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Deutscher Frauenbasketball„Herber Rückschlag“

Die Basketballbundesliga der Frauen soll professioneller und größer werden. Letzteres misslingt, weil einige Klubs an den Vorgaben scheitern.

Erstklassige Schulhallen­atmosphäre: Die Wings Leverkusen (weiß) können nicht viel mehr bieten und ziehen sich aus Liga 1 zurück Foto: Beautiful Sports/imago

Zwei Absteiger und keine Aufsteiger! Eigentlich sollte es umgekehrt laufen, um die deutsche Basketballbundesliga der Frauen von 12 auf 14 Teams aufzustocken. Ein Schritt, den auch der deutsche Frauenfußball für die aktuelle Spielzeit gegangen ist.

Doch im Basketball kam es anders. Wenn am nächsten Samstag die Saison startet, sind nur noch zehn Mannschaften dabei. Denn mit den Wings Leverkusen und den Medical Instinct Veilchen BG 74 Göttingen zogen sich zwei etablierte Vereine freiwillig aus der ersten Liga zurück und treten nun in der 2. Bundesliga Nord an. Und die beiden Aufsteiger aus der 2. DBBL – Meister VfL VIACTIV-AstroLadies Bochum und Vizemeister BBC Osnabrück – verzichteten auf ihr Aufstiegsrecht.

Zu hoch sind die Auflagen der Liga, zu groß die Schritte der Professionalisierung. Denn seit 2023 verlangt die DBBL GmbH unter dem neuen Geschäftsführer Anton Hefele deutlich mehr von den Vereinen als zuvor. „Uns ist bewusst, dass das erst einmal mit Ausgaben verbunden ist“, sagt Hefele, der aber um die Notwendigkeit weiß. „Die Investitionen in die Erfüllung der Standards werden sich auszahlen.“ So müssen etwa in dieser Saison alle Vereine über LED-Banden am Spielfeldrand verfügen und die Hallenböden dürfen nur noch Basketballlinien haben.

Das stellt einige Teams vor Herausforderungen, selbst den amtierenden Meister Rutronik Stars Keltern. Der trägt seine Ligaspiele in der Speiterlinghalle im Schulzentrum Dietlingen aus – dort ist man weit entfernt von einem echten Basketballcourt. Einige Klubs haben daher in einen neuen Hallenboden investiert, andere kleben die Linien bei jedem Spieltag aufwendig ab – was Zeit und Geld kostet.

Spendenaktionen für Ligaerhalt

Die nun geforderte Hauptamtlichkeit der Trainer sowie Investitionen in die Jugend bringen zudem finanzielle Herausforderungen mit sich. Zuletzt mussten etwa die Eigner Angels Nördlingen und die TK Hannover Luchse mit Spendenaktionen Geld für den Verbleib in der ersten Liga sammeln.

Klubs wie Alba Berlin und der Syntainics MBC Halle, die einen großen Verein und ein Männer-Profiteam im Hintergrund haben, zählen dabei nicht nur sportlich zu den Herausforderern der amtierenden Meisterinnen aus Keltern, sondern können auch finanziell die Professionalisierungsvorgaben besser stemmen. Sechs von zehn Teams dagegen haben in der neuen Saison ihre Lizenz nur mit Auflagen erhalten.

Für die Spielzeit mit nur noch zehn Teams hat die Liga einen neuen Spielmodus auserkoren. „Wir waren uns alle einig, dass 18 Hauptrundenspieltage für die gesamte Außendarstellung und die Sichtbarkeit der Liga zu wenig sind“, sagt Geschäftsführer Anton Hefele. Die Teams absolvieren 18 Spiele in Hin- und Rückrunde, dann folgen vier zusätzliche Regionalderbys. Dafür wurde die Liga in Nord und Süd aufgeteilt. Zum Beispiel treffen die TK Hannover Luchse und die GiroLive Panthers Osnabrück beim Niedersachsenderby aufeinander. Hefele sagt: „Ein Derby bringt ja auch immer eine gewisse Rivalität mit. Wir erhoffen uns dadurch mehr Spannung, mehr Emotionen und mehr Zuschauer.“

All das braucht die höchste Spielklasse im deutschen Basketball der Frauen unbedingt, um aus dem Schattendasein zu treten. Für dieses Ziel konnte wenige Tage vor Saisonstart eine positive Nachricht vermeldet werden: Nach dem Insolvenz-Aus der bisherigen Streamingplattform sporttotal.tv, die auch immer wieder in Kritik geraten war, hat die 1. DBBL eine exklusive Medienpartnerschaft mit Dyn geschlossen.

Vorgaben der Liga sind notwendig

Für mindestens drei Jahre zeigt Dyn alle Spiele der Hauptrunde, Play-offs und des Final4 live – zunächst auf Youtube, später auf der Plattform. Für Geschäftsführer Hefele ist das ein großer Erfolg: „Unsere Spiele werden so noch präsenter, erreichen ein breites Publikum und bieten den Fans ein hochwertiges, emotionales Basketballerlebnis.“

Auch die weiteren Vorhaben der Liga sind durchaus notwendig um Präsenz, Sichtbarkeit und Reichweite zu steigern. „Ich glaube, es sind viele wichtige Schritte getan worden, die aber nicht ganz konsequent durchgezogen wurden, beziehungsweise größere Herausforderungen mit sich bringen“, bemerkt Svenja Brunckhorst, die viele Jahre in der 1. DBBL aktiv war und nun bei Alba Berlin die Entwicklung des Mädchen- und Frauenbereichs verantwortet.

Die Entwicklung von den geplanten 14 Mannschaften zu lediglich 10 in der neuen Spielzeit, ist für sie ein „sehr herber Rückschlag“. Die 3x3-Olympiasiegerin sagt: „Wir brauchen unbedingt eine breitere Liga. Aber manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, um nach vorne zu kommen.“

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