Deutscher in den Paradise Papers: Lachende Sonne vor der Isle of Man
Auch das Daddelimperium Merkur von Paul Gauselmann taucht in den Paradise Papers auf. Der Unternehmer agiert in einer rechtlichen Grauzone.
1974 hat der Paul Gauselmann in Delmenhorst seine erste Spielothek eröffnet, heute ist er Chef eines Glücksspielimperiums. Mit 12.000 Mitarbeitern und 2,5 Milliarden Euro Umsatz ist es deutscher Marktführer. Das Logo der Firma ist eine lachende Sonne. Gut 45.000 Automaten produziert Gauselmann jedes Jahr, über die Hälfte der bundesweit 250.000 Geldspielgeräte stammen aus seiner Produktion. Marktführer ist er auch mit seinen mehr als 200 Spielhallen bundesweit. Dazu kommen rund 300 Spielstätten in neun Ländern Europas.
Doch das reicht Gauselmann nicht. In den Paradise Papers taucht der Ostwestfale nun neben der Queen und Bono auf. Er ist nicht nur offline in Daddelhöllen, sondern auch im Onlineglücksspiel aktiv: Das ist eine rechtliche und höchst lukrative Grauzone. Vor sieben Jahren gründete Gauselmann eine Tochter namens Edict IoM in der Steueroase Isle of Man.
Während in Deutschland die stark süchtigmachenden Onlinekasinos nur in Schleswig-Holstein ans Netz gehen dürfen, wurde auf der Kanalinsel bereits 2001 eines der liberalsten Gesetze für Zocker-Sites überhaupt geschaffen – es ist kinderleicht und ganz legal, hier Glücksspiellizenzen zu erwerben.
„Alles macht süchtig, wenn man es zu viel macht“
Edict IoM vertreibt nun weltweit Lizenzen von Online-Glücksspielen namens „Fruit Slider“ oder „Double Triple Chance“ – dies gibt Gauselmann auch zu. Verdächtig: Mit Inkrafttreten des Glückspielstaatsvertrags im Jahr 2012, der das Verbot von Onlinespielen hierzulande festzurrt, benannte Gauselmann seine Edict IoM um und übertrug sie an eine Briefkastenfirma auf Panama, die nun die Anteile treuhänderisch hält.
Laut Schätzungen gibt es zwischen 100.000 und 170.000 Spielsüchtige in Deutschland. Gauselmann befindet: „Alles macht süchtig, wenn man es zu viel macht.“
Da Gauselmanns Gewerbe so umstritten ist, versucht sich der FDP-nahe „Automaten-König“ seit jeher stark im Spenden und Sponsoring: 2011 kam heraus, dass Gauselmann Geld an CDU, FDP und SPD gespendet hatte – und zwar mit Stückelbeträgen jeweils unter der Grenze von 10.000 Euro, um eine Namensnennung in Partei-Rechenschaftsberichten zu vermeiden. Nach den aktuellen Veröffentlichungen dürfte Gauselmann wohl erneut um Hilfe in der Politik ersuchen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Überraschung bei U18-Wahl
Die Linke ist stärkste Kraft
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen