Kredite für Öl, Gas und Kohle: Deutsche Bank finanziert wieder mehr Fossile
Berechnungen von NGOs zufolge stecken Banken wieder mehr Geld in Öl und Kohle, auch die Deutsche Bank. Das Finanzhaus widerspricht.
Demnach lieh die Bank 2024 1,1 Milliarden US-Dollar mehr an fossile Unternehmen und Projekte als im Vorjahr und sogar 2,2 Milliarden US-Dollar mehr an Unternehmen, die weiterhin neue Öl-, Gas- und Kohleprojekte planen. Insgesamt soll sie dem Bericht zufolge etwa 14 Milliarden US-Dollar an fossilen Krediten und Anleihen finanziert haben.
„Wir verstehen, dass für die Banken eine Abkehr von den Fossilen nicht von jetzt auf gleich möglich ist“, sagte Katrin Ganswindt der taz. Sie ist Leiterin Finanzrecherche bei Urgewald. „Aber je länger es dauert, desto größer wird die wirtschaftliche und gesellschaftliche Zerrüttung durch den Klimawandel.“
Ganswindt und die anderen Autor*innen des Berichts fordern von allen Banken einen klaren Plan, wann und wie die Finanzierung von Kohle, Öl und Gas gestoppt werde, sowie einen sofortigen Finanzierungsstopp von neuen fossilen Projekten.
Deutsche Bank hält Daten nicht für nachvollziehbar
Die Deutsche Bank ist dem Bericht zufolge größter Finanzier des britischen Konzerns BP, der Öl und Gas fördert, und weiterhin in neue Förderprojekte investiert. BP-Chef Murray Auchincloss kündigte zudem im Februar an, den 2020 angekündigten Wandel des Öl-Riesen zu einem Erneuerbaren-Unternehmen zu beenden und 20 Prozent mehr in Öl und Gas zu investieren.
Ein Sprecher der Deutschen Bank sagte der taz auf Anfrage, die Bank könne „die im Bericht aufgeführten Daten nicht nachvollziehen und verifizieren“. Den eigenen Berechnungen des Instituts zufolge sind die von der Bank mitfinanzierten Emissionen für Öl und Gas im Vergleich zu 2021 um 18 Prozent reduziert, die finanzierten Emissionen aus dem Kohlebergbausektor im gleichen Zeitraum um 42 Prozent.
Auf Grundlage der Daten verschiedener Finanzdienstleister haben die Studienautor*innen vergebene Kredite und garantierte Anleihen gesammelt, die von den Banken für fossile Projekte vergeben wurden. Sie haben außerdem die Kredite an Firmen ausgewertet, die in fossilen Sektoren tätig sind. Verdienen diese Unternehmen auch mit anderen Aktivitäten Geld, wurden die Kredite anteilig in die Berechnung aufgenommen.
Dem Fossil Fuel Finance Report zufolge leihen die 65 größten Banken weltweit 869 Milliarden US-Dollar an Unternehmen, die in der Produktion oder dem Handel mit fossilen Brennstoffen tätig sind, und 429 Milliarden US-Dollar an Banken, die in neue fossile Produktionskapazitäten und Infrastruktur investieren.
Neue Investitionen sorgen für strukturelle Probleme
Zwei Drittel, darunter die Deutsche Bank, hätten von 2023 auf 2024 mehr Kredite vergeben und Anleihen garantiert. Von 2021 bis 2023 waren die neuen Gelder an fossile Unternehmen gesunken. Die größten fossilen Geldgeber sind laut Bericht die US-Riesen JPMorgan Chase, Bank of America und Citigroup, auf Platz 4 steht die japanische Bank Mizuho Financial Group, auf Platz 5 die US-Bank Wells Fargo.
Die Autor*innen des Berichts weisen darauf hin, dass die Internationale Energie-Agentur (IEA) schon 2021 klargestellt hatte, dass keine neue Förderung von fossilen Brennstoffen nötig sei, um Energiesicherheit zu gewährleisten.
Gerade diese neuen Investitionen seien aber strukturelle Probleme für den Finanzsektor, schreiben die Autor*innen des Fossil Fuel Finance Report: „Banken erwarten Profite aus diesen Investitionen. Um diese Profite erzielen zu können, müssen fossile Unternehmen immer weiter produzieren. Sie sperren uns so in jahrzehntelange Abhängigkeit von schmutziger Energie.“ Außerdem werde damit die finanzielle und politische Macht dieser Unternehmen gestärkt.
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