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Der sonntaz-Streit„Jeder muss seinen Beitrag leisten“

Ist der deutsche Winter am Ende? Nein, noch nicht, sagt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Nur wenn alle mithelfen, kann er gerettet werden.

Winter, wie er aussehen soll: die Berchtesgadener Alpen ganz in weiß Bild: dpa

Der Winter ist dieses Mal fast spurlos an Deutschland vorübergegangen. Er war einer der wärmsten seit 1881, sagen Meteorologen. Am 1. März ist Frühlingsanfang, und mit einem Kälteeinbruch rechnen Experten nicht mehr. Doch auch wenn sich viele Menschen jetzt über die milden Temperaturen freuen, ein Unbehagen bleibt: Was, wenn der Klimawandel dafür sorgt, dass es auch in den nächsten Jahren nicht mehr richtig kalt wird? Was, wenn der deutsche Winter am Ende ist?

„Wenn der menschengemachte Klimawandel ungebremst fortschreitet, werden wir künftig in Deutschland – bei allen natürlichen Schwankungen, die es weiter geben wird – mit mehr milden Wintern rechnen müssen“, sagt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) in der taz.am wochenende vom 1./2. März. Sie schränkt aber ein: „Von einem einzelnen Winter können wir nicht auf die Änderungen des weltweiten Klimas schließen.“

Hendricks glaubt, dass der deutsche Winter nicht am Ende ist, zumindest noch nicht. Um die globale Erwärmung zu bremsen, appelliert sie an die Menschen, sparsamer mit natürlichen Ressourcen umzugehen. Die Ministerin fordert: „Um die drohende Entwicklung abzuwenden, ist jeder gefragt, seinen Beitrag zu leisten.“

Bianca Dold aus Karlsruhe glaubt nicht mehr an den deutschen Winter. Die LKW-Fahrerin ist oft auf deutschen Straßen unterwegs und deshalb der Witterung ausgesetzt. „Als Kind konnte ich Iglus bauen, heute nicht mal mehr einen Schneemann“, bedauert sie. Doch die milden Temperaturen erleichtern immerhin ihre Arbeit: „Wenn ich mit meinem Lastwagen unterwegs bin, hat es Vorteile, wenn es nicht schneit und die Straßen nicht glatt sind“, sagt sie. Das Be- und Entladen ihres LKW sei zum Beispiel einfacher.

taz.am wochenende

Augenfarbe, Haarfarbe, Risiko für Brustkrebs. Was sollten Eltern über ihr ungeborenes Baby erfahren? Wie eine Frau mit dem Wissen um das Schicksal ihres Kindes umgeht, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 1./2. März 2014 . Außerdem: Der Nachbar, die Gefahr. Ein Appenzeller Bauerndrama von Erwin Koch. Und: Vier junge Menschen aus allen Teilen der Ukraine erzählen von ihrem Land im Umbruch. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Trotzdem hätte Dold nichts gegen einen richtig kalten Winter einzuwenden: „Solange die Straßen frei sind, sind wir Fahrer und Fahrerinnen glücklich und auch bei Schnee und Eisglätte macht mir mein Beruf Spaß“, sagt sie.

Dem taz-Leser Horst Hinze aus Isenbüttel dagegen waren Schnee und Eis schon immer lästig: „Das können nur Menschen mögen, die nicht jeden Morgen früher aufstehen müssen, um die „weiße Pracht“ mühsam wegzuschippen und sich dann mit dem schlitternden Auto zur Arbeit zu quälen“, sagt er. Für uneinsichtige Winterliebhaber schlägt deshalb er eine rabiate Heilmethode vor: „Beim nächsten scharfen Frost einfach mal eine Woche lang die Heizung abdrehen – dann hat es sich mit dem ach so tollen Winter ruckzuck erledigt!“

Tief im Ruhrgebiet ist der Winter noch im vollen Gang. In der Skihalle Bottrop liegen die Temperaturen das ganze Jahr lang konstant unter dem Gefrierpunkt. „Jeden Tag blicke ich auf weite Schneefelder und hunderte Wintersportler auf Skiern und Schlitten“, sagt Marketingleiter Tim Lange.

Er ist überzeugt, dass viele Menschen eine tiefe Sehnsucht nach Wintererlebnissen haben. „Jetzt bewähren sich die künstlichen Alternativen als schneesichere Rückzugsorte für alle Winterfreunde“, erzählt Lange. Er glaubt aber, dass es in Deutschland bald wieder richtig kalt werden wird, denn: „Der Winter nimmt sich nur eine Auszeit und wird schon nächstes Jahr sein Comeback feiern.“

Die Streitfrage beantworteten außerdem Uwe Kirsche, Sprecher des Deutschen Wetterdienstes, Hedwig Lachmann, Dichterin (1865-1918), Robert Veltmann, Geschäftsführer der Berliner Sozialdienst-Stelle GEBEWO und zuständig für die Organisation der Berliner Kältehilfe, Gunnar Gerth-Hansen, Fischer aus Burgstaakten auf der Ostseeinsel Fehmarn, und Richard Kögler, Kohlenhändler aus Berlin – in der taz.am wochenende vom 01./02. März.

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4 Kommentare

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  • Der Gegenwind,der der Energiewende gerade ins Gesicht bläst,zeigt,dass nicht mal in solchen Wohlstandsländern,wie in Deutschland,genug Vernunft vorhanden ist,um diese gewaltige Gefahr zu begreifen.

    "Gier frisst Gehirn" wurde in bestimmten Medien gerne Prokon Genussrechteinhabern vorgeworfen,in Wahrheit frisst die Gier das Hirn ganz anderer Leute,nämlich derer,die immer noch fossile Brennstoffe fördern und ihre Lobbyisten ausschicken,um Stimmung dafür zu machen.

    Meiner Meinung nach ist der Zug längst abgefahren.

  • G
    gg

    Der Winter muss erst aussterben, damit die Menschen (gezwungen werden) auf(zu)hören, die Bergwiesen kaputtzufahren.

  • S
    Stich

    Horst Hinze sollte in oder nahe eines Überschwemmungsgebiet wohnen, und sich dann im Sommer auf die Stechmücken freuen die den milden Winter überlebt haben.

    Ich glaube der nächste Winter wird noch milder, da bis dahin die Partikel des Vulkanausbruches von Eyjafjallajökull (April 2010) aus der Atmosphäre verschwunden sind! Da er offensichtlich für die letzten 2 relativ kalten Winter verantwortlich war.

  • H
    hmm

    und wenn wir dann genug gestritten haben, wird es so wie die mehrheit will?

     

    wie war das mit dem wetter...?

     

    oder wird dann entschieden, je nach ausgang des streites, dass die oder der "verursacher" zu gehen hat?

     

    irgendwie ein bisschen lächerlich