzugehen und die Sache anstatt nur emotional auch realistisch zu sehen?

  • Ab wann ist Übergewicht tatsächlich gesundheitsgefährdend?

    Ab dem Tag an dem der restliche Körper oder einzelne Bestandteile damit nicht mehr zurechtkommen. Das ist bei jedem anders, früher oder später, stärker oder leichter. Ist wie mit "Mein Opa rauchte bis er 90 wurde".

    Die Gesundheitsgefahr ist ganz einfach: Bei 350 Kilo stirbt man, bei 30 kg auch. Jetzt macht man eine Kurve und wird erkennen das bei 50-90kg die wenigsten frühsterben. Zieh dein Schüsse selber.

    Und die Diskriminierung bekommen wie niemals weg. Es gibt hell und dunkel und git und böse. Wir könnten nur beide abschaffen. Nur wie erklären wir dann das zu dick schlecht wäre

    Ich traue mich bei BMI 35 nicht im Badezeug in Garten, mein Nachbar hat 45 und bräunt sich.

    Ich fand schon immer wir sollten die schwarz haarigen Mobben, davon gibts viel mehr.

  • (als Nachtrag zu meinem letzten Kommentar: Fat-shaming und soziale Abwertung von dicken Menschen wird im Artikel zu Beginn auch aufgegriffen. Das ist natürlich keine logische Folgerung aus der Betrachtungsweise, dass Übergewicht gesundheitsgefährdend ist und wird zurecht kritisiert)

  • Ich fragte mich beim Lesen dieses Artikels endlich, wann denn der Inhalt kommt. Wann kommen die Argumente und Begründungen dafür, dass Übergewicht nach BMI keine Gesundheitsrisiken mit sich bringt? Ab wann ist Übergewicht tatsächlich gesundheitsgefährdend? Inwiefern fließt die Hautfarbe in die Berechnung des BMI ein und macht weiße Menschen zur Norm?

    Leider liefert der Artikel dazu keine Hintergründe und zählt stattdessen nur Dinge auf, die nach einer Betrachtung von Übergewicht als gesundheitsgefährdend völlig logisch sind. Eine kritische Auseinandersetzung mit dieser Betrachtungsweise scheint der Artikel gar nicht zu versuchen. Schade.

    • @jano:

      Im Grunde geht es nicht um die Frage ob Übergewicht ungesund ist - sondern in der kulturellen Abwertug von "dick-sein" das schon bei kleinen Kindern spätestens in der Schule losgeht, dass Kinder über ihr Gewicht gehänselt werden und Abwertung erfahren. Und da spielt die Verknüpfung dick-sein, kulturelle Abwertung und Unterschichtsbilder eine wichtige Rolle. Die Debatte um Gesundheitsgefährdung ist da nur eine Rationalisierung

      • @Jaehn:

        Um die soziale Abwertung geht es in dem Artikel eben nicht nur. Dazu habe ich auch noch einen kleinen Nachtrag verfasst, also dass mein Kommentar nicht auf Kritik an sozialer Abwertung bezogen ist.

        Im Artikel wird aber in mehreren Absätzen kritisiert, dass Übergewicht überhaupt als Gesundheitsrisiko eingeordnet wird. Es werden Ärzte kritisiert, die Menschen Übergewicht diagnostizieren, und ihnen Tipps zum Abnehmen geben. Es wird behauptet, der BMI sei Teil eines größeren Systems, das geschaffen wurde, um weiße, dünne Menschen zur Norm zu erheben. Es wird angedeutet, Maßnahmen der WHO seien von nicht näher spezifizierten Konzernen mitbeeinflusst.

        Ohne nähere Hintergründe ist das nicht mehr und nicht weniger als eine Verschwörungserzählung.

        Das finde ich sehr schade, weil einige der im Artikel nebenbei angerissenen Punkte tatsächlich stimmen: Oft werden bei dicken Menschen Gesundheitsprobleme, die nichts mit dem Übergewicht zu tun haben, dem Übergewicht zugeschrieben, wodurch sie nicht behandelt werden. Dicke Menschen werden nach wie vor oft vorverurteilt und gesellschaftlich abgewertet. Dass das hier in einem Atemzug mit solchen Verschwörungserzählungen erwähnt wird, sorgt sicher nicht dafür, dass Menschen diese Probleme ernst nehmen und ihr Verhalten überdenken - denn selbst wer die Verschwörungserzählung ernst nimmt, weiß ja, dass er selbst nicht Teil der Verschwörung ist.

  • #FreeHengameh



    Deutschland als geschlossene Gesellschaft fordert einen psychischen Ausgleich! Der Sommer der Tabubrüche! Kinder dürfen regieren üben!



    Eltern dürfen schlafen wo immer sie wollen. Im Bett, unterm Kinderwagen, demonstrativ unterm Schreibtisch im Home Office. Oder gleich daneben auf der Couch.



    Die Polizei und alle freiwilligen Amtsträger bekommen für einen kurzen Moment ihren Lebenswillen zurück und dürfen Kindern endlich so lange Eis austeilen, bis diese den goldenen Zuckerschock erreichen



    Ganz Mutige, stellen sich auf die Querdenker Bühne und versuchen den Kindern zu erklären, wie ein Perpetuum Mobile funtionieren kann und sollte; bis endlich allen Kindern klar wird, Zeit ins Bett zu gehen.



    Danach werden formlos und schweigsam alle Menschen weltweit gleichzeitig hoppsen. Von nun an ein täglicher Beweis, dass die Welt genau dass ist, was Du suchst. Flach

    Ich könnte so weitermachen. Aber ich muss noch in der Schule meine Tochter abmelden. Die hat Bauchweh. Wegen Sommer und so.



    Ist auch besser so.



    Denn nun kommt Hengameh und fordert Ihren ersten Meilenstein. Hengameh wird von nun an ganze acht Jahre vorbereitet. Und auch der gealterte Marshall Mathers betritt den Raum. Die beiden sind seit jeher befreundet und haben sich seit Generationen nicht mehr umarmt.

    Sie haben das Game erfunden. Der Kern aller Theorien.



    Nun ist die Menschheit bereit: Die wahren Götter angekommen, Ihre Botschaften zu verkünden.



    Herrsche und Teile wird ab nun das neue Dogma. Oder auch ein anderes oder noch viel mehr.



    Ich bin nur der Mockinbird und sorge für eine fröhliche Zwitscherkultur... Wer sich allerdings immer noch den Clash of the Cultures wünscht, dem sei geholfen: die Stinson Backpfeife feiert ihr Comeback. Ein gewisses Maß an Angst sollte bleiben. Den Rest teilen sich die ganzen anderen unter-einander auf und die Kinder haben mehr Rechte als Erwachsene.

    Ich will den Sommer mit Tabubruch und Aufrichtigkeit einleiten!



    Genauso stelle ich mir die Zukunft vor.

    Die_Sandraste

  • Wenn de weiße, schlanke Körper als Norm genommen wurde, sind dann PoC, die schlank sind, abweichend von der Norm? Und die vielen übergewichtigen bis adipösen Weißen auch? Sind die dann besonders extrem abweichend von der Norm, weil der weiße, schlanke Körper ja die Norm wäre?



    Also: Wäre es für PoC oder bestimmte PoC normal, übergewichtig zu sein und für Weiße nicht?

    Und so weit mir bekannt ist, wurden VIELE laterale Probleme des Lockdowns in Artikeln diskutiert, zum Beispiel häusliche Gewalt, Überforderung, Langeweile, Depression, Alkoholkonsum.

    Und noch mal zur Ausgangsfrage: Ist ein dicker schwarzer Mensch also normal, ein dicker Weißer aber nicht? Ist Übergewicht dann bei Weißen deutlich schlimmer als bei anderen, weil bei ihnen Schlanksein die Norm ist?



    Gibt es nicht in jeder Bevölkerungsgruppe schlank, leicht übergewichtige, übergewichtige und adipöse Menschen und ist nicht der Grund - abgsehen von Kulturen, die Übergewicht als attraktiv betrachten - oft der gleiche: zu leichter Zugang zu Fett- und Zuckerhaltigem und Rückgriff darauf bei Stress?

  • Ich finde das ist ein zweischneidiges Schwert.

    Zum Einen bin ich ein Verfechter der persönlichen Freiheit über den eigenen Körper. Wie gesundheitsbewusst (oder eben auch nicht) einer Person sich verhält, sollte ihre eigene Entscheidung sein.

    Zum Anderen finde ich es aber auch falsch, wenn eine sogenannte "Body Positivity" suggerieren will, dass Fettleibigkeit nicht ungesund wäre. Fettleibigkeit ist nun mal ungesund, auch wenn das manchen Menschen nicht in ihr politischen Weltbild passen mag.

    Ich persönlich sehe da auch Unterschiede zwischen füllig und krankhaft adipös. Meine beiden "best female friends" sind beide recht voluminös und ich finde sie (obwohl ich rein platonisch mit ihnen befreundet sind) absolut attraktiv und wunderschön. Sie sind eben aktiv, selbstbewusst und haben einfach eine tolle Ausstrahlung.

    Wenn allerdings eine Person sich vor lauter Fett nur noch in einem Watschelgang vorwärtsbewegen und ohne Zuhilfenahme der Hände nicht mehr vom Sofa aufstehen kann, dann ist das einfach krankhaft und nicht schön und das muss man auch so benennen dürfen. Auch wenn man die betroffenen Personen natürlich nicht öffentlich verspotten sollte, was bereits die Höflichkeit gebietet.

    • @Florian K.:

      Es geht beides! Man kann die Menschen leben lassen, wie sie wollen. Man kann außerdem (das widerspricht sich nicht) auf die negativen Folgen hinweisen. So macht man das auch mit den Rauchern.

  • Ist die Verwendung des Wortes "Corona-Wampe" nicht Teil der Diskriminierung?

    Würde man bei Alkoholikern "Säufer" schreiben?

    Wenn einige hier meinen, dass Leute mit Gewichtsproblemen einfach nur willensschwache Luschen wären, befördern sie die Debatte 50 Jahre in die Vergangenheit. Und was Schönheitsideale angeht, die unterliegen seit jeher dem Wandel. Schon mal etwas von Rubens gehört?

    Und: Die Dicken haben die Mehrheit.

    "Zwei Drittel der Männer (67 %) und die Hälfte der Frauen (53 %) in Deutschland sind übergewichtig. Ein Viertel der Erwachsenen (23 % der Männer und 24 % der Frauen) ist stark übergewichtig (adipös)."

    RKI

    Also, zieht euch warm an ihr Dünnen. Zu dünn ist übrigens auch eine Störung. Wie würde die dann hier genannt werden?

    "Hungerhaken" vielleicht?

  • Eine gute Doku zu dem Thema hat Arte zu bieten,



    www.youtube.com/watch?v=h4xCPQ1pjxA

  • Ich finde einige Kommentare hier echt bezeichnend. Mich wundert wie viele Menschen, die selber Übergewicht haben sich hier ebenfalls recht abwertend äußern.



    Klar, ab einer gewissen Grenze ist Übergewicht sicher nicht gesund. Das Gleiche gilt allerdings für Untergewicht (das sage ich als Mann, der selber eher ein Strohhalm ist).

    Wenn das Thema Untergewicht zur Sprache kommt, fühlen sich aber seltsamerweise nicht sämtliche Kommentatoren bemüßigt, zu betonen, dass ihnen das nicht gefällt. Ich finde diese tiefe Assosation von Übergewicht mit Unatraktivität sehr interessant (zumal der Umkehrschluss für Untergewicht in unserer Gesellschaft ja nicht automatisch gilt).

    Für mich ist Gewicht eine Kategorie, die nur eine sehr untergeordnete Rolle dabei spielt wie attraktiv ich jemanden finde. Wenn eine Frau mit 50 kg schön ist, weil sie ein schönes Lächeln hat und eine Art hat, die mich anzieht, dann wären diese Qualitäten ja nicht weg wenn sie 100 kg wiegen würde. Und ich finde eine übergewichtige Frau auch nicht zwangsläufig nur trotz ihres Gewichts attraktiv. Verschiedene Körperformen haben ihre eigenen Reize, dabei wird auch oft vergessen, dass Attraktivität auch kontextuell ist. Ein Körper wird auch als schön empfunden, weil er zu einer Person gehört, für die man etwas empfindet.

    Ich hatte schonmal eine mollige Freundin (es war alles andere als extrem) und als wir uns das erste mal näher gekommen sind, war ihr total unwohl dabei und sie hat sich fast schon dafür entschuldigt so zu sein wie sie ist.



    Das macht mich heute noch traurig, dass so eine wunderschöne und liebe Frau anscheinend so viele dumme Kommentare hören musste, dass sie sich selber nicht mehr attraktiv fand.

    Man kann persönlich attraktiv finden was man will, aber dumme Kommentare helfen Übergewichtigen nicht beim Abnehmen. Und jeder Mensch sollte am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können ohne wegen seines Aussehens blosgestellt zu werden. Das sollte selbstverständlich sein!

    • @Huege:

      Wunderbar geschrieben! Sie sind ein sehr empathischer Mensch.

    • @Huege:

      Kommentar entfernt. Bitte verzichten Sie auf pauschale Unterstellungen. Danke, die Moderation

      • @hderk:

        Danke Moderation, hatte die Regel übersehen dass pauschale Unterstellungen hier nur innerhalb von redaktionellen Texten erlaubt sind :)

  • Alles eine Frage der Perspektive: "Das ist kein Fett - das ist erotische Schwingmasse"!

  • Oh ja, ..." ich bin ja selbst total dick ... aaaber ... alle Dicken sind eigentlich fette, faule Schweine, die selbst Schuld an ihrem eingebildeten Problem sind."

    Solche Kommentare liebe ich, kannte ich in der taz noch nicht. Aber klar, diese Klientel macht sich überall breit und versucht, den alten, weißen Mann im Geiste zu verteidigen - auf allen Plattformen und Medien.

    Rassissmus gibt es nicht, Fat Shaming gibt es auch nicht und die Betroffenen, die seit ihrer Kindheit zu Hören und zu Spüren bekommen, dass sie fett und krank sind und deshalb nicht der "gesunden Norm" entsprechen, gefallen sich nur einfach nicht. Grundlos.

    Geht mir weg mit solchen Sprüchen!

    • @Sciaridae:

      Also, ich (leider BMI 30, aber fallende Tendenz da ich mich zusammenreiße was zugegebenermaßen nicht so bequem ist) finde es immer schade dass Leute, anstatt die Ursachen zu sehen und anzugehen, lieber die (gefühlten) Symptome einfach verbieten wollen.

      Dabei ist der erste Ansatz doch genau das Gegenteil des propagierten "weißen Mannes" der nur am Status Quo festhalten will - denn der "alte Weiße Mann" ist doch angeblich gerade der, der sich im Geiste nicht verändern will, sich bedroht fühlt und den anderen sagt "Geht mir weg", und wissenschaftliche Erkenntnisse nicht anerkennt?

      Naja, ich für meinen Teil denke dass insbesonders beim eigenen Lebensstil jeder seines Glückes Schmied ist.



      Anders als beim Rassismus der laut einigen damit zu vergleichen ist (ich lehne diese Relativierung ab), handelt es sich hier ja lediglich um ein schlechtes Verhaltensmuster und nicht um eine angeborene Herkunft oder Hautfarbe für die man nichts kann und die auch nicht zu ändern ist!

      Aber das sieht wohl nicht jeder so und sucht die Schuld an seinem Unglück lieber bei jemand anderem, wie der Gesellschaft, den Reichen, der Politik, den Nazis, den Medien, den Schönheitsidealen aus der Werbung, der bösen Nahrungsmittelindustrie, den Ärzten, den Trollen im Internet, den Genen, Corona, Impfungen, ominöse alte weiße Männer, usw ;).

  • Um es mal drastisch auszudrücken (siehe Disclaimer am Ende):

    Wenn die Leute die angebliche Abwertung nicht aushalten (die zumeist eh nur eingebildet ist, so werden zufällige Blicke gleich als "er schaut mich an weil ich fett bin" interpretiert, ich denke diese Scham-Gedanken kommen eher daher dass man sich eben selbst nicht gefällt), sollen sie eben absprecken.



    Für mich gibt es keinen Grund, einen gesundheitsschädlichen Lebensstil (Übermaß an kalorienreicher Nahrung, wenig Bewegung) mit Verweis auf Diskriminierung zu relativieren, ausgeschlossen die Personen die aus medizinischen Gründen dick sind, aber das ist nur eine Minderheit.



    Die schädlichen Langzeitfolgen von zu viel Körperfett am Bauch, schlechten Blutwerten und Überlastung des Bewegungsapparates sind klar medizinisch belegt. Dass die Fettleibigen nun in die Corona-Risikogruppen aufstiegen hängt mW danach zusammen, dass diese laut der Daten vorher auffallend häufig von schweren Symptomen betroffen waren. Taz-typisch kommt der Artikel natürlich nicht mit einem Verweis auf Rassismus aus, aber den BMI mit damit in Verbindung zu bringen ist einfach nur peinlich.

    Disclaimer: Ich bin selbst ordentlich übergewichtig, aber ich arbeite dran (ma wieder). Und ich weiß dass nur ich mit meiner Faulheit und Maßlosigkeit selbst daran schuld bin. Gerade beim eigenen Lebensstil sind "die anderen" ausnahmsweise mal nicht schuld ;)

    • @hderk:

      Ich finde, dass das Wort 'Schuld' nicht richtig ist. So ganz hat man nämlich nicht in der Hand, ob man zum Dicksein neigt oder nicht - und Schuldgefühle bringen auch kein gutes Selbstwertgefühl, worunter auch das Körpergefühl zählt. Ich war immer 'normalgewichtig' ohne bewusstes eigenes Zutun, meine Schwester hingegen hatte jedes Jahr ein paar Kilo zugelegt, bis sie wirklich dick war - und das, obwohl sie immer wieder bewusst versuchte, abzunehmen. Durch sie habe ich gelernt, dass es nicht um Faulheit und Maßlosigkeit geht (klar, hat sie mehr als ich gegessen), sondern dass die Ursachen und Hintergründe viel komplizierter sind, als ich sie jetzt kurz beschreiben könnte/möchte.

      • @resto:

        Jein. Von Details abgesehen nimmt man zu, wenn man mehr Kalorien isst als man verbrennt, das ist nun mal die Physik. Klar mag es interindividuelle Unterschiede bei der Effizienz der Kalorienverwertung geben, vielleicht die Darmflora, oder Unterschiede im Grundbedarf durch Gewicht oder Muskelanteil, oder sonstwas.

        Wenn ihre Schwester (von der ich wegen der Verwandtschaft einen ähnlichen Stoffwechsel und Körpermaße annehme, mögliche Unterschiede Mann/Frau mal ausgeblendet), nun bei ähnlicher Aktivität eben mehr isst als Sie mit konstantem Gewicht, wie Sie schrieben, wird sie zunehmen.

        Eine vereinfachte Modellrechnung:



        - 1 Kilo Fettgewebe entspricht bei typischem Stoffwechsel angeblich grob 7000 kcal Energie aus der Nahrung



        - "Ein paar" Kilos pro Jahr sind, z.B. 5 kg, sind also 35000 kcal mehr gegessen im Jahr, als wenn das Gewicht konstant bleibt



        - Das wären dann pro Tag nur ganze 96 kcal mehr gegessen (also ein Drittel eines Snickers Riegel) und schon hat man die Kilos am Ende des Jahres drauf!

        Wie Sie sehen, macht "ein wenig mehr essen" eben doch einen Unterschied, unabhängig von Genen etc.

        • @hderk:

          PS: Vereinfacht ist die Rechnung v.a. dahingegen, dass ich dreist den steigenden Grundbedarf und Leistungsbedarf bei steigendem Körpergewicht vernachlässigt habe, die kontinuierlich mehr gegessene Kalorienmenge liegt also höher als angegeben (und ist auch stark abhängig vom Ausgangsgewicht, daher ist das Ergebnis nicht so klar darzustellen). Wie auch immer, es war nur eine grobe Modellrechnung :)

    • @hderk:

      Ehrlich und realistisch. Finde ich gut.

    • @hderk:

      Ich finde Ihr persönliches Eingeständnis sehr bemerkenswert. So etwas lese ich selten in diesem Kontext und ich glaube diese Botschaft ist wichtig für alle ob dick oder nicht.

  • Der Kommentar wurde entfernt.



    Die Moderation

  • Dick ist ganz einfach ungesund, das kann man sich doch nicht schönreden. Ein BMI von 30 oder gar 40 kommt mit erhöhtem Risiko für Diabetes, Herzkrankheiten und Gelenkerkrankungen daher, die Sterbestatistiken sind da schon ziemlich eindeutig. Dass viele das nicht ästhetisch finden, ist eine ander Sache - diskriminierend ist es aber nicht. Ich finde Übergewicht auch nicht sexy, genausowenig wie O-Beine oder Pickel. Und niemand wird mich dazu bringen, das schön zu finden - auch nicht, wenn jemand sich dadurch diskriminiert fühlt.

    • @Sandra Becker:

      Es gibt einen unterschied zwischen "mich dazu bringen, das schön zu finden" und zu erwarten, dass Leute übergewichtige Menschen nicht diskriminieren. Wenn ich lese, dass 15 Prozent den Umgang mit dicken Menschen meiden, dann wird mir echt schlecht. In so einer Gesellschaft möchte ich nicht leben.

      Jeder kann attraktiv finden was er will. Was aber überhaupt nicht geht ist, wenn man dumme Kommentare macht. Jeder Mensch hat ein Recht am öffentlichen Leben teilzunehmen ohne verurteilt zu werden, solange er niemandem schadet.

      nur zur Info BMI 20, nur falls mir vorgeworfen wird ich wäre voreingenommen.

  • Kommentar entfernt. Bitte verzichten Sie auf Pauschalisierungen. Danke, die Moderation