Deutsche Telekom und Bayer AG in den USA: Kritik an Spenden für Trump-Fans
Linke und Grüne verurteilen, dass die Konzerne Organisatoren der Demo vor dem Sturm auf das US-Kapitol finanziert haben. CDU und SPD schweigen.
„Dass die Spenden in diesem Fall an eine Organisation und an Personen gingen, die an einem konzertierten Angriff auf die Demokratie in den USA beteiligt waren, ist ausgesprochen bedenklich“, schrieb die Linke-Co-Vorsitzende Katja Kipping der taz. „Hier fehlte den Verantwortlichen offenbar jede Sensibilität oder Skrupel. Hier wurden Grenzen überschritten, die zu Recht einen Makel auf dem Ruf der beteiligten Unternehmen hinterlassen werden.“
Der politische Geschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, teilte der taz mit: „Bayer und Telekom haben als große Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung. Sie sollten keine Demokratiefeinde finanzieren und solche Praktiken schleunigst beenden.“
Linke fordern Verbot von Unternehmensspenden
Die Grünen-Parteivorsitzende Annalena Baerbock wollte sich auf eine taz-Anfrage nicht äußern. Sie hat einen direkten Draht zu Bayer-Chef Werner Baumann: Im August reiste sie eigens zur Konzernzentrale in Leverkusen, um sich mit dem Vorstandsvorsitzenden zu treffen.
Unter seiner Führung kaufte der Konzern den US-Saatgut- und Pestizidhersteller Monsanto, der vor allem wegen seines laut Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation wahrscheinlich krebserregenden Ackergifts Glyphosat und seiner Gentechnik-Pflanzen umstritten ist.
Auch der SPD-Vorstand und Julia Klöckner, CDU-Vizechefin und Bundesagrarministerin, ließen eine Bitte der taz um Stellungnahme unbeantwortet.
„Die Spenden von Bayer und Telekom an Trump-Unterstützer zeigen wahrscheinlich vor allem eins: Spenden aus der Wirtschaft haben keinen moralischen, sondern einen profitorientierten Kompass“, ergänzte die Linken-Co-Vorsitzende Kipping. „Sie dienen der Beeinflussung politischer Entscheidungen im Unternehmensinteresse. Dieses Erkaufen von Wohlwollen widerspricht grundsätzlich dem demokratischen Gedanken und ist abzulehnen.“ Deshalb nehme die Linke grundsätzlich keine Spenden von Konzernen an und setze sich in Deutschland für ein Verbot von Unternehmensspenden ein.
Zukünftige Spenden nicht ausgeschlossen
Monsanto zahlte im vergangenen Jahr 50.000 US-Dollar an den Verband der republikanischen Generalstaatsanwälte (Republican Attorneys General Association, kurz Raga). Die Telekom-Tochter T-Mobile USA ließ der Organisation 15.000 Dollar zukommen. Das zeigen der taz vorliegende Dokumente der Bundessteuerbehörde IRS. Laut einer Auswertung der Daten, die die Investigativ-Website Documented für die taz vorgenommen hat, spendete Monsanto der Gruppe seit 2014 insgesamt rund 466.000 Dollar, T-Mobile gab 200.000 Dollar.
Einen Tag vor dem „March to Save America“ am 6. Januar forderte ein automatisierter Werbeanruf im Namen der Raga-Unterorganisation „Fonds zur Verteidigung des Rechtsstaats“ (Rule of Law Defense Fund) zur Teilnahme auf. Von Trump bei der Demonstration aufgepeitschte Menschen stürmten im Anschluss das Parlamentsgebäude, fünf Menschen kamen ums Leben.
Die Political Action Committees (PAC) beider Unternehmen zahlten in den vergangenen beiden Jahren 10.000 Dollar zum Beispiel an den Fraktionsvorsitzenden der Republikaner im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy. Er stimmte im Kongress dagegen, Bidens Wahlsieg zu zertifizieren.
Bayer bestätigte jährliche Spenden in Höhe von 50.000 Dollar an den Raga, versuchte sie aber damit zu relativieren, dass man genauso viel auch an den Verband der demokratischen Generalstaatsanwälte gezahlt habe. Nun warte der Konzern auf das Ergebnis einer Untersuchung der Raga zu den Vorwürfen. Bayers PAC werde aber unabhängig davon Spenden an Mandatsträger aussetzen, die gegen Bidens Ergebnis gestimmt haben. T-Mobile erklärte in US-Medien, man wolle angesichts der jüngsten Ereignisse die Spenden seines PACs „neu bewerten“. Beide Konzerne schlossen damit nicht dauerhaft Spenden an Trump-Unterstützer aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Bisheriger Ost-Beauftragter
Marco Wanderwitz zieht sich aus Politik zurück