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Deutsche Haltung zu TrumpVerbiegen lernen

Lukas Wallraff
Kommentar von Lukas Wallraff

Wie geht man nur mit dem US-Präsidenten um? Wirft man sich in den Staub? Kritisiert man ihn? Das hilft auf jeden Fall vorsorglich: ein Massagesessel.

Die AfD kann Trump unverhohlen bejubeln, die Linke kann ihn unbesorgt verdammen. Alle anderen müssen unwürdig herumeiern Foto: Jim Lo Scalzo/epa

M it dem Amtsantritt von Donald Trump ist klar: Die nächste Bundesregierung wird viele gute Physiotherapeutinnen und Masseure brauchen, um die Schmerzen beim Umgang mit dem aggressiven US-Präsidenten zu behandeln. Das Verbiegen und Verrenken wird in den kommenden vier Jahren höllisch wehtun.

Schon jetzt kann man kaum noch dabei zusehen, wie sich die amtierenden und potenziellen Regierungsmitglieder im deutschen Wahlkampf winden, wenn sie nach Trump und seinen radikalen Plänen gefragt werden. SPD-Chef Lars Klingbeil spricht von einem „schwierigen Balanceakt“, bei dem es darum gehe, „genau rauszufinden: Wo kann man zusammenarbeiten, wo muss man sich abgrenzen?“ Tja. Genau das ist die große Frage, und die Antwort fällt nur denen leicht, die höchstwahrscheinlich nicht regieren werden.

Die AfD kann Trump unverhohlen bejubeln, die Linke kann ihn unbesorgt verdammen. Alle anderen müssen angesichts der massiven deutschen Abhängigkeit von den USA in militärischen und wirtschaftlichen Dingen unwürdig herumeiern. Womit immerhin die Chancen von Robert Habeck auf eine Regierungsbeteiligung wieder deutlich gestiegen sind. Er hat ja schon Erfahrung darin, wie man doppelbödig mit Unsympathen umgeht, auf die wir angewiesen sind. Den deutschen Fußballern dringend Protest in Katar empfehlen, aber selbst tief vor dem Emir buckeln, um Gas zu erbetteln – für Habeck kein Problem. Vielleicht nennt ihn Friedrich Merz deshalb jetzt schon zärtlich „Wuschelbär“.

Merz selbst übt derweil bereits eifrig die devote Unterwerfungshaltung, indem er den Trump-kritischen deutschen Botschafter in Washington als „politischen Aktivisten“ abstempelt, der es am nötigen Respekt vor dem US-Präsidenten mangeln lasse, über den Merz sagt: „Wir teilen dieselben Werte.“ Nun ja. Vielleicht meint Merz damit ja die Zurückweisungen von MigrantInnen. Doch selbst der CDU-Chef wird noch an die Grenzen seiner Biegsamkeit stoßen, wenn Trump in fremde Länder einmarschiert oder Zölle androht. Mal sehen, wer dann einknickt.

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Lukas Wallraff
taz.eins- und Seite-1-Redakteur
seit 1999 bei der taz, zunächst im Inland und im Parlamentsbüro, jetzt in der Zentrale. Besondere Interessen: Politik, Fußball und andere tragikomische Aspekte des Weltgeschehens
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5 Kommentare

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  • Die demokratische Mitte ist auf dem rechten Auge blind und kennt dort keine Abneigung.



    Als Anekdötchen dazu, aus dem Spitzenkandidatengespräch mit Markus Feldenkirchen Zitat von Christian Lindner:



    'Protest von links sagt ja im Grunde, dass man selber in der Mitte steht.'



    Dass es bei FDP-Veranstaltungen keine rechten Proteste von AfD, Reichsbürgern, Neonazis usw. gibt, fällt dem Einäugigen nicht auf.

    Das liberale Deutschland hat auch kein Problem damit, wenn Trump, nicht zum ersten Mal, unverhohlen von der 'offensichtlichen Bestimmung' der USA zur Weltherrschaft redet und eine Expansionspolitik (bis zum Mars) ankündigt. Da will man wenigstens in zweiter Reihe dabei sein und nicht Opfer von Putins imperialen Fantasien werden.

  • Ahoj Mast&Schot Bruch

    💨 hin 💨 her



    Zum Rahmen - Verhältniss 🇺🇸 & Schland -



    Mal eine Memoirenanmerkung Willy Brandt.



    Als er - frischgebackener Kanzler -



    Grad geworden & so richtig legen wollte!;)



    Hieß es nix da! & Willy war baff:



    Däh -



    Erste Amtshandlung - Männchen machen -



    Beim Europa-Standortkommandanten 🇺🇸 •

    Daran hat sich bei heute nichts geändert. Woll



    &



    Selber…….. einsetzen! Sclön. But!



    Früher nannte frauman sojet - Vasallenstaat. Newahr.

    Nú. Normal Schonn

    Na Mahlzeit

  • "Wie geht man nur mit dem US-Präsidenten um? Wirft man sich in den Staub? Kritisiert man ihn?"



    Keine leere Drohung ❓



    ❗Wahrscheinlich kommt es auch darauf an, wo man sich befindet:



    "hat sein zukünftiges Regierungsteam bereits einen aggressiven Ansatz bei der Durchsetzung der Einwanderungsgesetze signalisiert und die Anwendung von an sich als veraltet geltenden Bestimmungen wie die besagten Alien and Sedition Acts von 1798 und National Emergencies Act in Aussicht gestellt. Der Alien Enemies Act (eines der vier Gesetze, die zusammen als Alien and Sedition Acts von 1798 bekannt sind) ist technisch gesehen immer noch in Kraft und ermächtigt den Präsidenten Nichtstaatsangehörige aus Ländern, die in Kriegszeiten oder bei einem nationalen Notstand als feindlich eingestuft werden, festzunehmen oder abzuschieben. Historisch gesehen wurde dieses Gesetz angewendet, um die Internierung von japanischstämmigen Amerikanern während des Zweiten Weltkriegs zu rechtfertigen."



    Quelle anwaltaktuell.at



    Eine "gut" vorbereitete Ermächtigung u. eine Ansage an seine/ihre Widersacher.



    Kritik wird aber auch für v. der Regierung wirtschaftlich Abhängige überzeugte DemokratInnen wahrscheinlich zum Drahtseilakt.

  • Die Frage ist vielleicht eher, ob man überhaupt viel Gelegenheit haben wird mit ihm umzugehen. Der erste Eindruck ist jedenfalls, dass seine Prioritäten woanders liegen.

  • Leider können wir Herrn Trump nicht aus dem Amt träumen, so sehr wir uns auch anstrengen.



    Europa hatte unter Biden vier Jahre Zeit, sich auf diesen Tag vorzubereiten und hat ganz intensiv versagt.