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Delfine in japanischer BuchtDas Schlachten geht weiter

Die Stadt Taijii will die Meeressäuger zum Thema eines Freizeitparks machen – und das Gemetzel von Delfinen fortsetzen. Umweltschützer sprechen von Ausbeutung.

Das Wasser der Bucht von Taijii verliert seine Blautöne, wenn die Fischer ihrer Arbeit nachgehen. Bild: ap

TOKIO afp | Die durch den Oscar-prämierten Dokumentarfilm „Die Bucht“ bekannt gewordene japanische Stadt Taiji will unweit eines neuen Freizeitparks mit Delfinen auch weiterhin Meeressäuger abschlachten lassen. Masaki Wada von der Stadtverwaltung sagte am Montag, der Druck von Umweltschützern werde keineswegs zum Verzicht auf das umstrittene Ritual führen, das alljährlich hunderte Delfine das Leben kostet und die Bucht vor Taiji blutrot färbt.

Der Plan sei vielmehr, die gesamte Stadt in einen Park zu verwandeln, „wo man den Anblick von Meeressäugern genießen und gleichzeitig verschiedene Produkte probieren kann, zum Beispiel Wal- und Delfinfleisch“. Außerdem sollen Besucher in einem abgetrennten Teil der Bucht mit Walen und Delfinen schwimmen oder sie vom Kajak aus beobachten können. Binnen fünf Jahren solle das auf 28 Hektar angelegte Projekt auf die Beine gestellt werden. Die Betreiber wollen in der Umgebung gefangene Große Tümmler und Wale dorthin bringen.

Der Film „Die Bucht“ von 2009 zeigt mit eindrucksvollen Unterwasserbildern, wie vor Taiji jedes Jahr Delfine zusammengetrieben werden. Einige Dutzend der Tiere werden für den Verkauf an Aquarien und Freizeitparks ausgewählt, die übrigen werden abgeschlachtet, um ihr Fleisch zu essen. Die im Jahr 2010 mit einem Oscar ausgezeichnete Dokumentation machte das Gemetzel weltweit bekannt, immer wieder demonstrieren seither Tierschützer vor Ort.

Die Umweltschutzorganisation IKAN nannte das Freizeitpark-Projekt einen „unglückseligen“ Plan zur Kommerzialisierung. Es gehe um die Ausbeutung von Delfinen als wirtschaftliche Ressource, obwohl diese nicht Taijis Eigentum seien. Befürworter des blutigen Rituals sprechen dagegen von einer 400 Jahre alten Tradition und der Doppelmoral von Kritikern, die zwischen der Tötung von Delfinen und der offenbar unbedenklicheren Schlachtung von Nutzvieh unterschieden.

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8 Kommentare

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  • M
    marlasse

    Nein, Indigener Meeressäugerverspeiser, Abchlachten ist hier definitiv die richtige Wortwahl. Etliche Aufnahmen, die im Netz abzurufen sind, zeigen, wie brutal und perfide diese Treibjagd abläuft.

    "Erlegt" wird gemeinhin ein einzelnes Tier; hier wird massenweise geschlachtet.

    In diesem Zusammenhang wohl auch unerheblich, ob es sich um Wild- oder Nutztiere handelt.

  • R
    Ruhender

    Das ganze ist nicht perverser, als die Fleischfreßsucht des Deutschen.

  • M
    Matt

    Das können die Besucher bereits jetzt.

    Im in der Bucht neben "der Bucht" steht das "Walmuseum" von Taiji, welches eigentlich eher ein Delphinarium ist, wo täglich Shows mit in der Bucht gezeigten Tieren stattfinden während man gleichzeitig Fleisch von gejagten Tieren aus der Bucht essen kann... so kann (theoretisch) makabrerweise ein junger Delfin beobachtet werden, während man seine Familienmitglieder auf dem Teller hat.

    Im Walmuseum werden auch teilweise die ausgesuchten Tiere von den Treibjagten für andere Delphinarien trainiert und abgerichtet, wenn sie nicht direkt abtransportiert wurden. Keinen Kilometer von dem Ort entfernt, wo ihr ganzer Familienverbund getötet wurde...

  • IM
    Indigener Meeressäugerverspeiser

    die Wortwahl des Artikels ist tendenziös...

     

    Wildtiere werden "gejagt" und in der Konsequenz "erlegt".

    Nutztiere werden "geschlachtet".

    "abgeschlachtet" werde Menschen in Kriegen oder meinetwegen auch Tiere die einen qualvollen Tod sterben aber diese Delfine werden es nicht.

    Es ist mit Sicherheit grausam Tiere zu töten und es gibt auch viele Argumente die dafür sprechen dass es um so grausamer ist je "intelligenter" das Tier ist aber dies rechtfertigt keine überzogene Wortwahl.

  • B
    Blechstein

    Vielleicht sollten wir im Gegenzug eines unserer großen Schlachthäuser für die Japaner als Erlebnispark herrichten -beim Rundgang könne sie dann mit den Kaldaunen spielen oder in ein frisches Schweineohr beißen.

  • A
    A.Franke

    Ergänzung: Wer also eine Delfin-Show anschaut, ist ein Unterstützer dieses grässlichen Systems.

  • A
    A.Franke

    Es handelt sich um Tiere, die in Indien, das Vorreiter ist in dieser Frage, als nicht-menschliche Personen anerkannt sind und entsprechende Rechte genießen. Man kann also umstandslos von Mord aus niederen Beweggründen sprechen.

    Ich finde übrigens das Gemetzel an Hühner, Schweinen, Rindern, Enten, Schafen und allem was da kreucht und flucht, genauso widerlich und habe meine persönlichen Konsequenzen draus gezogen. Weitgehender Veganismus!

  • Wahrscheinlich können die Besucher, die sich dann im dortigen Freizeitpark die Delfinshows anschauen, dann am Imbißstand Snacks aus dem Fleisch der Delfine kaufen, die vorher in der Bucht geschlachtet wurden. Wär ja nur konsequent. Pervers, aber konsequent.