Deutscher Presserat rügt 73 mal: 2023 mehr Verstöße als je zuvor
Die Selbstkontrolle der Medien hat vor allem für Sorgfaltspflicht-Verstöße gerügt. Bei brisanten politischen Themen wurde meistens sauber gearbeitet.
Im Jahr zuvor hatte der Presserat nur 47 Rügen ausgesprochen. Die Zahl der Beschwerden, die bei dem Gremium eingingen, stieg hingegen nur leicht im Vergleich zum Vorjahr.
Besonders häufig rügte der Presserat, dass Redaktionen die journalistische Sorgfaltspflicht nach Ziffer 2 des Pressekodex verletzt hatten. Dazu gehörten irreführende Überschriften oder mangelnde Recherche. 22 Mal erteilte er für solche Verstöße eine Rüge. Ebenso häufig rügte der Presserat, wenn Redaktionen den Persönlichkeits- und Opferschutz nach Ziffer 8 missachtet hatten.
„Gerade in Krisenzeiten wünschen sich Leserinnen und Leser eine Berichterstattung, die ethischen Standards gerecht wird“, betonte die Sprecherin des Presserats, Kirsten von Hutten. „Redaktionen sollten Fehler transparent korrigieren, mit der Leserschaft das Gespräch suchen und ihre Arbeit erklären, wenn sie kritisiert werden.“
Als positiv bewertet der Presserat, dass er Beschwerden über die relevantesten Nachrichtenthemen größtenteils als unbegründet zurückweisen konnte. „Bei großen Themen wie den Kriegen in Israel und Gaza sowie in der Ukraine haben die Print- und Online-Medien ganz überwiegend sauber gearbeitet“, so von Hutten. Auch insgesamt seien wie in den Jahren zuvor mehr als zwei Drittel der behandelten Beschwerden unbegründet gewesen.
Alles in allem gingen beim Presserat den Angaben zufolge im vergangenen Jahr 1850 Einzelbeschwerden ein, das waren etwas mehr als 2022 mit nur 1733 Beschwerden.
Der 1956 gegründete Deutsche Presserat ist die freiwillige Selbstkontrolle der Print- und Onlinemedien in Deutschland. Er tritt für die Einhaltung ethischer Standards und Verantwortung im Journalismus ein – sowie für die Wahrung des Ansehens der Presse.
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