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Demonstranten vom Maidan in Kiew„Ich will und werde nicht schweigen“

Viele Menschen auf Kiews umkämpftem Platz trauen weder der Regierung noch der Opposition. Sie kämpfen schlicht für ihre Rechte.

Protest mit der Trommel, statt mit Steinen und Molotowcocktails. Bild: dpa

KIEW taz | Wenn man aus der Metrostation „Maidan Nesaleschnosti“ in Kiew kommt, hat man das Gefühl, als befände man sich nicht in der Ukraine, sondern in einem anderen Land – einem Land, in dem die Menschen immer bereit sind, einander zu helfen. Doch das gilt nur für die eine Seite der Barrikaden. Auf der anderen wird gekämpft, es gibt Tote und Verletzte. Die Ukrainer verteidigen ihr Recht auf ein Leben in einem freien Land. Frauen und Kinder werden in der Regel nicht auf den Maidan gelassen, sondern nur Personen, die bereit sind zu kämpfen, und Journalisten.

Der Maidan und die Hauptstraße Kiews, der Chreschtschnyk, sind überfüllt mit Zelten und Demonstrierenden. Trotz des spartanischen Lebens der Protestler, die sich dort selbst versorgen, und trotz der vielen Leute ist der Maidan erstaunlich sauber, viel sauberer als noch zu „Friedenszeiten“, als die Stadt für seine Reinigung verantwortlich war. Jetzt räumen die Demonstranten selber auf.

Der Maidan ist praktisch eine Stadt in der Stadt, umgeben von bewachten Barrikaden. Vorbeikommende werden relativ herzlich empfangen. Dennoch gibt es Posten, die den Zugang zu den wichtigsten Orten bewachen – dem „Stab“, der Klinik, der Küche und dem Pressezentrum.

Bilder des Protests

Seit Wochen tobt in Kiew ein Machtkampf zwischen Demonstranten und der Regierung. In unserer Bilderstrecke haben wir die eindrucksvollsten Fotos aus Kiew für Sie zusammengestellt.

Die Leute akzeptieren diese Kontrollen. Die verhindern, dass Provokateure der Regierung durchschlüpfen, wie es schon mehrfach versucht wurde.

Außer den ständigen Anwohnern kommen viele Kiewer nach der Arbeit auf den Platz. Einige sind einfach so da, andere unterstützen die Demonstranten mit Lebensmitteln und Medikamenten, wieder andere helfen beim Bau der Barrikaden mit. Nach ihrer Schicht im Krankenhaus behandeln Ärzte Demonstranten. Fast niemand hat Angst vor Kampfhandlungen, die Leute sind sehr entschlossen.

Egal, was die Opposition sagt

Igor, der aus Lwiw angereist ist, ist schon einige Tage auf dem Maidan. Seine Eltern waren gegen seine Reise nach Kiew, sie haben Angst um sein Leben – er ist erst 19. „Als ich im Fernsehen gesehen habe, was die Regierung anrichtet, konnte ich nicht mehr still sitzen“, berichtet er. „Ich bin hier, weil ich das jetzt für das Wichtigste im Leben halte.“ Es interessiere ihn nicht, was die Opposition sagt: „Die will nur selber die Macht an sich reißen. Ich bin hier für meine Freiheit und weil ich in einem Land leben möchte, in dem ich Rechte habe, die eingehalten werden“, sagt Igor: „Ich will und werde nicht schweigen.“

Galina stammt aus dem Gebiet Ternopolsk und lebt schon seit fast zehn Jahren in Kiew. Sie hat einen guten Job, eine heranwachsende Tochter und eine eigene Wohnung. Nach der Arbeit fährt sie jeden Tag zum Maidan. „Wenn ich ins Büro komme, merke ich, dass ich mich gar nicht konzentrieren kann. Ich weine oft und kann nicht schlafen. Ich will nicht, dass meine Tochter in einem Land aufwächst, wo sie von Milizionären im Hinterhof vergewaltigt und umgebracht werden kann, und die dann behaupten, sie sei versehentlich gestorben.“

Alina ist ehemalige Journalistin, die ihren Beruf nach der Geburt ihres Kindes aufgegeben hat. Sie hatte eigentlich nicht vor, auf den Maidan zu gehen. „Mein Mann rief mich an und sagte mir, er hole mich gleich von der Arbeit ab“, erzählt sie. Er kam aber zwei Stunden später, weil er in Werkstätten 21 alte Reifen für die Barrikaden gesammelt hatte.

Sie fuhren zum Maidan. „Ohne Helm war es mir dort mulmig zumute“, sagt sie „Ich habe vergeblich versucht, bei vorbeifliegenden Granaten nicht zusammenzuzucken. Ich bin eben ein Angsthase.“ Auf dem Heimweg hielt sie unwillkürlich nach Reifen Ausschau. „Der Maidan hat mich gelehrt, weniger feige zu sein.“

Fast alle Demonstranten auf dem Maidan sind einfache, nicht politisierte Leute, Manager, Kellner, Dienstleister. Sie glauben weder den Regierenden noch den Oppositionellen. Sie haben nur ein Ziel: Janukowitsch und seiner Bande in den Hintern zu treten. Da der Präsident sich aber nicht auf dem Platz blicken lässt, müssen jetzt Polizisten und Sondereinheiten dafür herhalten.

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14 Kommentare

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  • A
    Arne

    Was soll der Artikel?

    Soll er uns zeigen, dass es außer den Vertretern des westeuropäischen Kapitals wie Klitschki sowie Faschisten und Semi-Faschisten, die nicht mit einer russischsprachigen Bevölkerung in einem Staat zusammenleben wollen auch noch andere gibt in dieser Opposition, die selbst das Niveau der oben genannten Gruppen nicht erreichen?

     

    Okay, es gibt also auch noch solche, die da mitlaufen und -prügeln, ohne zu denken. Ohne ein einziges Konzept für die Zeit nach Janukowitsch zu haben.

    Btw: Empfehlung an den Propagandapreis für verräterische Sprache an den Autor. "Sie haben nur ein Ziel: Janukowitsch und seiner Bande in den Hintern zu treten."

    Ich hoffe, demnächst auch nix mehr von der Merkel-Regierung in der TAZ zu lesen, sondern ausschließlich von Merkel und ihrer Bande. Und natürlich, dass friedfertige Demonstranten ihnen Gewalt antun möchten.

  • V
    volki

    TAZ macht leider auch Propaganda auf CIA Linie....anstatt aufzuklären....

     

    Das ist kein Journalismus.....

     

    Schon erstaunlich das der Arm Washingtons bis in die TAZ Redaktions Stuben vordringt......

     

    Wikipedia: Optor

     

    http://www.hintergrund.de

  • G
    gast

    Leute, Leute, was'n Bericht. Wie wäre es denn mal mit einem Versuch über die anderen Protagonisten der Opposition? Es sollen viele faschistische und rechtsradikale Kräfte unterwegs sein?

     

    Die DDR-Müsli-Variante des Protestes mit vielen Sympathisanten bei den Sicherheitskräften findet dort mit Sicherheit nicht statt.

  • P
    Peter

    Aus meiner Sicht ist Klitschko ein Terrorist und sollte auch so behandelt werden.

    Janukowitsch ist demokratisch gewählt worden und kein Diktator.

    • G
      Gata
      @Peter:

      da ist deine Sicht leider, schlicht und ergreifend, falsch.

  • H
    hugo

    Etwas abseits der deutsch/europäischen Leitmedien gibt und gab es seit Monaten Hinweise darauf, daß der aktivste und radikalste Teil der "Maidan Opposition" aus faschistischen Parteien und Gruppierungen besteht. Ein Klick zu "Telepolis", ein Blick in die letzte "konkret" würde genügen. Ist es zuviele von Taz Redakteur_innen verlangt, das mal zu erwähnen? Das Nachbeten der realitätsverweigernden Statements, die von Abgeordneten der Grünen im Eu Parlament gegeben werden sollte nicht das Profil der "taz" sein.

  • Bürgerkrieg ist kein Spaß. Die Leute auf dem Platz wissen sicher sehr genau, was sie wollen und was sie nicht wollen. Angst ist grundsätzlich ein schlechter Berater, aber Angst kann manchmal auch ein lebensrettender Faktor sein. Wenn es zum offenen Schlagabtausch auf breiter Front kommt, wird Angst ohnehin Rolle mehr spielen können. Janukowitsch wird erst dann verschwinden, wenn auch die Polizisten und Sondereinheiten ihm die Gefolgschaft aufkündigen. Dies muss das vorrangige Ziel sein. Klitschko ist das durchaus bewusst,- aber auch den anderen?

  • G
    Gast

    ich weiss nicht, warum die TAZ die brennenden Polizisten NICHT erwähnt und nicht zeigt

     

    http://www.youtube.com/watch?v=h22oHs3eiLg

  • Nennt das die Taz seriösen Journalismus?

    • P
      PeterWolf
      @Diogenes:

      Und wer ist jetzt wirklich gut oder böse?

  • T
    toddy

    und nebenbei empfehlen sich Andrej, Galina und Alina noch als neue Lohnschreiber - reichlich Phantasie haben sie ja und aufgepasst TAZ sie machen es für de Hälfte...

  • T
    toddy

    und es gibt sogar Bilder von dieser sauberen, ja sogar von Bäumen befreiten (die wurden verheizt)Idylle dem Hort des wo sich alle helfen (ganz wie im Westen üblich)wo der böse Berkut Zugänge zu Regierungsgebäuden schützt und friedliche Demonstranten ein Volksfest feiern http://www.youtube.com/watch?v=XYMdkcHleNA#t=4 mehr Bilder von der Sause unter http://www.chartophylakeion.de/blog/

  • F
    Felix

    Warum auch die Nazis in der Opposition erwähnen, ist ja unwichtig...?