Deutsche Investitionen in Burundi: Geld kommt vor Politik
ThyssenKrupp hat einen Rohstoffdeal mit dem umstrittenen Präsidenten abgeschlossen. Der Konzern soll Burundis Seltene Erden verkaufen.
BRÜSSEL taz | Während die politische Krise in Burundi immer weiter eskaliert, verstärkt Deutschland sein wirtschaftliches Engagement in dem Land – und bindet sich damit an den umstrittenen Präsidenten Pierre Nkurunziza, dessen Bestreben nach einer dritten Amtszeit bei den Wahlen im Juni schwere Proteste hervorgerufen hat. „ThyssenKrupp Metallurgical Products GmbH“, das Rohstoffhandelshaus des deutschen Stahlgiganten ThyssenKrupp, erwarb am 14. April die Rechte zum Verkauf von jährlich 5.000 Tonnen Erze Seltener Erden, die im burundischen Gakara gefördert werden sollen.
Den Vertrag schloss ThyssenKrupp Metallurgical Products mit der Bergbaufirma „Rainbow International Resources“, basiert auf der britischen Kanalinsel Guernsey und geführt vom griechischen Unternehmer Adonis Pouroulis, der auch anderweitig im Bergbau aktiv ist, beispielsweise durch die Diamantenfirma „Petra Diamonds“, einer der wichtigsten Diamantenförderer in Südafrika sowie in Burundis Nachbarland Tansania.
Rainbow erhielt die Erschließungskonzession für Gakara zuerst 2011, und das burundische Kabinett erteilte dem Unternehmen im Februar 2015 eine Bergbaulizenz für ein 39 Quadratkilometer großes Gebiet innerhalb der Konzession Gakara. Dort will das Unternehmen 7.7 Millionen Dollar investieren.
Die Bergbaulizenz für Rainbow wurde am 18. April von Burundis Präsident Nkurunziza unterschrieben, nur wenige Tage bevor er sich zum Kandidaten der Regierungspartei für die Präsidentschaftswahlen vom Juni aufstellen ließ, obwohl er seine in der Verfassung vorgesehenen zwei Amtszeiten bereits hinter sich hat, und damit sein Land in eine schwere Krise stürzte.
Exklusive Abbaurechte
Die Deutschen hängen da tief mit drin: Rainbow hat „ThyssenKrupp Metallurgical Products“ zu seinem Alleinvertreter beim Verkauf der Förderprodukte von Gakara erkoren. „Als exklusiver Vermarkter dieser Hochqualitätsprodukte werden wir die Gelegenheit bekommen, unsere Kundenbeziehungen langfristig zu stärken und weltweit Marktanteile zu gewinnen“, sagte Kai-Norman Knötsch von ThyssenKrupp.
Die Förderung soll im letzten Quartal 2015 beginnen. Gakara liegt rund 40 Kilometer südöstlich der burundischen Hauptstadt Bujumbura und wurde bereits während der belgischen Kolonialzeit sowie in den 1980er Jahren durch die deutsche Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) erforscht.
Gakara enthält beachtliche Vorkommen unter anderem von Bastnäzit und Monazit, zwei der wichtigsten Erze, aus denen Seltene Erden gewonnen werden; rund eine Viertelmillion Tonnen davon sollen erschließbar sein, sagt Rainbow. Das Gebiet ist über Tansania mit guten Straßenverbindungen bis in die Hauptstadt Daressalam am Indischen Ozean erreichbar. Für das bitterarme Burundi wäre der Mineralienexport von Gakara einer der wichtigsten Devisenbringer.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen