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Der Dalai Lama als FrauenfreundFür Karma und Frauenquote

Johanna Roth
Kommentar von Johanna Roth

Der Dalai Lama wünscht sich eine hübsche junge Frau als seine Nachfolgerin. Will er so etwa die chinesische Regierung austricksen?

Was seine mögliche Nachfolgerin im Köpfchen hat, ist dem Dalai Lama egal. Hauptsache jung und hübsch. Foto: Reuters/Darren Staples

D er Dalai Lama sinniert in der BBC über sein Erbe – besser gesagt, über dessen Geschlecht. Eine Nachfolgerin, Dalai Lamana sozusagen, ginge das? Das sei sogar sinnvoll, sagt der Dalai Lama, denn diese krisengeschüttelte Welt benötige dringend Empathie, und davon hätten Frauen biologisch gesehen nun mal mehr. Aber Achtung: Das Ganze bringe nur was, wenn die Frau auch ein hübsches Gesicht hätte. Sonst sei sie „not much use“, kaum zu gebrauchen.

Das Internet tobt. Der Dalai Lama wird als einfältiger Sexist beschimpft, als „Dinosaurier“ in Geschlechterfragen, als „Depp“ und „Ignorant“. Manch einer vergleicht ihn schon mit Donald Trump, der sich regelmäßig übler Tiraden aus der untersten Schublade der Frauenfeindlichkeit bedient - und damit auch noch US-Präsident werden könnte.

Und in buddhistischen Meditationszentren stehen plötzlich reihenweise Frauen vor der Frage, ob ihr Idol etwa auch einer jener ordinären Idioten ist, mit denen sie hier am allerwenigsten rechnen.

Dabei verkennen sie alle, dass sich der inzwischen achtzigjährige Dalai Lama womöglich einen genialen politischen Schachzug leistet. Kürzlich hatte er nämlich angekündigt, seine Wiedergeburt, mit der die Nachfolge des geistigen Oberhaupts der Tibeter seit jeher geregelt ist, einfach abschaffen zu wollen. Ein Nachfolger (oder eine Nachfolgerin) könne schließlich auch gewählt werden.

Niemand würde die Chinesen verdächtigen

Damit ärgerte er die Chinesen, die bekanntermaßen die Tibeter und ihre Religionsausübung unter der Fuchtel halten. Die Chinesen bestehen darauf, dass der Dalai Lama nach seinem Tod wiedergeboren wird. Insgeheim wollen sie aber natürlich einen stramm linientreuen Nachfolger auf den Thron setzen.

Mal abgesehen von der Frage, wie viel politisches Kalkül so eine Wiedergeburt verträgt und warum sich ein stur kommunistisches Land plötzlich zum Hüter des Glaubens aufschwingt – wäre eine sexy Blondine als 15. Reinkarnation des Dalai Lama nicht die beste Option?

Niemand würde die Chinesen irgendeiner Manipulation verdächtigen. Und der gegenwärtige Dalai Lama, übrigens bekennender Feminist, täte was fürs Karma – und für die Frauenquote.

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Johanna Roth
Redakteurin Meinung
taz-Redakteurin im Ressort Meinung+Diskussion. Davor: Deutsche Journalistenschule, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundestag, Literatur- und Politikstudium in Bamberg, Paris und Berlin, längerer Aufenthalt in Istanbul. Schreibt am liebsten über Innenpolitik und Abseitiges.
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1 Kommentar

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  • Hmm, das ist schon seltsam. Dass er sich aussuchen kann, wo und wie er wiedergeboren wird, kann ich noch halbwegs nachvollziehen. Immerhin ist er ein Bodhisattva. Nur die Begründung, warum eine Frau gut sein soll, wirft Fragen auf. Immerhin wäre er - Fragen des Geschlechts werden im Licht von Wiedergeburt überflüssig - doch auch im Körper einer Frau ein Bodhisattva. Wäre dann sein Mitgefühl etwa von seinem Körper abhängig? Zeichnet sich ein Bodhisattva, gleich in welchem Körper, nicht durch Mitgefühl aus? Dann wäre es doch eigentlich egal, in welchem Körper er sich befindet.

    Naja, die FAZ hat darüber auch berichtet und war noch ungläubiger. Wenn der Dalai Lama ein Feminist ist, wie hier berichtet wird, was mir bis nun auch unbekannt war, dann kann man und muss man hinter dieser Aussage, gerade, weil er beharrlich drauf bestand, eine politische Strategie suchen.