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Der Kampf um die Bilder

Initiativen erproben neue Wege des Protests in der privaten Dienstleistung

Bilder von Protestaktionen erzeugen Druck auf das Markenimage

In Unternehmen der privaten Dienstleistungsbranche mit hippem Image arbeiten Hunderttausende von Beschäftigten – aber sie sind gewerkschaftlich extrem schwer zu organisieren. Foodora und Deliveroo zum Beispiel sind Fahrradkurierdienste für Speisen, deren FahrerInnen pro Stunde und nach Stückzahl bezahlt werden.

Die Gewerkschaft NGG (Nahrung-Genuss-Gaststätten) steht jetzt in Dortmund in einem dieser Unternehmen kurz vor einer Betriebsratsgründung, sagt NGG-Sprecherin Karin Vladimirov. Das ist generell selten in der Gastronomiebranche, wo die Betriebe im Schnitt weniger als fünf Beschäftigte haben. Und erst ab fünf Beschäftigten hat das Personal in Deutschland das Recht, einen Betriebsrat zu gründen.

Gewerkschaftliche Arbeitskämpfe mit Streiks sind in Wirtschaftszweigen mit vielen prekär Beschäftigten nur schwer zu führen. Initiativen wie die Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU), eine basisdemokratische „Gewerkschaftsförderation“, organisierte bei Foodora in Berlin daher eine besondere Art von Protest. In einer Aktion stapelten die Ausfahrer Fahrradreifen vor dem Unternehmen in Berlin, um für eine Übernahme der Reparaturkosten und Lohnerhöhungen zu kämpfen. Das gab medienwirksame Bilder. Die Verhandlungen mit der Foodora-Geschäftsführung scheiterten dennoch im November.

Bilder von Protest­ak­tio­nen und ausgebeuteten Mit­ar­beiterInnen erzeugen Druck auf das Markenimage. „Es ist kostenintensiv für die Unternehmen, das Image wieder in Ordnung zu bringen“, sagt Jessica Reisner vom Vorstand der „Aktion Arbeitsunrecht“, einer Kölner Initiative.

Die Aktivisten verkleideten sich bei einer Aktion gegen den Modekonzern H & M als Zombies, verteilten „Abmahnungen“ an KundInnen und protestierten so gegen die Schließung eines Lagers und schlechte Arbeitsbedingungen bei dem Unternehmen, das sich gern ein hippes Image gibt. Die AktivistInnen bei H & M arbeiten auch mit der Gewerkschaft Verdi oder der FAU zusammen, sagt Reisner.

Solche Aktionen sind zwar medienwirksam und erzeugen Bilder – aber die Schutzfunktionen von Tarifverträgen, Kündigungsschutz und Betriebsräten lassen sich dadurch nicht ersetzen. Das geben nicht nur Gewerkschafter zu bedenken.

Barbara Dribbusch

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