Deutsche Blockade der EU-Grenzwerte: Berlin kämpft weiter für Braunkohle
Die Bundesregierung will gegen schärfere Stickoxid-Grenzwerte für Braunkohlekraftwerke stimmen. Kritik kommt von Umweltschützern.
Tatsächlich hält die Behörde den von der EU geplanten Grenzwert für zu niedrig. „Die uns vorliegenden Messdaten haben ergeben, dass nur vier Braunkohlekraftwerksblöcke den Jahresgrenzwert von 175 Milligramm NOx sicher erreichen würden“, sagte Abgas-Experte Rolf Beckers der taz. Einige weitere könnten ihn möglicherweise durch eine Veränderung von Betriebsparametern erreichen. „Bei den übrigen Braunkohlekraftwerken wäre eine Nachrüstung erforderlich.“ In der Regierung gibt es die Befürchtung, dass solche Investitionen eine spätere Abschaltung der Kraftwerke erschweren könnte.
Das sehen Umweltschützer ganz anders. Die Klima-Allianz, ein Zusammenschluss zahlreicher Umweltverbände, präsentierte am Dienstag eine Analyse, die zum Ergebnis kommt, dass nur drei Kraftwerksblöcke nachgerüstet werden müssten, wenn der neue Grenzwert kommt. Acht weitere jüngere Blöcke hielten ihn ein oder könnten dies durch technische Optimierung erreichen.
Und sechzehn ältere Kohlekraftwerke, die am neuen Grenzwert scheitern würden, müssten bis zum Inkrafttreten der Richtlinie im Jahr 2021 oder kurz danach ohnehin abgeschaltet werden, wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen will, sagte Stephanie Langkamp, Kohle-Expertin der Klima-Allianz.
Für das Verhalten der SPD-Umweltministerin hat sie kein Verständnis. „Frau Hendricks setzt die Luftqualität und Vorgaben für Gesundheitsschutz in ganz Europa aufs Spiel, um eine paar alte Braunkohlekraftwerke zu schützen“, kritisierte sie.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Habeck wirbt um Fachkräfte in Kenia
Gute Jobs, schlechtes Wetter