Deutsch-Französischer Freundschaftspass: Opfer seiner Umsetzung
Der Freundschaftspass für junge Leute, ein Projekt des Verkehrsministers, wirft ein ungünstiges Licht auf den Stand von Digitalisierung und Mobilität.
W as Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) vor ein paar Tagen ankündigte, klang für viele junge Menschen traumhaft: Im Namen der 60-jährigen Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich sollten 18- bis 27-Jährige mit der Bahn das jeweils andere Land bereisen können. Kostenlos, einen Monat lang.
Die Aktion, die am Montag startete, scheiterte aber an der Umsetzung. Die Server der Seite waren nach wenigen Sekunden überlastet, eine Registrierung über Stunden nicht möglich, der Support nicht erreichbar. Wissing hatte einen reibungslosen Ablauf versprochen. Bleibt offen, wie sicher er sich dabei war.
Denn mit einer hohen Beliebtheit müssen die deutschen und französischen Ministerien gerechnet haben. Dass Server bei vielen Besucher*innen überlastet werden, ist nicht neu. Man denke an die Energiepauschale, den Jugendpass oder die Impfregistrierung. Als das Chaos ausbrach, fühlte sich niemand verantwortlich: „Der Freundschaftspass ist Opfer seines Erfolgs geworden“, stand am Montag eine Zeit lang auf der Website.
Wohl eher Opfer der mangelnden Vorüberlegungen, die einem Ministerium, das sich „Technologieoffenheit“ auf die Fahne schreibt, nicht gut zu Gesicht steht. In den sozialen Medien tobte derweil eine Debatte über das Ticket. Am Ende des Tages posteten die stolzen Besitzer*innen ihren Pass. Insgesamt wurden 60.000 Tickets vergeben. Eine Freude für wenige, die Glück hatten und es sich leisten konnten, an einem Montagvormittag 1.000 Mal eine Seite zu aktualisieren, teure Tickets für alle anderen. Die Sonderaktion kann eben auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass in Sachen Mobilität in Deutschland sonst nicht so viel läuft.
Für Wissing war der Freundschaftspass eine gute Promo für eine andere Vision: Ginge es nach ihm, soll das 49-Euro-Ticket auch in Frankreich gültig sein. Eigentlich eine gute Idee – konkrete Pläne, wie das bürokratisch funktionieren soll, hat er nicht vorgelegt. Ein heißer Tipp: Keine Systeme nach dem „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“-Prinzip anlegen.
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