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Deutsche Meisterschaft im EiskunstlaufDes Springers neue Kunst

Peter Liebers gilt als Favorit auf den deutschen Meistertitel bei den Männern. Dabei lag der Berliner im Sommer wochenlang mit einem gebrochenen Kreuzbein im Bett.

Augen zu und durch: der Berliner Paul Liebers ist nach wochenlanger Verletzung wieder fit. Bild: dpa

Berlin taz | Peter Liebers klopft seinem Trainingskameraden auf die Schulter, der gerade in der Eiskunstlaufhalle im Berliner Sportforum Hohenschönhausen zur Tür hereinkommt. "Gutes neues Jahr dann", sagt er. Paul Fentz, sein jüngerer Sportkamerad, erwidert den Neujahrsgruß. Am 6. und 7. Januar werden die beiden Berliner gegeneinander antreten bei den deutschen Meisterschaften im Eiskunstlauf in Oberstdorf.

Der 23-jährige Peter Liebers will dort seinen dritten deutschen Meistertitel holen. Und es müsste schon viel schiefgehen, wenn das nicht klappt. Paul Fentz, 18, könnte Vizemeister werden und sich damit den zweiten deutschen Startplatz bei den Europameisterschaften in Sheffield erkämpfen.

Liebers ist in guter Form, das hat die NRW-Trophy im Dezember gezeigt. In dem internationalen Wettbewerb holte er die Silbermedaille. "Da lief noch nicht alles perfekt, aber ich war mit meiner Leistung zufrieden und das gibt mir Zuversicht", sagt der Sportsoldat der taz.

Auf Krücken

Und das ist gar nicht selbstverständlich nach einem unglücklichen Einstieg in die Saison: Als Liebers im Juni in Kanada seine Choreografien entwickelte, brach er sich das Kreuzbein. Mehrere Wochen lang musste er im Bett liegen, danach lief er auf Krücken. Die Grand-Prix-Serie fand ohne den deutschen Meister statt.

"Ans Aufhören habe ich nicht gedacht", versichert Liebers. Und er sagt auch, dass er schon Erfahrungen habe mit schweren Verletzungen. "Ich weiß dadurch, wie ich mich während der Zeit motiviere, mich fit halte, meinen Kopf frei mache und wann ich wieder anfangen darf mit dem Training, ohne meinen Körper zu überfordern."

Liebers arbeitet dazu mit einer Mentaltrainerin. Die hilft ihm auch, mit dem Wettkampfdruck fertig zu werden. Denn allzu oft konnte der sprungstarke Berliner seine Leistung in Wettbewerben nicht abrufen und stürzte bei Schwierigkeiten, die im Training gelingen.

In den beiden vergangenen Jahren hat er seine Programme in Kanada mit namhaften Choreografen erarbeitet. Seine Bewegungen wurden weicher, fließender. Der Läufer, der einst nur durch sein großes Sprungrepertoire glänzen konnte, entwickelte sich zu einem, der die sportlichen Schwierigkeiten in künstlerisch anspruchsvolle Programme einbettet.

Atmosphäre in Berlin

Belohnt wurden die Fortschritte durch Liebers' 11. Platz bei der EM im vergangenen Jahr: Für ihn ein großer Schritt nach vorn. Durch die stärkere Konzentration auf das Künstlerische habe auch seine Stabilität im Wettkampf zugenommen, konstatiert der Berliner. "Wir haben den gesamten Trainingsaufbau umgestellt, und davon profitiere ich."

Aber Peter Liebers profitiert von der Atmosphäre in Berlin: Seine Trainingskameraden sind Freunde, die sich im Wettkampf gegenseitig motivieren. Das trifft auch auf seinen ehemaligen Trainingskameraden Stefan Lindemann zu, der heute in Berlin den Nachwuchs trainiert.

Vor zwei Jahren nahm Lindemann dem acht Jahre jüngeren Liebers in Mannheim den deutschen Meistertitel weg, weil Liebers stürzte. Der unterlegene war der erster Gratulant. Und Lindemann hatte kurz darauf verkündet, zugunsten von Liebers auf die WM-Teilnahme zu verzichten und seine Karriere nach Olympia zu beenden.

"Es ist meine Aufgabe als Trainerin, ein Klima zu schaffen, in dem sich die Läufer gegenseitig anspornen, sich über die Erfolge der anderen freuen und nicht Wutgefühle entwickeln, wenn der andere besser läuft", sagt Liebers' Trainerin Viola Striegler. "Den Zickenkrieg überlassen wir gern den Mädchen." Unterstützt wird Peter Liebers auch durch seine Familie.

Im Paarlaufen gut aufgestellt

Sein Vater Mario war schon Eiskunstläufer und wurde 1978 für die DDR sechster der EM. Sein drei Jahre älterer Bruder Martin war lange Peters Trainingskamerad. Neben den beiden werden die Mutter, die Großeltern und Freunde in Oberstdorf auf den Zuschauerplätzen sitzen und die Berliner Fahne schwenken, wenn Peter Liebers aufs Eis geht. "Lob und Hinweise meiner Familie sind für mich eine wichtige Motivation", sagt der 23-Jährige.

Nicht am Start in Oberstdorf werden die amtierenden Welt- und Europameister im Paarlaufen Aljona Savchenko und Robin Szolkowy sein. Sie gönnen sich nach der gewonnenen, aber anstrengenden Grand-Prix-Serie sowie den vielen Schaulaufen eine Pause, sind aber für EM und WM bereits nominiert. Im Paarlaufen ist Deutschland gut aufgestellt, drei weitere Paare zeigen international konkurrenzfähige Leistungen.

Sie werden in Oberstdorf einen harten Kampf um die EM-Startplätze ausfechten. Im Eistanzen wäre alles andere als ein Sieg der Oberstdorfer Nelli Shiganshina/Alexander Gazsi ein Wunder. Sie haben sich in der letzten Saison dicht an die Weltspitze herangelaufen.

Hingegen droht der Damenwettbewerb glanzlos zu verlaufen. Die 18-jährige Meisterin Sarah Hecken laboriert an den Folgen einer Operation. Sie hat ihre Teilnahme abgesagt. Eine würdige Vertreterin ist nicht in Sicht.

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