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Den Aufstieg der Rechten aufhaltenBrauchen wir Linkspopulismus?

Es ist keine gute Idee, die Rechtspopulisten mit ihren eigenen Mitteln schlagen zu wollen. Die Linke muss sich den Abgehängten zuwenden.

Wenn die Rente nach langem Arbeitsleben kaum noch reicht, kommt die Wut hoch Foto: dpa

Die AfD ist die Bugwelle einer Strömung, die die westlichen Metropolen erfasst hat. Von Washington über London bis Paris diktieren aggressive Rechtspopulisten die Agenda. Diese Bewegungen sind auffällig verschieden – mal rüde neoliberal, obwohl dies den Interessen ihrer zahlreichen Unterschichtsklientel hohnspricht, mal etatistisch und sozialstaatlich. Dieses ideologische Flimmern ist typisch. Der Rechtspopulismus funktioniert wie ein Staubsauger, der alle Frustrierten, die sich von „der Politik“ oder „dem System“ abgestoßen fühlen, ködert.

Allerdings gibt es drei Topoi, die bei aller Flatterhaftigkeit, zur DNA des globalen Rechtspopulismus zählen: der Affekt gegen Fremde, die Verachtung der politischen Eliten und Skepsis gegenüber der Globalisierung. Der erste trostlose Höhepunkt dieses Vormarsches kann im November der Sieg von Donald Trump in den USA werden.

Der Rechtspopulismus schöpft aus verschiedenen Quellen: dem Wohlstandschauvinismus der Besitzenden, den Abstiegsängsten der Mittelschicht und der Wut der Abgehängten. Alle verbindet, dass sie sich die Habenichtse, die Migranten aus dem Süden, vom Leib halten wollen.

Folie des rechten Aufschwungs ist das zerbrochene Versprechen der Marktwirtschaft, dass es am Ende allen besser gehe. Wer 2016 in Chicago, Manchester oder Lüttich einen normalem Job hat, dem geht es im Schnitt kaum besser oder sogar schlechter als vor dem Mauerfall. Gleichzeitig hat sich das Vermögen der Superreichen vervielfacht. Die Globalisierung hat im Westen wenige extrem reich gemacht und Teile der unteren Mittelschicht deprimiert.

Stefan Reinecke

Jahrgang 1959, studierte Germanistik und Politik. Seit 2002 arbeitet er für das Parlamentsbüro der taz und schreibt schwerpunktmäßig über die Parteien SPD und Die Linke sowie über Geschichtspolitik.

Reinecke ist Autor mehrerer Bücher, zuletzt erschien „Ströbele. Die Biografie“ (Berlin Verlag 2016).

Es ist seltsam, dass die Linke den steilen Aufstieg der Rechten mit einer Mixtur aus atemloser Empörung und ratlosem Achselzucken verfolgt. Dabei muss es gerade für Linke beunruhigend sein, dass Le Pen und Gauland ausgerechnet ihre frühere Stammkundschaft rekrutieren. Die neoliberale AfD ist unter Arbeitern und Arbeitslosen beliebt: In Baden-Württemberg, Sachen-Anhalt und Berlin votieren mehr Arbeiter für die AfD als für die SPD oder die Linkspartei. In den USA ist die weiße Unterschicht, vormals eher Demokraten-Klientel, zu Trumps Kerntruppe geworden.

Der französische Soziologe Didier Eribon hält den Erfolg der Rechten für das Echo des Verrats der Linken. Front National zu wählen sei womöglich „eine Art politische Notwehr der unteren Schichten“ und „der Versuch, ihre kollektive Identität zu verteidigen oder jedenfalls eine Würde, die seit je mit Füßen getreten worden ist und nun sogar von denen missachtet wurde, die sie zuvor repräsentiert und verteidigt hatten“. Le Pen und Trump sind so gesehen auch die Rache der Abgehängten an den früheren Arbeiterparteien, an Blair, Schröder und Clinton, die jene rechts liegen ließen, die das Tempo globaler Ökonomie überforderte.

Mehr Wagenknecht und Lafontaine?

Ist es da nicht höchste Zeit für eine kräftige Antwort der Linken auf die AfD? Wäre es nicht nötig, das Korsett des Technokratischen, des ewigen Starrens auf das Machbare abzustreifen, um die wachsende Protestenergie, die so vehement rechts andockt, wieder einzufangen? Vielleicht muss die Linke ähnlich krawallig zur Sache gehen wie die AfD, anstatt immer nur „ja, aber“ zu sagen, stets die Sachzwänge im Blick. Brauchen wir also ein tatkräftiges Gegenprogramm, einen zupackenden Linkspopulismus, mehr Wagenknecht und Lafontaine?

Kasten taz.am wochenende 24./25. September

Wirtschaftskrise, Demokratiedefizit, Nationalismus. Europa steht am Scheideweg. Aber gibt es noch Visionen? Die Hoffnungen von Drehbuchteams, EU-Abgeordneten und PR-Agenten lesen Sie in einer Sonderausgabe der taz.am Wochenende vom 24./25. September. Außerdem: Unterschiedlicher geht es kaum. Wie Hamburg und München Wohnraum für Geflüchtete schaffen. Und: Internationales Poesie-Festival in Ostchina. Offene Gesellschaft, oder was? Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Der Linkspopulismus ist ein schillerndes Phänomen. In Lateinamerika regieren linke Populisten, von Bolivien über Ecuador bis Venezuela, seit mehr als einem Jahrzehnt, anfangs erfolgreich, doch derzeit glücklos. In Spanien und Griechenland sind mit Podemos und Syriza spontan erfolgreiche Bewegungen entstanden als Reaktion auf die Verwüstungen der Banken- und Eurokrise und korruptionsanfällige, verbrauchte Sozialdemokratien.

Ein Programm des linken Populismus hat der argentinischen Theoretiker Ernesto Laclau entworfen. Die Stunde des Linkspopulismus schlägt, wenn die Unzufriedenheit mit der Regierung oder dem System anschwillt. In diesem Moment muss die Linke die Gesellschaft, so Laclau, „in zwei Lager spalten – in die popularen Klassen und die Machthaber“. Die „popularen“ Klassen kann man sich als eine vielfältige Regenbogenkoalition der Enttäuschten und Aufbegehrenden vorstellen. Doch zentral ist die harte Frontstellung – wir gegen die. „Die“ sind die politischen und wirtschaftlichen Eliten, die lokale Rechte, die USA, auch mal die Medien.

Nicht Konkurrenten, sondern Feind

Der Linkspopulismus ist nicht totalitär, aber ähnlich flirrend wie sein rechtes Pendant. Er kann mal autoritär, mal basisdemokratisch sein. Er ist ein widersprüchliches Gemisch – aus Etatismus und Graswurzelideen, aus handfester Umverteilungspolitik und Carl Schmitt. Für Laclau ist der Feind, wie bei Schmitt, zentral für die Konstruktion des Politischen. „Ohne den Feind“, so Laclau, „gibt es keinen Populismus in dem Sinne, wie wir den Begriff verstehen wollen.“ „Die“ sind also nicht bloß Konkurrenten im demokratischen Wettbewerb, sondern Feinde, die aus dem Feld geschlagen gehören.

Das ist mehr als Theorie und, zumindest manchmal, handfest antidemokratisch und antipluralistisch. Wer letztlich in den Kategorien „wir“ und „die“ denkt, dem muss die stets verwirrende Unübersichtlichkeit von Gesellschaften als Zumutung erscheinen. Es ist kein Zufall, dass sich einige linke Regierungen in Lateinamerika im Moment der Krise und fallender Ölpreise von Feinden umzingelt wähnen – und auch interne Kritiker als CIA-gesteuert denunzieren.

Wer meint, selbst das große Wir, das Volk, zu verkörpern, dem gilt Kritik rasch als Verrat. Eine gravierende, ungelöste Frage des Linkspopulismus lautet: Wer ist eigentlich „wir“ und „die“, nachdem die Linke die Macht erobert hat? Exakt diese Frage stellt sich, etwas anders, derzeit drängend dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras.

Der wandelte sich unter dem Druck der Verhältnisse vom Linkspopulisten zum Realpolitiker und verliert nun rapide an Popularität. Das ist der Bumerangeffekt des linkspopulistischen Identitätsversprechens. Denn das große Wir gegen den IWF, die EU und die Banken zu mobilisieren und danach mit ihnen Deals zu machen (machen zu müssen) ist widersprüchlich.

Wir gegen die

Dass linke Volkstribune sich auch in der Opposition beim „Wir gegen die“ verlaufen, zeigt der französische Linkssozialist Jean-Luc Mélenchon. Er fordert nicht nur radikale Umverteilung und den Austritt aus dem Euro, sondern behauptet auch, dass Migranten den französischen Arbeitern „das Brot stehlen“, und denunziert Flüchtlinge als Scheinasylanten. So scharfsinnig Eribon die Ignoranz der ehemals linken Elite gegenüber der Unterschicht beschreibt, so fatal ist Mélenchons Versuch diesen Verrat zu kurieren. Denn so wird Xenophobie von links zur sozialen Widerstandsgeste geadelt, und der „kleine Mann von der Straße“ wird zum Opfer der Migranten.

In der Bundesrepublik hatten es Populisten meist schwer. Populismus hat unter aufgeklärten Deutschen einen bedrohlichen Unterton. Seit Hitler misstraut die Linke dem gemeinen Volk, das widerstandslos zum Komplizen eines alle Maße sprengenden Verbrechens wurde. Doch die Prägekraft dieser Erzählung ist mit der Historisierung des Nationalsozialismus ausgeblichen.

Die Wahlsiege der AfD deuten einen Stimmungswechsel, eine andere Temperatur der politische Kultur an. Die geräuscharme postideologische Art des Regierens, die Angela Merkel perfektionierte, verliert an Überzeugungskraft. Die Zeiten werden härter, sogar im in Watte gepackten Deutschland, das die wirtschaftliche Krise per Handelsüberschuss exportiert. Die politische Linke sollte sich darauf einstellen, dass der technokratischen Wohlfühlpolitik à la Merkel irgendwann die Luft ausgeht.

Den Humus austrocknen

Dabei den Stil der AfD zu imitieren oder wie einst Lafontaine gegen „Fremdarbeiter“ zu mobilisieren, ist der Holzweg. Auch das schroffe „Wir gegen die“ ist in der auf die Mitte zentrierten Bundesrepublik wenig aussichtsreich.

Doch um den Humus auszutrocknen, auf dem die Erfolge der Rechtspopulisten sprießen, muss die arrivierte Linke Eribons Botschaft ernst nehmen und sich den Abgehängten zuwenden. Krasse Ungleichheit und Abstiegsängste der Mittelschicht sind nicht der einzige Grund für den Aufstieg der Rechtspopulisten im Westen, aber entscheidende Voraussetzungen.

Nötig ist eine entschlossene Politik für höhere Mindestlöhne, sind höhere Steuern für Reiche und mehr Aufstiegschancen für Ärmere, denen der Weg nach oben faktisch versperrt ist. Dieses Programm müsste mit weit mehr Verve, Zuspitzung und Überzeugungskraft vertreten werden, als man es sich derzeit bei Gabriel oder Nahles vorstellen kann. Das wäre kein linker Populismus, sondern eher das Greifen nach der Notbremse.

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26 Kommentare

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  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Das wenige profitieren hat mit Unwissenheit zu tun. Nichts mit systematischer Benachteiligung. Der Mauerfall ist jetzt 27 Jahre her. Wer vor 28 Jahren in den DAX investiert hat und zum ungünstigsten Zeitpunkt gekauft hat der hätte im Schnitt 7,75% Rendite pro Jahr bekommen. (https://goo.gl/l80XdD) Aus 100€ wären in 28 Jahren 808€ (631€ nach Steuer) geworden, wenn man die Dividenden Reinvestiert hätte. Da habt ihr euren Gesellschaftlichen Aufstieg.

    Solch eine Investition zu realisieren war vor 28 Jahren tatsächlich noch recht schwer. Heutzutage ist es trivial. Jeder der im Monat 25€ oder mehr über hat kann das machen. Nur 15% der Bevölkerung sind dazu finanziell (evtl.) nicht in der Lage. (https://goo.gl/L5r2ar)

     

    Das Verhalten der (ehemaligen) linken Volksparteien kann man sicher als Verrat erleben. Dennoch ist es notwendig gewesen. All ihre Beispiele für erfolgreiche Linkspopulisten sind Beispiele für erfolgreichen Wahlkampf, nicht aber für eine erfolgreiche Politik. Diese Länder stehen vorm Abgrund und da hilft ihnen auch Protest raus.

     

    Und das mit der AfD das hat wenig mit wirtschaftlichen Verhältnissen zu tun. Da geht es um Kultur. Lässt sich einfach daran erkennen das Menschen für welche die AfD wirtschaftlich nachteilig ist sie wählen.

    Da wäre durchaus auch spielraum für die Linke ohne gleich Rassistisch werden zu müssen. Kritik an Religion und (aussnahmsweise mal) echten Patriarchalen Strukturen sind ansich nichts neues für die Linke. Man muss nur damit klar kommen nicht immernur auf dem “bösen Westen” herumzuhacken und Minderheiten als Unantastbar zu begreifen.

  • Ein sehr guter und bereichernder Kommentar! Mir scheint aber, dass die am Ende formulierten inhaltlichen Vorschläge zu sehr innerhalb des kapitalistischen Systems und jener gesellschaftlichen Verhältnisse verhaftet bleiben, die die Linke doch eigentlich sprengen und überwinden möchte.

     

    Es ist zwar nicht falsch, mehr Mindestlohn und höhere Steuern für das Kapital einzufordern. Aber es fehlt hier eine Perspektive über den Kapitalismus hinaus.

     

    Ich stimme dem Autor vollkommen zu, dass das Freund-Feind-Schema ein Fehler ist, den die Linke besser nicht von den Rechten übernehmen sollte. Aber wie wäre es, etwas anderes anzubieten, gerade jenen Menschen, die vom Kapitalismus abgehängt werden?

     

    Und zwar mit einer Perspektive, die einerseits die Kritik am Kapitalismus populär zu machen versucht, und zwar wirklich eine analytische Herangehensweise in der Tradition von Karl Marx. Andererseits statt einem Freund-Feind-Schema lieber eine soziale Alternative aufbauen und zu verbreitern versuchen. Selbstverwaltete Betriebe ohne Chef, autonome soziale Zentren, kritische Kunst, alternative Formen des Zusammenlebens, Alternativökonomie usw. - alles das und noch viel mehr kann doch Teil eines größeren gesellschaftlichen Gegenentwurfes zum Kapitalismus werden!

     

    Es ist ja nicht so, dass es keine Antworten auf den Kapitalismus und seine systemischen Ungerechtigkeiten gibt. Nur wäre es gut und sinnvoll, diese Antworten auch politisch zu bündeln und ihre gesellschaftliche Relevanz zu steigern. Damit eine politische Bewegung entsteht, die den Kapitalismus langfristig durch fundamentale Kritik plus Aufbau von Gegenstrukturen in der Gesellschaft überwindet.

  • Klasse Artikel!

  • sollte man drüber nachdenken:

     

    Die Werte, die von Linksradikalen oder linkspopulistischen Agitatoren vertreten werden, unterscheiden sich aber nicht elementar von denen des Grundgesetzes: Achtung der Menschenwürde, Kampf gegen Diskriminierung etc.

     

    Nur sehen sie diese Werte durch den real existierenden Staat nicht garantiert und agitieren darum gegen ihn mit populistisch-vereinfachenden Parolen oder sie legitimieren sogar damit den Einsatz von Gewalt.

     

    Rechtspopulöse Agitation und rechtsextreme Gewalt, der durch die rechtspopulöse Agitation das Feld geebnet wird, sind etwas qualitativ völlig anderes.

     

    Sie sind durch die Negation grundlegender Wertsetzungen, wie sie in den ersten 20 Art des GG (und in diversen weiteren Menschenrechtserklärungen, angefangen von der Declaration des droits de l'homme von 1789) niedergelegt sind, gekennzeichnet.

     

    Hier wird eben wegen der Hautfarbe, Rasse, Religion, sexueller Orientierung etc. gehetzt bzw. verfolgt, diskriminiert und gemordet.

    Hier wird der Fundamentalsatz, dass die Würde des Menschen nicht antastbar sei, von vorne herein verneint zugunsten eines willkürlich gesetzten Kollektivs, zumeist einem völkischen Konstrukt.

  • Das dokumentiert die Angst und die aus der Angst-Lähmung folgendes stillhalten der Nationalregierungen vor den Konzernen.

    'Heute hier Morgen dort, bin kaum da muss ich fort ..' wie Hannes Wader singt, ist Realität der Globalisierung. Egal ob Rechts oder Links, einfach nur Hilflosigkeit. Aber auch Feigheit.

    Wenn z.B. die Bundesrepublik plötzlich da ausschwenken würde und wieder eine sozial orientierte Politik machen würde, was wäre dann?

    - Alle Konzerne ziehen ab und mit ihnen die Arbeitsplätze.

    Oder

    - Sie bleiben zähneknirschend und das höhere Einkommen der Beschäftigten sorgt für einen Aufschwung.

    Oder

    - Andere Nationen ziehen mit und tun das gleiche. Lassen sich nicht gegeneinander Ausspielen.

    Oder, oder, oder .....

    Es gibt noch mehrere Szenarien für so eine sozialpolitische Wende. Aber nein, nichts geschieht weil die ANGST herrscht. Deswegen AfD und ihresgleichen.

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Was heißt denn hier brauchen? Die Linke ist seit dem ersten Tag populistisch ohne Ende.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Definieren Sie "populistisch", bitte. Ich fürchte, Sie verwechseln da was.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Das hab ich früher hier aber immer genau anders gehört.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @Rainer B.:

        Von mir?

        • @33523 (Profil gelöscht):

          Gut möglich. Ich kenn Sie und Ihre früheren Nutzerdaten doch nicht.

  • Der Spagat den die Linke machen muss, ist aktuell ihre Asylpolitik mit den Nöten der "Unterschicht" (was für´n Unwort) in Einklang zu bringen. Ein Lösungsversuch gelingt einfach nicht, wie die Fehltritte von Wagenknecht (Wer Gastrecht missbraucht....) beweisen.

    In gegenwärtiger Lage ist mit ethischen Prinzipien bei Wählern der Arbeiterschaft und Arbeitslosen kein Land zu gewinnen; Das ist das eigentliche Dilemma: Wenn´s um den Brotkorb geht, werden humanistische Werte unbedeutender. Ihn immer zu füllen, trauen abgehängte oder sich abgehängt Fühlende den Linken am wenigsten zu; Wohl mehr denen mit den einfachen Lösungen und autoritären Gebärden, wie anno 33.

    Die Linken müssen aufhören, sich mit diesem System auf Gedeih und Verderb zu arrangieren. Sie sollten sich einmal grundlegend wieder mit Ideen auseinandersetzen, die sich aber klar von diesem System wie auch von gescheiterten autoritären "linken" Diktaturen der Geschichte abgrenzen. Mag es Wählerstimmen kosten, die ich in aktueller Lage sowieso für verloren halte, aber wahre Linke haben Ideale, die sie eigentlich nicht aufgeben. Linke Politik, die den Namen verdient, und auch Wirkung entfaltet, ist in diesem System unmöglich. Das wird sich zeigen, wenn bspw. DIE LINKE in Regierungsverantwortung käme.

  • Arm gegen Reich. Alles Andere kommt viel später. Dafür gibt es eine Mehrheit.Wir müssen uns halt darauf konzentrieren.

  • Fast gut recherchiert. Es fehlt allerdings bei den "Linkspopulisten" (doofes Wort!) die "Bewegung der 5 Sterne" (Italien). Und als Ansatz fehlt mir die Piratenpartei, nicht nur in Deutschland, auch wenn sie derzeit gescheitert ist.

  • @DA HIAS

     

    Das ist kein Dilemma. Bloß weil Menschen, deren Wertesystem ich an zentralen Punkten nicht teile, es mit meinem aber an anderen Stellen eine Schnittmenge bildet, muss ich meins nicht so weit reduzieren, dass es keine Schnittmenge mehr gibt. Menschen kommen aus ganz unterschiedlichen Gründen zu ihren Wertesystemen. Ich werde weiterhin mit jemandem befreundet sein, der Helene Fischer hört.

     

    Die "Querfront"-Demagogie setzt genau da an und ist aufschlussreich:

     

    1. Wer sich die Wählerwanderungen zur AfD anschaut, kommt nicht daran vorbei, dass nennenswert von den großen "Volksparteien" abgesaugt wurde, und beträchtlich Nichtwähler aktiviert wurden. Insofern ist der Querfront-Quatsch eine Weigerung, sich mit den Ursachen auseinanderzusetzen - und Verantwortung dafür zu übernehmen.

     

    2. Die Botschaft der Querfront-Sprücheklopfer lautet: Wir sind die Guten, wir haben Recht und alle, die das nicht anerkennen, sind Feinde des Systems.

     

    Womit wir beim Krieg Reich gegen Arm wären: Für die selbsternannten Weltenlenker und -ausbeuter hier nochmal Bob Marley: "You can fool some people some time, but you can't fool all the people all the time". Dann ist Brexit und AfD auf einmal schlüssig. Die Linke (in D und in GR) habt ihr erfolgreich domestiziert, die sind wirkungslos, "Sozialdemokraten" spätestens seit Blair überflüssig, daher geht es jetzt über andere Kanäle, die ihr nicht auf dem Radar hattet. Weil ihr denen ähnlich seid: Aggressiv und rücksichtslos. Verachtung für alle, die nicht so sind wie ihr. Herrschaftsanspruch. Ihr könnt froh sein, dass die das noch nicht so gut kaschieren können wie ihr, sonst hätten sie in unzähligen Regierungen längst die Mehrheit. Das habt ihr in eurer grenzenlosen Gier und Dummheit sauber hingekriegt. Wir waren schon mal viel weiter.

    • @uvw:

      by the way:

      Freundschaft ist ein Wert, Helene Fischer hören nicht.

  • Populismus ist bei Arbeitnehmern nicht die falsche Sprachwahl. Die wäre ein verkompliziertes verflechten von Gedanken denen eh nur die folgen können die Zeit und Muße dazu haben.

     

    Kurze "Fast-Wahrheiten" sind einfacher zu vermitteln als das Geschwafel mit den tausend Begründungen um "Die Wahrheit" zu 100% zu belegen.

     

    Abgesehen davon hat die Konkurrenz sowieso eine andere "Wahrheit".

  • Herr Reinecke analysiert wieder einmal sehr schön und theoretisierend. Er arbeitet mit gewohnten Feindbildern (Lafontaine usw.). Eine Perspektive bleibt er schuldig. Notwendige Minimalschritte werden entpersonalsisiert: "Es ist notwendig ..."

    Der Grundfehler im Gedankensystem Reineckes und der SPD ist der, dass sie - entgegen der Grunderkenntnis der Soziologie - annehmen, der Mensch ist ein Einzelwesen, das ohne Gesellschaft auskommt. Diesem Fehlansatz, dem auch der Neoliberalismus unterliegt, entgegnen rechte Ideologien mit der Idee der Rasse und des Volkes:" Wir müssen wieder etwas für uns, das Volk, tun!"

    Man merkt und spürt es, wie armselig dann Entgegnungen der SPD und der selbsternannten Realisten wirken, die immer noch nicht vom Trip des Neoliberalismus zurück gekehrt sind.

    Dabei ist die Lösung so klar und eindeutig: Buße und Umkehr- d.h. weg von den utopischen und kranken Wachstumsideologien und der Individualisierungmanie und zurück zu wahrer Sozialdemokratie, in der der Gedanke einer (Bürger-)Gesellschaft und die Notwendigkeit eines Staates großen Raum einnehmen. Dazu muss die SPD aber erkennen, dass sie die Machtstrukturen, die sie mit ihrer Steuer- und Finanzpolitk erschaffen und unterstützt hat, nicht nur ein wenig eindämmen, sondern, realistisch gesehen, zerschlagen muss. Das aber würde jeder Erfahrung der Wahlen seit der Machtübernahme durch Helmut Schmidt und den Seeheimer Kreis widersprechen. Dieses Vertrauensdefizit in die SPD wird, wie schon Ende der zwanziger und Anfang der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts, viele Wähler in die Arme der nationalistischen Parteien treiben.

    Der Schluss des Artikels ist wirklich zum Erbrechen. Daher zum Mitschreiben: Die Gesellschaft ist eben wirklich mehr als nur eine Leiter, die den Ärmeren "Aufstiegschancen" bietet, und mehr als eine Reichtumsverteilstruktur. Sie ist Grundlage des menschlichen Daseins!

  • -Linkspopulismus-, auch genannt -AfD mit Homo-Ehe-. Na das ist bestimmt die Lösung. Wohl eher nicht.

     

    Zitat: "Die neoliberale AfD ist unter Arbeitern und Arbeitslosen beliebt" Falsche Analyse. Lucke und co. wurden aus der AfD gejagt. Übrig geblieben sind Mitglieder und Anhänger die in der AfD eine Art antiimperialistische sozial-nationale Partei sehen. Völlig egal ob im Programm noch einige wirtschaftsliberale Reste des Lucke Flügels zu finden sind.

     

    Zitat: "Nötig ist eine entschlossene Politik für höhere Mindestlöhne, sind höhere Steuern für Reiche und mehr Aufstiegschancen für Ärmere" Und was ist das? Sozialdemokratisches Allerlei? Und was passiert wenn jemand höhere Steuern für Reiche fordert und das mit Verve Zuspitzung und rhetorischer Überzeugungskraft? Hm, mal nachdenken, vielleicht Demonstrationen auf denen "das Volk" schreit: "Genau! Geht denen da oben an den Kragen! Auf sie mit Mistgabeln! Und Mindestlohn für deutsche (!) Arbeiter! Ja!" Na toll.

     

    Nein, das Problem ist hier auch wieder, dass die linken Kräfte die intellektuell in der Lage sind die Widersprüche aufzudecken und antifaschistische (wenn man denn so will) Lösungen zu entwickeln völlig marginalisiert sind und leider nicht durchdringen wenn der "linke Mainstream" die (durchaus linkspopulistische) Empörungsmaschine gegen "Neoliberalismus" anwirft damit unfreiwillig die "konsequente Empörungspartei" (AfD) stärkt.

     

    Als Johannes Ponader mit Schimpf und Schande aus den Talkshows gejagt wurde endete der letzte verzweifelte Versuch einer halbwegs fortschrittlichen Debatte über Sozialpolitik. Pegida und AfD wurden danach von der Gesellschaft dagegen mit Kusshand aufgenommen. Wieso soll „die Linke“ jetzt dieser Gesellschaft (populistisch) das Wort reden? Wäre „Volksbeschimpfung“ nicht angebrachter? „Wenn ihr keine Sandalen im TV sehen wollt, auch wenn der Typ die Wahrheit sagt, dann verdient ihr halt nichts besseres als die AfD.“ Einen Versuch wäre es wert.

  • "Le Pen und Trump sind so gesehen auch die Rache der Abgehängten an den früheren Arbeiterparteien, an Blair, Schröder und Clinton, die jene rechts liegen ließen, die das Tempo globaler Ökonomie überforderte."

     

    Schöner Satz. Zu den ehemaligen klassischen Arbeitern kommen allerdings auch noch diejenigen, die bereit und gebildet waren für die schnellere "globale Ökonomie", aber dennoch abgehängt sind.

  • man liest und liest und denkt, was wird er vorschlagen? Es wird begründet, dass es nicht einfach sein wird, es besser zu machen als die Populisten, auch die Linken sollen sich hüten vor dem Wir gegen die. Sehe ich auch so. Ohne Analyse, intuitiv. Es wird nicht falsch sein, die Löhne anzugleichen, die mechanismen, wonach die Reichen (bis jetzt meistens) reicher werden, zu unterlaufen, zu stören. Daran müssen Politiker arbeiten, mit Intelligenz: Wie kann man die Gier der (bösen egoistischen) Reichen überlisten? Immer mehr Geld oder Immobilien anzuhäufen, ist doch aus meiner sicht -oft- ziemlich schwachsinnig. Es gibt eigentlich wenige gute Gründe dafür. Um es zu spenden, wäre ein guter Grund. //

    Zu den sogenannten Abgehängten: Wann ist denn jemand abgehängt? Abgehängt wovon? Was heißt das, Verlierer der Globalisierung zu sein? Und was sind die Bedingungen für Zufriedenheit ? Abstiege gab's auch vor der Globalisierung. Da geht es um Verluste, die sich nicht allein am Geld messen lassen. Abstiegsängste gilt es zu verarbeiten, ebenso so einen realen Abstieg. Der einzelne , wenn er politisch denken kann investieren in eine Zornesbank (Partei Gewerkschaft, Sloterdijk) er wird aber immer, so seh ich es, auch gefordert sein, nicht nur als Ersatz mein ich das, über andere als rein ökonomische Wege aus der Depression nachzudenken. Philosophie, Literatur , es gibt außer einem anständigen Einkommen auch noch andere Quellen von Freude und Selbstwertgefühl. Ich predige das nicht , ich sage das aus Erfahrung. Was menschen ökonomisch brauchen um zufrieden zu sein , las ich , da würde genügen, was man in Deutschland in den 60er Jahren zur Verfügung hatte. Ich habe nicht viel mehr.

    Ich muss auch bedenken, dass ich (mit 66 J.) gar nicht die Zeit habe auf die Auswirkungen der Reichensteuer zu warten

  • "... drei Topoi, die bei aller Flatterhaftigkeit, zur DNA des globalen Rechtspopulismus zählen: der Affekt gegen Fremde, die Verachtung der politischen Eliten und Skepsis gegenüber der Globalisierung"..

     

    Das ist das Dilemma: Zwei von drei Themen, nämlich die Verachtung der Eliten oder zumindest eine massive Abneigung, und die Skepsis gegenüber der Globalisierung sind IMHO AUCH DNA eigentlich ALLER Strömungen, die sich selbst als "links" (bis hin zu "antifaschistisch" und "anarchistisch") bezeichnen würden.

     

    Und aus diesem Dilemma speist dann, daß genau die kritisierten "Eliten" und v.a. "die Globalisierungsbefürworter bzw. eher -gewinner" die linke Kritik denunzieren können als "Querfront", "Links = Faschismus", TTIP-Gegner sind alles nur unterwanderte Neonazis usw. usf. ...

     

    Das ist eigentlich nur noch zum verzweifeln......

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    "Der Rechtspopulismus schöpft aus verschiedenen Quellen: dem Wohlstandschauvinismus der Besitzenden, den Abstiegsängsten der Mittelschicht und der Wut der Abgehängten."

     

    Das glattgespülte homogene Mantra der "vierten Gewalt" gehört wohl auch dazu. Das mittlerweile homogene Narrativ wird argumentativ flankiert von flexiblen Statistiken (z.B. regelmäßiger "Konsumrausch" vs. die echte Entwicklung http://www.querschuesse.de/wp-content/uploads/2014/07/1a215.jpg), gekauften "Experten" (https://www.youtube.com/watch?v=Betsaw00N6o) und Journalisten, die manchmal den Angestellten des Ministerums für Erfolgspropaganda gleichen.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Jau! That's it. Bert und Bernd - das Brot.

      • @Rainer B.:

        "Jau" - worauf bezieht sich jau?

        "That's it" - was gemeint mit "that"?

        Bert (schätze mal esist B. B gemeint)

        Wer ist hier "Bernd"?

        Was verbindet Bert mit Bernd?

         

        Vielleicht kann der Autor - für mich - das einzeilige Gedicht in einem Satz paraphrasieren, dass ich - als nicht unbedingt schulisch Abgehängter eventuell die Zeile besser verstehe.

        • @Wolfgang Hanspach:

          Aber gern doch. "Jau" ist umgangssprachlich für "Ja" und bedeutet Zustimmung. "That's it" ist englisch und bedeutet soviel wie "Das ist es" oder "Das trifft es auf den Punkt". Gemeint ist Jaroslaws Hinweis auf die mediale Verlullungs- und Verdullungsmaschine - hier im Video am Beispiel sogenannter "Experten" wie Bert Rürup und Bernd Raffelhüschen.

        • 1G
          10236 (Profil gelöscht)
          @Wolfgang Hanspach:

          Bert Rürup und Bernd Raffelhüschen.