Deutsche Kriegsfotografin in Afghanistan: Todesurteil für Niedringhaus-Mörder
Die Fotografin Anja Niedringhaus wurde im April in Afghanistan erschossen. Den mutmaßlichen Täter hat ein Gericht in Kabul nun zum Tode verurteilt.
KABUL dpa | Ein afghanischer Polizist ist wegen der tödlichen Schüsse auf die deutsche Fotografin Anja Niedringhaus in erster Instanz zum Tode verurteilt worden. Das Gericht in Kabul befand den Polizisten des Mordes und des Amtsmissbrauchs für schuldig, hieß es nach offiziellen Angaben vom Donnerstag.
Die 48-jährige Fotografin war Anfang April durch die Schüsse des Polizeioffiziers in der Unruheprovinz Chost getötet worden. Eine kanadische Journalistin wurde bei dem Vorfall verletzt. Sie waren unter dem Schutz der afghanischen Armee im Land unterwegs, um über die Wahlen am 5. April zu berichten, als ihr Konvoi unter Beschuss kam.
Das Urteil werde noch durch eine weitere Instanz geprüft, sagte der stellvertretende Gouverneur der Provinz Khost. Der Verurteilte habe 15 Tage Zeit, Revision einzulegen. Auch eine Überprüfung des zweiten Urteils durch das Oberste Gericht des Landes sei möglich.
Der Anwalt des Polizisten gab an, sein Mandant habe psychische Probleme. Die Richter wiesen dies zurück. „Sein Verbrechen ist erwiesen. Es gibt keinen Grund, ihn freizulassen“, sagte der stellvertretende Provinzgouverneur Abdul Wahed Pathan.
Die 1965 im westfälischen Höxter geborene Fotografin wurde mit ihren Bildern aus fernen Kriegs- und Krisengebieten berühmt. Für die US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP) berichtete die Pulitzer-Preisträgerin seit 2002 aus Nahost, Libyen, Irak, Afghanistan und Pakistan. Sie hatte bereits als Studentin freiberuflich gearbeitet. Ihre Bilder vom Mauerfall in Berlin brachten ihr 1990 eine Beschäftigung bei der European Press Photo Agency (EPA) in Frankfurt ein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Ärzteschaft in Deutschland
Die Götter in Weiß und ihre Lobby
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis