Der Keyboarder der „Doors“ ist tot: Der Linkshandbassist an der Orgel
Sein E-Piano-Solo in „Riders on the Storm“ ging in die Geschichte ein: Ray Manzarek hat den Sound von „The Doors“ geprägt. Mit 74 ist er nun gestorben.
Was macht die Doors so legendär? Klar: Jim Morrisons psychedelischer Gesang, seine poetischen Texte und obszönen Auftritte. Aber da ist auch dieser spezifische Doors-Sound. In „Riders on the Storm“ etwa regnet und stürmt es, bevor die Band zu spielen beginnt.
Und dann kommt nicht etwa die Gitarre, wie man es bei Rockmusikern der Sechziger erwarten sollte. Nein, zum Rauschen des Regens setzt Ray Manzarek ein, an der Wurlitzer-Orgel, wie so oft nur mit der rechten Hand. Die linke brauchte er für die Basslines, denn einen Bassisten hatten die Doors nicht.
Schon als Kind bekommt der 1939 in Chicago geborene Manzarek Klavierstunden. 1962 zieht er nach Los Angeles, zunächst um an derselben Hochschule wie Jim Morrison Film zu studieren. Doch erst später kommt es am Sandstrand von Venice zum folgenreichen Treffen mit Jim Morrison. Der sagt, er habe Texte geschrieben und trägt einen vor. Als er fertig ist, sagt Manzarek, es sei der beste Rock'n'Roll-Text, den er je gehört habe. So will es der Gründungsmythos der Doors.
Was folgt, ist eine der erfolgreichsten Bands der Rockgeschichte. Über 100 Millionen Alben verkauften die Doors weltweit. Hits wie die düstere Endlos-Improvisation „The End“ und Manzareks Orgelspiel in „Light my Fire“ prägten den Sound einer ganzen Generation. Einzigartig ist Manzareks E-Piano-Solo in „Riders on the Storm“: anderthalb Minuten mit kaum mehr als fünf Tönen. „Seht Ihr diesen Typen“, soll Jim Morrison einmal gesagt und auf seinen Organisten mit der großen Brille gezeigt haben, „er ist The Doors.“
Nach Morrisons mysteriösem Tod 1971 bemüht sich Manzarek, die Band zusammenzuhalten und versucht sich selbst als Lead-Sänger. Doch nach zwei Alben ohne Morrison lösen sich die Doors 1973 auf. Manzarek spielt mit Künstlern wie Iggy Pop zusammen, für die 1977 gegründete Band X, eine der ersten Punkbands der Geschichte, tritt er als Produzent in Erscheinung. Als Solo-Künstler nimmt Manzarek sechs Alben auf, zuletzt das 2011 erschienene „Translucent Blues“.
Seit 2002 versucht er dann doch noch einmal, mit der Doors-Vergangenheit zu punkten. Dass Manzarek aber mit dem Ex-Gitarristen Robby Krieger als the „The Doors of the 21st Century“ auftritt, missfällt John Densmore, ihrem ehemaligen Schlagzeuger. Einen Rechtsstreit verliert Manzarek. Manzarek und Krieger müssen ihre alten Lieder unter anderen Namen performen.
„Wir sind freie Menschen auf diesem Planeten“, sagte Manzarek einmal. Freiheit, das sei die Message der Doors gewesen. Nun ist der Mitbegründer, Organist und Linke-Hand-Bassist der Band im Alter von 74 Jahren im bayerischen Rosenheim gestorben. Seit längerem litt er an Gallengangkrebs. Ein Fan schrieb auf der Facebook-Seite der Doors: „Jim und Ray sind jetzt zusammen … ein grandioses Konzert im Himmel.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja