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Der Papst und die RevoluzzerinnenMatres ante Portas

Kommentar von isabella falkner

Die um Gleichberechtigung in der katholischen Kirche kämpfenden Frauen mussten eine Niederlage einstecken. Jetzt gilt, sich evagleich zu widersetzen.

Ihre Hoffnungen auf Veränderung wurden enttäuscht: Frauen der Initiative Maria 2.0 Foto: Herbert Bucco/imago

D ie Revoluzzerinnen von Maria 2.0 stehen vor den Kirchentoren und fordern das, was in der katholischen Kirche längst überfällig ist: Gleichberechtigung der Geschlechter, nicht nur Gleichwürdigkeit. Aber die Tore öffnen sich nicht, weil ein angsterfüllter Mann davorsteht und ruft: „Die Tür ist zu!“ Damit bekräftigte Papst Franziskus nun erneut seine Haltung von 2013. Das Schreiben des Papstes wurde von der katholischen Welt mit großer Aufregung erwartet.

Man hoffte auf Zugeständnisse in Sachen Zölibat und Frauenordination. Doch diese Hoffnung machte Franziskus jäh zunichte. „Die Frauen leisten ihren Beitrag zur Kirche auf ihre eigene Weise und indem sie die Kraft und Zärtlichkeit der Mutter Maria weitergeben“, so der Papst. Ein weiterer kläglicher Versuch, die Forderung der progressiv-katholischen Frauenbewegung, in Zukunft auch Priesterinnen zu weihen, zu zerschlagen.

In Rom arbeitet man nach katholischer Tradition nicht mit Argumenten, sondern nach dem Prinzip der Autokratie, was insofern Sinn ergibt, da die Argumente für die verschlossene Tür so vielfältig wie sinnentleert sind. „Das war schon immer so“ überzeugt wohl schon lange nicht mehr. Im Canon 1024 des Codex Iuris Canonici, dem katholischen Kirchengesetzbuch von 1983, steht: „Die heilige Weihe empfängt gültig nur ein getaufter Mann.“

Diese Regel hätte man problemlos ändern können, denn die Norm enthält keine Formulierung wie „kraft göttlicher Weisung“, das einen katholischen Gesetzestext als unabänderlich definiert. Dennoch sorgte gut zehn Jahre später Papst Johannes Paul II. mit seiner „Ordinatio sacerdotalis“ doch noch für eine Unabänderlichkeit. Dort legte er fest, „dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben“.

Ob er die Augen noch lange verschließen kann? Papst Franziskus stoppt überfällige Reformen Foto: dpa

Die kirchlichen Regeln kommen von misogynen Männern

Zwar tätigte er die Aussage nicht ex cathedra, also mit „päpstlicher Unfehlbarkeit“, das Wort „endgültig“ hat jedoch die gleiche Wirkung. Es stand fortan fest: Priesterinnen wird es nicht geben. Beachtlich ist auch die Tatsache, dass den Männern der Kirche eine Vollmacht fehlte, die Frauen zur Priesterweihe zuzulassen. Ein intelligenter Zug: sich selbst für unmündig und damit für nicht verantwortlich erklären.

Man muss sich jedoch vor Augen halten, dass die kirchlichen Regeln keineswegs von einer transzendenten Macht stammen, sondern von den misogynen Männern, die bis jetzt das Sagen hatten. Männer, die sich, ließen sie die Priesterinnenweihe zu, selbst widersprechen müssten.

Während es bei Loriot noch der Pappa war, der mit dem Satz: „Ich bin pensioniert“ für Unmut im Haus sorgte, sind es heute die Frauen, die aus Sicht der engstirnigen Männer Chaos im Gotteshaus stiften wollen. 1997 erforschte der Soziologe Sven Dierks das „Pappa ante Portas“-Phänomen. Damals berichten Frauen von Beispielen, die in Grundzügen auch auf die Kirche übertragbar sind. So dürfen manche der Ehegatten seit Jahren zwar Obst einkaufen, der Fleischkauf jedoch sei Frauensache, „weil er dazu nicht fähig ist“.

Durch die weibliche Emanzipation in der Berufswelt und die männliche Emanzipation im Haushalt hat sich dieses Phänomen inzwischen weitgehend aufgelöst. Die katholische Kirche unterscheidet jedoch weiter zwischen Obst und Fleisch. Der Mann weiht freudig den Leib Christi, und die Frau darf im Garten Eden in den sauren Apfel beißen. Der Apfel, das ist doch der Ursprung allen Übels!

Ohne Eva wären wir bis bis heute apfel- und ahnungslos

Ja, die Frau versündigt sich, noch bevor Päpste, Bischöfe und Priester überhaupt existierten. Und wem wäre damit geholfen, einer renitenten Sünderin Tür hoch und Tor weit zu machen, die aus profaner Genusssucht Regeln bricht? Regeln, die nicht hinterfragt werden dürfen, weil sie von einer höheren Macht stammen? Man betrachte die Paradiesgeschichte mal aus einer anderen Perspektive: Der Mann akzeptiert devot, was ihm befohlen wird, wohingegen die Frau sich widersetzt.

Ginge es nach Adam, säßen wir immer noch ahnungs-, apfel- und charakterlos herum und wären kein bisschen weitergekommen. Aber Eva, die Sünderin, katapultiert den Menschen in eine neue Entwicklungsstufe: raus aus der illusionistischen Blase, rein in die Realität. Die ist vielleicht keine paradiesisch heile Welt, aber erst hier wird der Mensch zu dem, was ihn ausmacht – einem Individuum, das es wagt, selbst zu denken und eigene Entscheidungen zu treffen.

Viele mächtige Männer der katholischen Kirche haben diesen Sprung, diese geistige Entwicklung leider verpasst. Sie verstecken sich hinter der selbst erbauten Schranke der Unmündigkeit. Höchste Zeit, dass sich die katholische Kirche erneuert, wenn sie überleben will. Dazu gehört, Fortschritte zuzulassen, sich Fehler einzugestehen und sie zu bereinigen. Der zweijährige synodale Weg, der im Dezember vergangenen Jahres begonnen hat, scheint wie ein zögerlicher Anfang. Auch dort ist die Priesterinnenweihe Thema.

Zweifelhaft bleibt, wie viel eine solche Zusammenkunft von Klerus und Lai*innen bewirken kann. Denn jeder Beschluss, der die Weltkirche betrifft, muss vom Papst abgesegnet werden. Dass er das tut und damit dem Lehramt der katholischen Kirche und großen Teilen seiner männlichen Gefolgschaft in den Rücken fällt, ist unwahrscheinlich. Der synodale Weg ist also nicht mehr als eine verlogene Beschäftigungstherapie.

Deshalb müssen die Frauen, evagleich, die Sache selbst in die Hand nehmen. Sich wehren, streiken, zeigen, dass es so nicht weitergehen kann. Mit der Kraft und Zärtlichkeit der Mutter Maria einfach mal keinen Beitrag mehr zur Kirche leisten und so beweisen, dass es ohne Frauen eben auch nicht geht, getreu dem Motto: ganz oder gar nicht. Und damit den Papst dazu bringen, endlich den Schlüssel zu benutzen, den er schon viel zu lange mit sich herumträgt, um die Tür zu öffnen, die schon viel zu lange geschlossen ist.

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11 Kommentare

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  • Mal ne Frage: würden die weibliche Priester, aber mit Zölibat, akzeptieren?

  • Warum werden die nicht einfach evangelisch? Da haben sie dann Priesterinnen und Gleichberechtigung. Dafür muss man dann halt auf Weihrauch, Goldflitter und unbiblische Marienanbetung verzichten.

    • @Suryo:

      solange man nicht wirklich gläubig ist mag es egal oder fast egal sein zu welcher version von christentum man sich bekennt.das ändert sich aber wenn der glaube ins spiel kommt und viele menschen haben nun einmal das bedürfnis zu glauben und wenn sie glauben geraten sie auch unter den einfluss der jeweiligen lehre oder irrlehre.



      wie schlecht ein solcher einfluss sein kann hat der lutheranismus in der deutschen oder der calvinismus in der angloamerikanischen geschichte gezeigt.man kann die sogenannte "manifest destiny" dass heisst die rassistisch motivierte und legitimierte vertreibung oder vernichtung der ureinwohner*innen des kontinents nicht ohne den calvinismus verstehen und den deutschen völkermord an der jüdischen minorität,oder die hexenverfolgung die in deutschland in protestantischen regionen besonders weit eskalierte,oder den früher typisch deutschen und deutsch-preussischen kadavergehorsam gegenüber der obrigkeit und die noch heute nicht ganz überwundene demokratieuntauglichkeit der deutschen nicht ohne den lutheranismus.



      Mörder wie Johannes Calvin und Hassprediger wie Martin Luther sind als religiöse autoritäten völlig inakzeptabel.sie sind der damnatio memoriae zu überantworten.



      aber nicht alles was es im "evangelischen" spektrum gibt ist so übel wie calvinismus oder lutheranismus.



      es gibt auch "evangelische "versionen des christentums die keine so finstere wirkungsgeschichte und einen sauberen ursprung haben. und vor denen man die menschen nicht warnen muss.



      aber auch für diese gilt dass sie ausserhalb der apostolischen sukzession stehen und nicht zur kirche gehören .da mann oder auch frau nur in der kirche gültig für das priester*innenamt geweiht werden kann kann der wunsch dieser katholischen frauen zum priester*innenamt zugelassen zu werden auch in keiner der harmlosen protestantischen sekten erfüllt werden.



      was die von ihnen als unbiblisch bezeichnete "Marienverehrung" angeht so ist sie nicht so unbiblisch wie sie meinen.

      • @satgurupseudologos:

        Da stimmt so viel nicht, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll. Nur mal ein paar stichpunkte: das evangelische Preußen war der erste europäische Staat, der volle Religionsfreiheit garantierte und Juden vollkommen gleichstellte. Im lutherischen Dänemark wurde den Juden während der deutschen Besatzung massiv geholfen. Luthers Antijudaismus ist nicht ohne den der katholischen Kirche vorstellbar. Der moderne Antisemitismus (judentum als Sache des Blutes, die sich auch nicht durch Bekehrung zum Christentum abschütteln ließ) entstand in Spanien durch ein bischöfliches Edikt und war zunächst absolut katholisch. Und natürlich ist die Anbetung von Maria und den Heiligen völlig unbiblisch, genauso wie die apostolische Sukzession. Das bizarre an diesen Frauen ist, dass sie zwar entgegen aller katholischen Lehre weibliche Priester wollen und dafür theologisch argumentieren, aber eben nur dafür - und nicht darauf kommen, dass vielleicht noch das eine oder andere Quatsch sein könnte. Und dass die Gleichberechtigung, die sie wünschen, in der lutherischen Kirche eben existiert.

        • @Suryo:

          Was Sie über dänemark schreiben ist richtig .die dänische gesellschaft hat versucht alle dän*innen jüdischen glaubens in sicherheit zu bringen und



          vor der deutschen besatzungsmacht zu retten.

          über " Maria und die Heiligen" brauchen wir nicht streiten.



          die apostolische sukzession ist eine historische tatsache und kirchenrechtlich nicht ohne relevanz,aber so wie Ich nicht glaube dass man christ sein muss um dem himmel zu gefallen glaube Ich auch nicht dass es nur in der kirche gute christen gibt.



          was Martin Luther angeht so ist seine irrlehre wirklich (fast) so übel wie seine kritiker*innen sagen.aber er überantwortete ihre auslegung den fürsten,und diese haben vieles was an ihr schlecht ist unterdrückt .



          in staaten die wie die skandinavischen länder seit langer zeit gut regiert worden sind,wurden die problematischen komponenten der lutherischen irrlehre nicht gefördert .







          preussen war ein reaktionärer militaristischer obrigkeitsstaat.aber auch ein solcher ist besser als eine bürgerliche demokratie die in faschismus umschlägt.der schlimmste teil der preussischen kriminalgeschichte begann erst nach dem ende der monarchie und dem ende des preussischen staates.



          nicht ganz richtig aber auch nicht ganz falsch ist was Sie über den katholischen antijudaismus sagen.der rassismus ist definitiv eine exklusiv protestantische und sehr moderne erfindung . bei der dem reaktionären spanischen katholizismus vorzuwerfenden verfolgung zwangsbekehrter jüdischer familien durch die inquisition ging es nicht um deren abstammung sondern um zweifel am erfolg der zwangsbekehrung

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Wie wäre es damit, einfach aus dem Herrenverein auszutreten? Was treibt diese Frauen an, unbedingt ein quasi-kannibalistisches Ritual abhalten zu wollen und die symbolische Menschenfresserei zu heiligen? Macht?!



    Leider hinterfragt der Text diesen Aspekt nicht weiter.

  • 0G
    00677 (Profil gelöscht)

    Muss man wirklich noch Verständnis für Anhänger einer Religion, dieses Schamanismus aus grauer, voraufgeklärter Urzeit haben? Solch "selbstverschuldete Unmündigkeit" (Kant) mag zwar noch für ein paar Zeitungszeilen herhalten, sich damit intellektuell zu befassen, ist dagegen die reine Zeitverschwendung. Passt euch nicht, euer Verein? Tretet aus!

  • Der Kern der katholischen Kirche sind ihre Dogmen. Ein Kern der abrahamitischen Religionen ist die Zweitrangigkeit der Frau und der Hass gegen Ungläubige. Einzig logischer Schluß ist der Austritt und die Niederlegung der Religionsausübung. Ich kann nicht sagen, in Bibel, Tora oder Koran stehe das Wort Gottes und dann so tun, als stünde da nicht der ganze archaische, sexistische Müll drinnen.



    Na gut, natürlich kann ich das und es ist soziologisch auch gesünder für uns alle, aber irgendwie erscheint bei mir die Meldung: Syntax Error.

  • im anglikanismus und im altkatholizismus gibt es die ordination von frauen schon heute.da diese beiden kirchen wie die orthodoxen kirchen in der apostolischen sukzession stehen gibt es für die frauen einen weg ihre gleichberechtigung in der römisch-katholischen kirche durchzusetzen .



    allerdings ist die anglikanische kirche durch lutherische irrlehren belastet und auch aber nicht nur in anbetracht dessen wie frauenfeindlich Martin Luther war kann keine kirche oder sogenannte kirche die sich affirmativ auf den lutheranismus bezieht als mittel um druck auf den papst auszuüben empfohlen werden.



    aber die altkatholische kirche ist erstens eine echte dass heisst eine in der apostolischen sukzession stehende kirche und zweitens eine kirche die frauen ordiniert.



    wenn katholische frauen und männer die die gleichberechtigung der frauen in der kirche wollen massenhaft zum altkatholizismus übertreten wird ein nachfolger des jetzigen papstes vielleicht den wunsch der frauen erfüllen zu allen ämtern der kirche zugelassen zu werden.



    im übrigen wäre es für die katholische kirche gut die frauen nicht länger vom priester*innenamt auszuschliessen und das zöllibat-nicht mehr als dessen vorraussetzung



    zu betrachten denn dadurch käme mehr leben in die kirche.



    und wenn es mehr praktizierende katholische christen gibt,und seinen es auch altkatholische so kann dadurch vielleicht der lutheranismus ausgetrieben werden



    lutheraner*innen stehen ausserhalb der kirche .und noch dazu aus keinem guten grund sondern weil ihre vorfahren einem irrlehrer gefolgt sind der schlimmer war als der schlechteste papst der kirchengeschichte.

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Austreten und gut ist?

  • Danke für den Artikel, aber die ganze Litanei über Männer und Macht und benachteiligte Frauen ist obsolet, denn der Laden hat sich nicht geändert, ändert sich nicht und wird sich nicht ändern und das seit Jahrtausenden. Also hakt die hätte, könnte, wird vielleicht Diskussion sofort ab, so alt wird Keine und Keiner!



    Obwohl- Wenn Frau ab morgen und in Massen aus der katholischen Kirche austritt, dann, ja dann wäre ein Umdenken der Kurie eventuell denkbar, weil es ums Geld geht. Aber da müsste Frau schon Stolz und Selbstwertgefühl haben, aber in der Hand hätte sie es.