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Debatten-Reihe „Warum AfD?“ – Teil 2Neoliberale mit völkischem Einschlag

Sabine am Orde
Kommentar von Sabine am Orde

Viele Wähler der Partei sind gebildet und gutsituiert. Sie wähnen sich im Kulturkampf gegen Muslime, Schwule und Feministinnen.

Fröhlich vereint im Kulturkampf gegen den gesellschaftlichen Fortschritt Foto: dpa

G eorg Pazderski hält die AfD schon für die neue Arbeiterpartei. Am Tag nach der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus zählt der Spitzenkandidat der Rechtspopulisten auf: 18 Prozent der Arbeiter haben für die SPD gestimmt, 16 Prozent für die Linke, 27 Prozent „für uns“: „Offensichtlich sprechen wir die Sprache der Arbeiter“, freut sich der ehemalige Bundeswehroffizier.

Pazderski ist nicht der Einzige, der die These von der neuen Arbeiterpartei vertritt, auch unter den Kritikern der Rechtspopulisten wird sie immer häufiger formuliert. Gewöhnlich geht die Gleichung so: Arbeiter und Arbeitslose wählen die Rechtspopulisten, weil sie sich sozial abgehängt fühlen, um die Zukunft sorgen und von den anderen Parteien keinerlei Unterstützung mehr erwarten. Ob sie dies aus Überzeugung tun oder weil sie den anderen Parteien einen Denkzettel verpassen wollen, wie der Kollege Martin Reeh an dieser Stelle jüngst argumentierte, ist dabei zweitrangig. Folgt man dieser Argumentation, liegt die Lösung auf dem Tisch: Mit höheren Sozialausgaben und mehr Rente lässt sich der AfD das Wasser abgraben. Es kann gut sein, dass im Bundestagswahlkampf ein Teil der Parteien diesen Weg gehen wird. Ausreichen wird es nicht.

Denn die Lage ist komplizierter: Bei der AfD geht es nicht um Klassenkampf. Entscheidend für den hohen Zuspruch bei den WählerInnen ist der Kulturkampf, den die AfD führt.

Zwar stimmt: Seitdem der Wirtschaftsprofessor Bernd Lucke die Partei verlassen hat, nimmt der Anteil unter den Arbeitern und Arbeitslosen zu, die für die Rechtspopulisten stimmen. Auch ist die AfD in Gegenden mit hoher Arbeitslosigkeit und geringer Wirtschaftskraft besonders erfolgreich. Über 20 Prozent holte die Partei bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, über 30 Prozent in einigen Wahlkreisen im Ostteil Berlins.

Es geht nicht um Klassenkampf

Doch auch in Baden-Württemberg, wo die Arbeitslosigkeit niedrig ist und die Wirtschaft floriert, haben über 15 Prozent der WählerInnen für die AfD gestimmt. 2014, das ergeben Daten des Sozio-ökonomischen Panels, die das Institut der Deutschen Wirtschaft ausgewertet hat, gehörten ein Drittel der AfD-WählerInnen zum reichsten Fünftel der Bevölkerung, nur 15 Prozent kamen aus der unteren Einkommensschicht. Seitdem hat sich die AfD-Wählerschaft zwar verändert, ausgetauscht aber hat sie sich nicht. Auch hat die größte Gruppe der AfD-WählerInnen keinen niedrigen, sondern einen mittleren Bildungsabschluss.

Und schaut man sich die Statistiken genau an, stellt man fest: Auch Angestellte, Selbstständige und Rentner wählen heute in beträchtlicher Anzahl rechtspopulistisch. Sie sind es auch, die man gewöhnlich auf AfD-Veranstaltungen antrifft – wo ohnehin wenig von Solidarität mit Hartz-IV-Anhängern oder von Armut bedrohten Alleinerziehenden die Rede ist. Im Gegenteil.

Viele schätzen die AfD dafür, dass sie gegen den Islam mobil macht und gegen Gender-Wahn

Zwar beschreibt Vizechef Alexander Gauland die AfD gern als gern „Partei der kleinen Leute“, auch setzt sie sich laut Grundsatzprogramm für den Mindestlohn ein. Im Kern aber ist die AfD eine neoliberale Partei. Sie will Erbschaft- und Vermögensteuer abschaffen, jüngst hat die Partei erbittert diskutiert, ob das Arbeitslosengeld nicht privatisiert und der „selbst gewählte“ Lebensstil von Alleinerziehenden unterstützt werden soll. Und der Berliner Spitzenkandidat Pazderski fordert mehr Wohneigentum in Berlin – einer Stadt, in der die Wohnungsnot immer größer wird.

Gewählt wird die AfD nicht wegen der Sozialpolitik. Gewählt wird sie, das zeigen Befragungen, weil sie sich ganz klar gegen den Zuzug von Flüchtlingen ausspricht. Weil sie gegen den Islam mobilmacht und zum völkischen Abstammungsprinzip im Staatsangehörigkeitsrecht zurückwill. Weil sie dem selbstbewussten Auftreten von Schwulen und Feministinnen und dem vermeintlichen „Gender-Wahn“ ein Ende setzen will. Kurz gesagt: Weil sie das „rot-grün-versiffte 68er-Deutschland“ (AfD-Chef Jörg Meuthen) bekämpft, das für eine weltoffene und tolerante Republik steht – die das Leben und das Verstehen der Welt manchmal allerdings so verdammt kompliziert machen kann.

Die Kanzlerin als Katalysator

Die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin ist dabei nur eine – wenn auch überaus geeinigte – Art von Katalysator, die bei Bedarf auch durch andere Feindbilder ersetzt werden kann. Die AfD-Spitze hat längst erkannt, dass bei geschlossener Balkanroute und sinkenden Zuzugszahlen dieses Thema sie im kommenden Jahr nicht verlässlich zweistellig in den Bundestag tragen wird – und ist flugs umgeschwenkt. Inzwischen stehen Integrationsprobleme und die vermeintliche Bedrohung durch den Islam und die Muslime hierzulande im Mittelpunkt der AfD-Propaganda.

Deutschland vollzieht damit nach, was sich in anderen europäischen Ländern wie Österreich, Frankreich oder den Niederlanden längst abgespielt hat. Die dortige Erfahrung und viele Studien zeigen: Nicht nur das Prekariat ist für rassistische, nationalistische und völkische Parolen anfällig. Rechtspopulistische Einstellungen finden in allen gesellschaftlichen Gruppen Zuspruch. Bislang haben die anderen Parteien einen Teil der AnhängerInnen eingehegt, jetzt finden sie bei der AfD eine politische Heimat.

Wer die Lesungen von Thilo Sarrazin oder Alice Schwarzer in den vergangenen Jahren beobachtet hat, konnte diese Entwicklung auch für Deutschland erahnen. Dort kamen bereits Menschen zusammen, die schon zusammenzucken, wenn sie auf der Kinderschokolade statt des gewohnten blonden, blauäugigen Milchbubis ein Kinderfoto von Mesut Özil anlächelt – egal ob sie im Job Perlenkette oder Blaumann tragen.

Das heißt: Um den Rechtspopulisten das Wasser abzugraben, braucht es weit mehr als gute Sozialpolitik. Der Kampf um eine weltoffene und liberale Gesellschaft muss offensiv geführt werden – überall und ganz direkt. Das gilt für die Politik, aber auch für Debatten am Arbeitsplatz und unter Freunden, in der U-Bahn und an der Kasse im Supermarkt. Und, so erschreckend das ist: Dieser Kampf muss wirklich noch einmal gewonnen werden.

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Sabine am Orde
Innenpolitik
Jahrgang 1966, Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Seit 1998 bei der taz - in der Berlin-Redaktion, im Inland, in der Chefredaktion, jetzt als innenpolitische Korrespondentin. Inhaltliche Schwerpunkte: Union und Kanzleramt, Rechtspopulismus und die AfD, Islamismus, Terrorismus und Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlingspolitik.
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42 Kommentare

 / 
  • Bei diesen Debatten-Themen mit der Frage wie vorgehen gegen Diskriminierung ist einfach auch die Frage wer wie mutig und überzeugt für die Sache eintritt.

    Die Rechtsoffensive setzt den Ansätzen selbstreflexiver pluraler Integration ihre Abwehr und Abneigung entgegen.

    Das meiste ist nur Reaktion, ideenlos.

     

    Ernsthafte Konflikte um arm und reich wurden noch gar nicht losgetreten.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Zum letzten Absatz im Beitrag:

    Es muss um einen neuen Stellenwert in der politischen Bildung gekämpft werden.

    Wo Ignoranz hinführt, ist zurzeit sehr deutlich in den USA zu beobachten, wo einem politisch unbedarften Politclown unverhältnismäßig große Chancen eingeräumt werden, der mächtigste Mensch der Welt zu werden.

    • @571 (Profil gelöscht):

      Diese Politikclows ab es auch in Griechenland.

    • @571 (Profil gelöscht):

      (Off-Topic) ich widerspreche da ungern: ZWEI jede® auf ihre/seine Art brandgefährliche Irre. Wahl zwischen Pest und Cholera.

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Sie haben mir klare indikatoren genannt die Sie für geeignet halten linke Positionen zu identifizieren. Das habe ich zur Kenntnis genommen aber ich teile Ihre Auffassung in diesem Punkt schlichtweg nicht und räume Ihnen keine Deutungshoheit ein, nur weil sie ihren Standpunkt definiert haben.

     

    Tatsächlich habe ich bisher von Befreiungstheorie noch nie etwas gehört. Befreiungstheologie ist mir ein Begriff.

     

    Meine Kritik an der Gendertheorie verdeutlicht das ich nicht bereit bin alles was einem als Fortschritt verkauft wird auch als solchen zu akzeptieren. Nur weil jemand behauptet von der Gesellschaft unterdrückt zu werden hat seine Meinung für micht nicht gleich besonders viel Gewicht. Ein ärgelricher Mechanismus der dazu geführt hat das Opfer sein in bestimmten Kreisen echt angesagt ist.

     

    Sie sprechen hier sehr selbstsicher aber versuchen nur Ihre Ansichten (z.B.: "Herrschaftsverhältnisse, die (wie sie zwar nicht, aber viele andere schon wissen) ungerecht und oft schlicht nur menschenverachtend sind?") als Fakten zu verkaufen. Sie bewerten aus einer Sichtweise die klar voreingenommen ist und sagen anderen dann sie sein nicht objektiv. Das ist schlichtweg unseriös.

    • 2G
      24636 (Profil gelöscht)
      @33523 (Profil gelöscht):

      "Sie sprechen hier sehr selbstsicher aber versuchen nur Ihre Ansichten (z.B.: "Herrschaftsverhältnisse, die (wie sie zwar nicht, aber viele andere schon wissen) ungerecht und oft schlicht nur menschenverachtend sind?") als Fakten zu verkaufen."

       

      Sorry, aber wer die Literatur nicht kennt, wer Statistiken nicht zur Kenntnis nimmt, wer Leute a la Stiglitz & Co (bekam er den Nobelpreis oder doch vielleicht sie?) der Scharlatanerie verdächtigt, den halte ich dann eben naheliegenderweise für einen Schwätzer. Und sie tun hier wirklich gar nichts, um mir das als meine Voreingenommenheit vor Augen zu führen. Wie kann man denn so dämlich sein und sich hier hinstellen und in den zur Genüge erforschten und dokumentierten sozialen Ungleichheiten, keinen Zusammenhang mit den faktischen gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen (bis dann eben auch ins Parteiprogramm) erkennen? Und das ist für sie dann Meinung? So wie wenn wir ins Kino gehen und ich den Film für seicht schätze, weil keine nackten Weiber drin vorkamen? Sie gruseln mich.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @24636 (Profil gelöscht):

        Ich habe an keiner Stelle Stiglitz und Co als Scharlatane bezeichnet, bestritten das es soziale Ungleichheit gibt oder Statistiken für Teufelszeug erklärt.

        Sie können sich scheinbar einfach nicht vorstellen das die Anerkennung bestimmter Fakten nicht direkt dazu führt das man ihre Positionen teilt.

        Das ist für mich kein Großes Ding. Ich kann akzeptieren das andere Menschen andere Schlüsse aus den gleichen Fakten ziehen und ja: Das ist eine Frage der Weltanschauung. Meinung möchte ich es garnicht mal nennen.

        • @33523 (Profil gelöscht):

          Super das es hier noch Leute wie sie gibt, die es schaffen unaufgeregt zu argumentieren.

          Und recht haben sie obendrein auch noch. Die Methoden die zur Hilfe genommen werden sind unbrauchbar, konnte man sehr gut an der letzten sau beobachten die Grade wieder durchs Dorf getrieben wird: die kinderarmut in Deutschland.

        • 2G
          24636 (Profil gelöscht)
          @33523 (Profil gelöscht):

          Wieso lesen sie eigentlich die taz? Interessiert mich wirklich, keine rhetorische Frage mit finsteren Ambitionen.

          • 2G
            2730 (Profil gelöscht)
            @24636 (Profil gelöscht):

            Die unten stehende Antwort würde ich unterstützen, aber nicht so unaufgeregt wie der Kommentator das tut.

            Allerdings betrachte ich die Frage als solche als unverschämt. Die taz als öffentliches Medium ist frei zugänglich und kein exklusiver Zirkel.

            Jemand, der das Forum hier nutzt, um permanent in einem Vokabularium herumzupoltern wie auf einem AfD-Parteitag (siehe oben: "Schwätzer", "dämlich", "Sie gruseln mich") sollte sich vielleicht diese Frage erst einmal selber stellen.

          • 3G
            33523 (Profil gelöscht)
            @24636 (Profil gelöscht):

            Ich lese nicht exklusiv die taz, sondern verusche ein möglichst weites Spektrum poltischer Standpunkte abzudecken und auf der linken Seite ist das eben die taz.

             

            Es gibt auch durchaus viele Punkte in denen ich mit der Linken übereinstimme, obwohl ich eine sehr liberale Einstellung habe. Wenn es um Religion, Drogen, Überwachung,... geht sind meine Positionen i.d.R. nicht weit von den hier vertretenen entfernt. Wenn es um Wirtschaft und bestimmte gesellschaftliche Themen geht allerdings schon.

             

            Es ist sicher auch etwas Nostalgie dabei. Früher hatte ich ein Abo der taz und war bald Linksradikal. Es ist also nicht so das mir die Denke völlig fremd wäre.

            Neben meiner Anstellung habe ich angefangen als Freiberufler zu arbeiten. Dabei ist mir dann recht schnell klar geworden wie wenig Ahnung von Wirtschaft ich damals hatte und wie wenig an meinen Vorurteilen gegenüber Unternehmern dran ist. Das war dann der Anfang vom Ende meiner Zeit als Linker,...

            • @33523 (Profil gelöscht):

              (Off-Topic) DAS ist ja schon fast witzig, wie sich "politische Biographien" gegensätzlich entwickeln. Ich persönlich finde die taz nicht mehr "links", sondern im linksgrünen Eck des Mainstream da angekommen, wo lange früher die "Süddeutsche" war, bevor letztere in den neocon-Mainstream (gern als "Systempresse" beschimpft) zu den anderen Presserzeugnissen v.a. der großen Medienkonzerne gerutscht ist. Und das sage ich als Abonnent und Mitgenossenschaftler. Und ich bin seit über 20 Jahren selbständig und die ganze Zeit werde ich immer mehr ein Linker.....

  • Ich denke im Kern geht es um die Entfremdung zwischen den Bürgern und der Politik. guckt man sich TTIP / Ceta an, gibt es bei Umfragen eine massive Mehrheit dagegen. Im Parlament das Gegenteil. Beim Thema Flüchtlinge gleiche Geschichte. 80% sind gegen die Politik Merkels (was beiläufig gesagt nicht heisst, dass diese 80% die Positionen der AfD dazu teilen). Im Bundestag spiegelt sich das nicht mal ansatzweise wieder. Ursache: Es besteht keinerlei Gefahr von Machtverlust. Der wichtigste Faktor in einer Demokratie existiert in diesem Land nicht.

    Das die Opposition ganz allgemein in der Berichterstatung der Medien kaum vorkommt, tut ein Übriges. Ich vermute, dass selbst in der TAZ die Anzahl der Artikel über die AfD im letzten Jahr größer sind wie die Zahl der Artikel über die Linke.

  • Die Artikelserie konzentriert sich auf die "Partei" AfD - und trifft damit möglicherweise nicht das Problem. In den diversen Artikeln zu rechts-/linkspopulistischen Lagern, also im weiten Sinne der sog. "Querfront", die ein ziemlich weites Setting neben der grundsätzlichen Zuneigung zu Führerkult und Ablehnung eines "Mainstreams" miteinander teilen, kann man aber durchaus konstatieren, dass Parteien an sich nur und nichts weiter als Spielbälle der Ressentiment-Schlagsätze darstellen.

     

    Im Falle der AfD ist das, wie im Artikel hier durchaus bemerkt, sogar aktenkundig geworden. Die ressentimentgetriebene "Basis" der schnell beigetretenen Mitglieder trieb die Parteispitzen vor sich her nach außen. Alles was nicht die diversen Ressentiments bedient, wird unmittelbar abgestraft - siehe Luckes folgenloser Versuch, eine neue "FDP" zu lancieren. Nur derjenige, der die Querfrontler-Sprüche bedient, hat als Spitze Erfolg.

     

    Das bedeutet dann aber unmittelbar auch und gerade, dass eine solche Partei, wenn sie sich denn über Wahlen mit Prozenten etabliert und mit realen politischen und rechtlichen Gegebenheiten abzuplagen hat anstellen von parteiinternen Facebooksprüchen, die ganze parteiliche Chimäre zusammensackt. Sie ist dann für die typischen "Protest"wähler auch nur noch lügnerischer Mainstream. So eben, wie es auch schon in vielen vergangenen Jahrzehnten anderen Parteiungen erging, die aus Ressentiments Erststimmen generierten und dann eingingen. Solche Parteien haben keine grundsätzliche Anhängerschaft wie die "Linke" im Osten oder die CSU in Bayern (beides gut erklärbar durch regionalhistorische Gründe).

     

    Sorge machen sollte also nicht die Partei, sondern der sich mittlerweile durch das Netz verstärkte Lärm der Querfrontler - die es immer schon in großem Umfang gab (s. Heitmeyer u.a.).

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Kanndas Märchen vom gutgebildeten, wohlhabenden AfD-Wähler nicht mehr sehen.

     

    "Doch auch in Baden-Württemberg, wo die Arbeitslosigkeit niedrig ist und die Wirtschaft floriert, haben über 15 Prozent der WählerInnen für die AfD gestimmt."

     

    Hier kann man auch sehen, wer es war:

    http://www.suedkurier.de/nachrichten/baden-wuerttemberg/Das-unberechenbare-Wesen-Was-wir-ueber-die-Waehler-und-ihre-Entscheidung-wissen;art417930,8588449

     

    "2014, das ergeben Daten des Sozio-ökonomischen Panels, die das Institut der Deutschen Wirtschaft ausgewertet hat, gehörten ein Drittel der AfD-WählerInnen zum reichsten Fünftel der Bevölkerung, nur 15 Prozent kamen aus der unteren Einkommensschicht."

     

    Die Atorin ahnt's schon selber - 2014, die AfD von Lucke, Henkel...

     

    Warum stimmen dann die Abgehängte für eine neoliberale, rechtspopulistische Partei? Aus dem gleichen Grund warum in den USA viele für den orangfarbenen Milliardär (?) stimmen. Trump war am Anfang auch nur Protest. Gegen Establishment der GOP, gegen bisherige Politik, gegen alles was falsch gelaufen ist. Migration war nur ein Trigger. Demnächst wird der Mann Präsident. Wach auf Europa und vergiss nicht, dass wir in einer Demokratie leben sollten, nicht in einer marktgerechten Demokratie.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Das Problem besteht darin, dass alle gemäßigten demokratischen Kräfte der westl. Welt keine adäquaten Antworten mehr zur Globalisierung für die Abgehängten haben. Sie stellen Leute an die Spitze, die ohne Charisma und mutige sozialpolitische Entscheidungenfähigkeit in ihrem Establishment-Container vom Elfenbeinturm sitzen und nicht mehr agieren, sondern bloß noch auf die Globalisierung zäh reagieren. Clinton, Hollande, Merkel plus Gabriel sind der Grund, warum die Rechtspopulisten freie Hand haben... und diese kommen neuerdings mit vorgeblich wirtschaftlichem Sachverstand daher. Das ist das gefährliche daran. Sie werden die Arbeiter nicht dazu bewegen, sich geschichtlich, ökonomisch zu bilden. Es bleibt eine Masse, die es einzufangen gilt, und wer mit der dicksten Karotte winkt, bekommt sie.

      Das dieser Rechtsruck weltweit fast zeitgleich stattfindet, ist das Zeichen, dass es handfeste ökonomische Gründe dafür geben muss, die nur aufgrund der Globalisierung gegeben sind.

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @10236 (Profil gelöscht):

      Damit könnten Sie durchaus richtig liegen. Das bedeutet aber nicht gleichzeitig das die Argumentation des Artikels ansich falsch ist.

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @33523 (Profil gelöscht):

        Das ist sie. Die Autorin guckt sich das Brot von außen an und denkt die Kruste wäre das Brot. Nur weil die Umfragen etwas (Flüchtlinge, Islam) bei AfD-Sympathisanten ergeben, heißt es nicht, dass man sich nur mit dem bloßen Wortlaut der Antworten geben sollte.

        • 3G
          33523 (Profil gelöscht)
          @10236 (Profil gelöscht):

          Nun entweder Sie messen den Resultaten von Umfragen einen Wert bei oder nicht. Wenn Sie es nicht tun dann beschränkt man sich, wie DEIN CHEF schon schreibt, auf Kaffeesatzleserei. Dann ist die Argumentation die man für sich wählt wohl nichts weiter mehr als eine Gesinnungsfrage. Das zu glauben fällt mir wiederum nicht schwer,...

           

          Das erinnert etwas an Politiker die Islamisten vorschreiben wollen aus welchem Grund sie Terroranschläge verüben.

          Die Islamisten setzen sich hin und nehmen endlos Lange bekennervideos auf in denen Sie über Ungläubige herziehen und erklären warum diese Ziel und warum auf diese Art und Weise,... bei entsprechend gesinnten Menschen wird dann aus Koranreferenzen und versaubten Wertevorstellungen "Es liegt an der Außenpolitik der USA" auch wenn darüber kein Wort gefallen ist. Muss ja richtig sein, schließlich ist das für einen selber ja der naheliegendste Grund.

          • 1G
            10236 (Profil gelöscht)
            @33523 (Profil gelöscht):

            "Nun entweder Sie messen den Resultaten von Umfragen einen Wert bei oder nicht."

             

            Sicherlich. Mehr aber noch der nicht voneinander losgelösten Analyse dieser Resultate. Wenn ich lese, dass AfD-Wähler gut gebildet, über 45 und ökonomisch gut situiert sind (Selbstauskunft? socially desirable answers?), ergo nicht motiviert durch ökonomische Situation, dann beißt sich dass mit dem Wählerquerschnitt nach den Wahlen. Auch im reichen Ba-Wü: http://www.faz.net/aktuell/politik/afd-waehler-jung-maennlich-und-enttaeuscht-14123702.html

             

            Die Naivität die der Ausblendung der ökonomischen Sachverhalte zugrunde liegt, konnte man am völligen Unverständnis für den Ausgang des Brexit-Referendums sehen.

          • 7G
            74450 (Profil gelöscht)
            @33523 (Profil gelöscht):

            Nur der Einfältige verlässt sich auf Statistiken, die weder Quelle noch Methodik nennen, wie die von Ihnen präsentierte. Es ist weder klar wer die Journalis*innen befragt hat, noch wieviele Menschen befragt wurden usw. Da ist Kaffeesatzleserei und Bauchgefühl schon hilfreicher. :)

            • 7G
              74450 (Profil gelöscht)
              @74450 (Profil gelöscht):

              Korrigiere: Zur verlinkten Statistik der Parteipräferenz von Journalist*innen wurden 743 Menschen im Zeitraum von 25.11.2009 bis 11.12.2009 in einer Online-Umfrage (!) befragt. Von wem bleibt unklar.

               

              Wenn Sie dies für eine aussagefähige Statistik halten, empfehle ich Ihnen einen Kurs zur Einführung in die empirischem Methoden zu besuchen.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Ja, ich denke die Motivation ist gut vergleichbar.

      Ich habe mich immer gefragt, wie es denn sein kann, dass ausgerechnet die (weißen) Abgehängten einem skrupellosen Unternehmer und Milliardär hinterherrennen. Dass sie (drüben wie hüben) so gerne eine wirtschaftliberale Partei wählen und deren unsoziale Politik unterstützen. Am extremsten sichtbar am Widerstand gegen die allgemeine Krankenversicherung, der gerade auch von den armen Weißen ausging. Auf den ersten Blick kompletter Irrsinn.

      Am erhellendsten fand ich die Erklärung (weiß nicht mehr woher), dass sich diese Abgehängten gar nicht als eine prekäre Klientel begreifen, die der Staat unterstützen sollte, sondern vielmehr als verhinderte „Gewinner“. Als Opfer von Liberalen und Linken, die ihnen ihr natur- oder gottgegebenes Recht zu freier Entfaltung und wirtschaftlichem Erfolg vorenthalten, sie zu gängeln versuchen und gegenüber Andersfarbigen und Migranten systematisch benachteiligen. Daher der immense Hass auf Obama. Ich glaube, dass sich diese Geisteshaltung durchaus auf viele deutsche AfD-Wähler übertragen lässt.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Die ganzen Statistiken sind doch null aussagefähig. Bei einer geheimen Wahl kann NIEMAND feststellen, wer wie gewählt hat. Reine Kaffeesatzleserei, an die freilich 98% der Bürger glauben.

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Ich weiß nicht ob Sie jetzt das Prozedere von geheimen Wahlen kritisieren oder die Methodik der Wahlprognosen. Beides ist keine Kaffesatzleserei solange etablierte Methoden und Prozesse eingehalten werden.

  • "Political correctness is fascism pretending to be good manners" sagte George Carlin einmal sehr passend.

     

    Wenn gestandene Arbeitnehmervertreter wie Guido Reil in Essen zur AfD wechseln, weil sie eben ansprechen, dass es ein großes Problem mit dem Islam gibt, bleibt er in der SPD ungehört.

     

    Das gleiche gilt für ALLE Parteien, die die Probleme mit dem Islam totschweigen wollen: Sie nehmen die Sorgen der "kleinen Leute" nicht nur nicht mehr ernst, sie beschimpfen diese Leute auch noch als "Pack" und "Dunkeldeutschland".

     

    Ohne Islamkritik und wirksame Maßnahmen gegen Hassprediger, wird die AfD von Wahl zu Wahl größer - von Anschlägen ganz zu schweigen.

    • @Jens Frisch:

      Gut, dass die Hassprediger in der AfD sitzen, war mir ja bekannt.

       

      Aber, dass die jetzt auch noch für die Anschläge verantwortlich sein sollen... Oha.

      • @cursed with a brain:

        Die Hassprediger sitzen an vielen Stellen, in Moscheen und Kirchen im weitesten Sinne, in Parteien, in Regierungen, in irgendwelchen Hinterzimmern. Gut verteilt auf allen Seiten.

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Endlich mal ein Artikel der sich nicht auf dumpfes Klassenkampf gefasel einschießt und die Beweggründe anspricht, die sonst gerne ausgeblendet werden. Unangenehm ist das weil man es nicht mit den üblichen Lösungsansätzen (Steuern hoch, Sozialleistungen ausweiten) wegreden kann.

     

    Was ich noch etwas präzisieren würde ist das die AfD gegen den Zuzug von Moslems ist. Ich glaube eher nicht das sie mit eingewanderten Asiaten, Engländern oder Amerikanern ein Problem hat. Es gibt in dieser Partei sicher einige Extremisten. Herr Pazderski macht auf mich aber nicht diesen Eindruck. Das Interview das Thilo Jung mit ihm geführt hat ist ziemlich interessant und schafft auch Aufschluss über seine Haltung zu Immobilien in Berlin. (https://goo.gl/UdIjQ8) Frau Petry oder Frau von Storch (die mit der Maus schreibt) sind mir da schon deutlich suspekter.

     

    Mit dem Feminismus und dem “Gender-Wahn” haben sicher nicht nur AfD Wähler ein Problem. Unter entsprechenden Artikeln findet sich auch in der taz von Seite beinharter Sozialisten viel Kritik. Feminismus ist doch im Westen nichts weiter mehr als die Institutionalisierung der weiblichen Opferrolle. Und Gender-Mainstreaming ist der Erzwingungsmechanismus hinter dieser autoritären Ideologie.

    Dummerweise sind viele Journalisten, ideologisch so “gefestigt” das es ihnen egal ist das sie von ihrer Leserschaft für jeden pro Kopftuch, Es gibt 10000+ Geschlechter und Frauen sind immer Opfer Artikel die volle Breitseite bekommen. Mit dieser einseitigen Haltung hat man die AfD quasi dazu eingeladen diese Themen für sich zu nutzen.

    • 2G
      25726 (Profil gelöscht)
      @33523 (Profil gelöscht):

      Ich leiste Abbitte : Ersetzen Sie in meinem letzten Satz Fakten durch schlüssige Argumentation. Ihre Ausführungen bleiben für mich trotzdem Vorurteil. taz-Redakteur=links ist eines davon. Es soll schon taz-Rdakteure gegeben haben, die Friede Springers Werben nachgaben.

       

      Und Ihren Weblink sehen Sie ernsthaft als Nachweis Ihres Vorurteils : Journalisten sind links? Da werden sich die Gründer des Start-up des Jahres 2008 sicher freuen.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @25726 (Profil gelöscht):

        Damit kann ich gut leben. Ich bin kein harmoniebedürftiger Mensch.

         

        Die taz selbst ist eine linke Tageszeitung. Das ist eine objektive Betrachtung. Das können Sie auf Wikipedia lesen und das wird vermutlich auch kaum ein Mitarbeiter der taz bestreiten. Damit ist natürlich nicht zu 100% sicher das alle Redakteure der taz auch Linke sind, es ist aber sehr wahrscheinlich.

        Anderswo könnten diese Menschen nämlich deutlich besser verdienen. Von daher ist es wahrscheinlich das die taz vor allem Überzeugungstäter anzieht.

         

        Ihnen ist klar das Statistia diese Umfrage nicht selber durchgeführt hat, sondern nur die Resultate aufbereitet?

    • 2G
      25726 (Profil gelöscht)
      @33523 (Profil gelöscht):

      " Unangenehm ist das weil man es nicht mit den üblichen Lösungsansätzen (Steuern hoch, Sozialleistungen ausweiten) wegreden kann."

       

      Das klingt wie der klassische konservative Beißreflex: Was auch immer auf der politischen Tagesordnung steht (selbst wenn es um die Krümmung der EU-Banane geht), alles was Konservative als links verorten will aus purer Bosheit die Steuern erhöhen und das Sozialsystem "ausufern" lassen.

       

      Und natürlich sind politisch linke Zeitgenossen - Journalisten sowieso - in allen gesellschaftlichen Fragen "ideologisch gefestigt"; was wohl eine Umschreibung für "nicht diskursfähig" sein soll.

       

      Mit DIESER einseitigen Haltung haben die Konservativen die AfD eingeladen, den politischen Gegner ohne Argumente, aber mit großer Dreistigkeit zu schmähen - siehe bspw. "links-grün-versiffte '68er". Fast ein Wunder, das noch nicht der Begriff des Volksschädlings gefallen ist.

       

      Lesen Sie mal den Erklärungsansatz, den FILOU SOPHIA verfolgt: Der ist sachlich, inhaltlich mit Substanz gefüllt, faktenorientiert. Und für uns Linke auch nicht gerade schmeichelhaft.

       

      Aber Fakten lasse ich mir um die Ohren hauen - Vorurteile nicht.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @25726 (Profil gelöscht):

        Wer unterschiedliche Medien liest der weiß das Frau Am Orde recht hat, wenn sie sagt das der am häufigsten genannte Grund für den Erfolg der AfD ein sonstwie gearteter "Klassenkampf" ist. Deshalb funktioniert die Patentlösung die in fast jedem Artikel genannt wird nicht.

        Diese Patentlösung besteht eben darin zu sagen: "Wir müssen uns um die Abgehängten" kümmern. Das funktioniert aber nicht, wenn das nicht der tatsächliche Grund für den Wahlerfolg der AfD ist.

         

        Sie haben Recht, Journalisten sind im Schnitt häufiger Links als der gesellschaftliche Schnitt. (https://goo.gl/YQCYML)

        Warum Sie aber glauben das ich die Leserschaft für ideologisch gefestigt halte weiß ich nicht, da ich mich ja erst darüber beschwert habe das die Journalisten sich von der Kritik eben jener Leserschaft nicht beeindrucken lassen.

        Und ja mit einigen Journalisten lässt sich nicht reden. Wer bei der taz arbeitet wird es schwer haben eine gewisse Nähe zum politisch linken Spektrum abzustreiten. Das heißt nicht gleich das man starrköpfig ist aber bei Autoren wie Lalon Sander oder Hengameh Yaghoobifarah sind Hopfen und Malz verloren.

         

        Was FILOU SOPHIA schreibt ist genauso Meinung wie das was ich schriebe. Der Unterschied besteht vermutlich vor allem in der politischen Nähe zu Ihnen. In seinem Beitrag findet sich nicht ein Fakt der sich überprüfen ließe. Wie Sie auf "sachlich, inhaltlich mit Substanz gefüllt, faktenorientiert" kommen ist mir daher ein Rätsel.

        Aber schreiben kann er keine Frage,...

        • 1G
          10236 (Profil gelöscht)
          @33523 (Profil gelöscht):

          "Sie haben Recht, Journalisten sind im Schnitt häufiger Links als der gesellschaftliche Schnitt. (https://goo.gl/YQCYML)."

           

          Dann legen sie diese Einstellung meistens nach dem Betreten ihrer Redaktionen wieder ab. Wobei man mittlerweile die Grünen und SPD schwer zum linken Spektrum zählen kann.

          • 3G
            33523 (Profil gelöscht)
            @10236 (Profil gelöscht):

            Darauf kann man hoffen. Ganz befreien kann sich von seiner Meinung natürlich niemand.

             

            Ob Grünen und SPD nun noch Links sind kommt auch auf die Perspektive an. Fragen Sie einen AfD Wähler dann sind das alles Komunisten. Fragen Sie einen Wähler von die LINKE dann sind sind das neoliberale Verräter. Ich meine die Grünen feiern grade mit CDU Politik große Wahlerfolge, setzen sich aber dennoch recht offensiv für Gender-Mainstreaming ein. Das sind beides Dinge an denen sich Menschen aus verschiedenen Lagern stören und die man dem gegenüberliegenden politischen Lager zuschiebt.

            • 2G
              24636 (Profil gelöscht)
              @33523 (Profil gelöscht):

              "Ob Grünen und SPD nun noch Links sind kommt auch auf die Perspektive an."

               

              Eben nicht. Linke Politiken haben spezifische Strukturen, legitimieren sich befreiungstheoretisch und reflektieren Leitwerte unter Gewichtung von Gleichheit und Solidarität. Man kann in den allermeisten Fällen sehr genau identifizieren, was oder wer links "ist" und was nicht. Darum argumentiert die CDU/CSU traditionell gegen Umverteilung, denn es trickled ja schon down. Nur mal ein Beispiel für die statischen Momente der Diskurse.

               

              Es ist schwache Argumentation hier mit freischwebendem Perspektivismus oder Anything goes zu kommen. Grundsätzlich muss man aber die einem nahestehende Partei hinterfragen. Ist das noch links? Wie wird es legitimiert und kontextualisiert? Von wem kommt das zu welcher Zeit und in welchem Rahmen? Die meisten Argumentationsmuster fallen dabei ziemlich flach aus. Schlicht weil der Hotizont auf die komplexen Strukturen von Macht und wie sie sich organisiert fehlt. Da werden dann dämliche Links gesetzt a la "guck ma, der sagt das auch", aber argumentiert und hinterfragt wird nicht bis selten. Politische Urteilskraft ist nicht Meinung, sondern Kompetenz und Kunst.

               

              Was die AfD betrifft sollte man von Anfang an nicht den Fehler machen, sie als einheitliches Konstrukt von X-Interessen wahrzunehmen. Das ist sie nicht, dafür ist die Strukturbildung noch viel zu diffus. Und wenn das schon bei denen so ist, die sie betreiben, dann noch mehr bei jenen, die sie wählen.

              • 3G
                33523 (Profil gelöscht)
                @24636 (Profil gelöscht):

                Klar sagen was Links ist und was nicht lässt sich nur wenn man sich auf eine klare Definition festlegt. Das geht kaum es sei denn man geht strikt lexikal vor. Das geht dann aber teilweise deutlich an dem vorbei was im täglichen Sprachgebrauch als Links bezeichnet wird.

                 

                Dazu kommt das wir eine Situation haben in der Parteien und deren Politik primär in einem Links-Rechts-Spektrum eingeordnet werden. Durch diese eindimensionale Sichtweise muss jede Position irgendwo auf dieser Gerade eingeschlagen werden, was die Begrifflichkeiten ziemlich verwässert.

                In den USA passiert das immerhin zweidimensional. Da gibt es nicht nur Links und Rechts sondern auch Liberal und Autoritär als weitere Pole, um politische Positionen einzuordnen. Das ermöglicht eine klarere Einteilung die wir hier aber nicht haben.

                 

                Klar die AfD ist inhomogen, wie viele Parteien es am Anfang ihrer Existenz sind. Deshalb streube ich mich auch zu sagen die AfD sei rechtsextrem, nur weil es einige Rechtsextreme in der Partei gibt. Dennoch kann ich micht nicht entsinnen das dieser Einwand aufkam als es darum ging die Entstehung der AfD auf soziale Probleme zurückzuführen, obwohl er da natürlich genauso angebracht gewesen wäre ;)

                • 2G
                  24636 (Profil gelöscht)
                  @33523 (Profil gelöscht):

                  Was die AfD betrifft kann man doch wohl differenzieren. Ich bezog mich z.B. auf ein Teilspektrum der Wähler, nicht auf alle. Schon das hilft dabei eine Argumentation präziser zu formulieren. Aber für sie ist ja immer alles nur Meinungssoße. Wieso auch immer sie sich dann umtun.

                   

                  Ich habe ihnen klare Indikationen für linkes Denken genannt. Sie brauchen also nicht auszuweichen und Scheingegensätze a la lexikalische Definition vs. schwammige Begriffe der Parteipolitiken zu erfinden. Oder was verstehen sie an den Begriffen Befreiungstheorie vs. Herrschaftstheorie nicht? Das kann ich jedem in zwei Minuten erklären. Dass Gerede des Zusammenfalls von Rechts und Links, der ach so schweren Orientierung dazwischen war und ist: Stuss. Von Leuten, die nur in Meinungen denken, vor allem weil es bequem ist. Wer aber befreiungstheoretisch denkt, lokalisiert sich in Form einer (in der Regel wenig bequemen) Haltung. Und so wird auch ziemlich schnell klar, warum die SPD-Politiken eben nicht links sind im Unterschied zu weiten Teilen der Politiken der Linkspartei. Cui bono!

                   

                  Arbeite ich an der Emanzipation (ihre Kritik an Gendertheorie verdeutlich ihr reaktionäres Denken a la brauche ICH nicht, braucht die Gesellschaft nicht) oder für die Absicherung bestehender Herrschaftsverhältnisse, die (wie sie zwar nicht, aber viele andere schon wissen) ungerecht und oft schlicht nur menschenverachtend sind? Das ist die Frage. Und die kann man immer und überall beantworten, wenn es um konkrete Politiken geht.

  • 2G
    24636 (Profil gelöscht)

    "Gewählt wird die AfD nicht wegen der Sozialpolitik."

     

    Entscheidend ist aber, dass es für die Wähler keine sozialdemokratische Alternative gibt, die sie wählen könnten. Gäbe es die aber, dann gäbe es erstens keine AfD und zweitens, wenn es sie überhaupt gäbe, dann nicht mit zweistelligen Prozentzahlen. Die Ideologie der Mitte hat die Deklassierten zum Nichtwählen gebracht und nun wird die AfD als Protestpartei gewählt, weil das eventuell noch ankommen könnte, während sich die Volksparteien vorher gut damit arrangiert hatten, dass die Deklassierten nicht mehr zur Urne kommen. Der Kampf um die Sozialdemokratie ist das Herzstück, um Parteien wie die AfD unter 10% zu halten.

     

    Das werden aber Journalisten nicht verstehen, die selbst arriviert sind, die selbst die prekären Lebensverhältnisse nicht aus eigener Erfahrung kennen, die selbst immer wählen gehen und vermutlich auch die SPD oder die Grünen. Also die Parteien, die für die beschränkten Verhältnisse dieser Menschen verantwortlich sind. Man müsste neben solchen Artikeln immer lesen, was der Journalist verdient, wie er wohnt, ob er selbst Wohneigentum besitzt, wie lange er selbst für Amazon oder im Callcenter oder als Paketbote oder als WC-Dame tätig gewesen ist. Meine Vermutung lautet, sie wissen wenig aus unmittelbarer Erfahrung über diese Welt des perspektivlosen Dienstleistungsprekariats, und darum verstehen sie auch das Wahlverhalten dieses Teils der AfD-WählerInnen nicht. Stattdessen stilisieren sie sich selbst zu den Bildungsträgern, die den Kulturkampf anführen, um Licht in das Dunkel dieser Wählerklientel zu bringen. Mit es werde Licht und dem kantischen Plädoyer für den Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit gewinnt man vielleicht die Herzen eines Veranstaltungspublikums der Friedrich-Ebert-Stiftung, gewiss aber keine sozialen Kämpfe um gesellschaftliche Machtverhältnisse. Aber das ist ja auch nicht ihr Kampf.

    • @24636 (Profil gelöscht):

      Aha! Man darf sich also nur für soziale Belange einsetzen, wenn man selbst im Dreck lebt oder zumindest gelebt hat? Und man darf die Dummheit von Wählern nicht beim Namen nennen, die ganz offensichtlich gegen ihre eigenen Interessen stimmen? Aufschlussreich!

      • 2G
        24636 (Profil gelöscht)
        @Huang Rong:

        Ja, sie haben das richtig verstanden. Das war ein Plädoyer dafür, die Medien auch im Sozialen (nicht nur im Kulturellen) für Artikel von betroffenen Gruppen zu öffnen.

         

        Es ist nichts neues, dass z.B. Weiße erfahrungs-, und darum auch differenzierungsärmer über die Diskriminierung von Farbigen berichten und man darum diese selbst erzählen lässt. Ich halte dies im Falle des noch ausstehenden Arbeiterjournalismus für lange überfällig.

        • @24636 (Profil gelöscht):

          Ja, ich halte das auch für lange überfällig. Auch wenn mir vieles, was da an Weltsichten rauskäme, überhaupt nicht gefällt. Aber es hilft ja nichts. Besser als wenn die Ressentiments im Untergrund und an Stammtischen vor sich hinköcheln, das zugrunde liegende Elend für Bessergestellte unsichtbar bleibt, und sich die gesellschaftlichen Realitäten immer weiter auseinanderbewegen.