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Autohasser?
Mir immer noch lieber als Menschenhasser.
Gell, "BILD"?
"Mit diesem Gebot persönlicher und eigenverantwortlicher Amtsausübung ist vorausgesetzt, dass ein Aufsichtsratsmitglied diejenigen Mindestkenntnisse und -fähigkeiten besitzen oder sich aneignen muss, die es braucht, um alle normalerweise anfallenden Geschäftsvorgänge auch ohne fremde Hilfe verstehen und sachgerecht beurteilen zu können.“ BGH-Urteil zu Aufsichtsrat-Mindestqualifikationen. Mit anderen Worten, ohne solide Wirtschaftskenntnisse hat niemand etwas in einem Aufsichtsrat zu suchen, schon gar nicht bei einem Weltkonzern. Frau Hamburg studierte Politikwissenschaft, deutsche Philologie und Philosophie, und hat nie in einem Unternehmen in leitender Position gearbeitet. Natürlich muss auch ein grüner Vertreter in den VW-Aufsichtsrat, gerne auch als engagierter Radfahrer. Aber bitte jemand mit vernünftiger Qualifikation, bevor Frau Hamburg nach gerichtlicher Klärung ihrer (Nicht-)Eignung und mit desaströser öffentlicher Wirkung ihres Postens wieder enthoben wird.
Natürlich müssen die Netto-Zahler der Automobil-Sucht vertreten sein:
"No Taxation Without Representation", stand am Beginn der Demokratie gegen die absolute Monarchie.
Und die Netto-Geldempfänger, die übergriffig Süchtigen - jeder Autofahrer muss einmal am Tag sagen: Danke lieber Fußgänger, dass Du für mich zahlst, und danke liebe Radfahrerin.
Deshalb müssen die Netto-Zahler:innen im VW-Aufsichtsrat vertreten sein.
Gab es nicht auch schon Verkehrminister ohne Fahrerlaubnis?
Gibt es den Ausbildungsberuf zum Ministerpräsidenten?
Für eine Besetzung in einem Aufsichtsrat gibt es Voraussetzungen. Die sind bestimmt erfüllt. Da steht auch nirgendwo, das man ein Auto besitzen muss, um Mitglied in einem Aufsichtsrat werden zu können.
Anscheinend weiß man beim DSW auch nicht, welche Aufgaben ein Aufsichtsrat erfüllen muss. Autofahren gehört zumindest nicht dazu. Das wäre mir neu.
Hannover wird nicht autofrei. Ist das schlimm? Ja, denn es steht für das Scheitern sämtlicher Ansätze für eine progressive Verkehrs- und Klimapolitik.
Debatte um vermeintliche „Autohasser“: Erfolgversprechende Propaganda
Die Grüne Julia Willie Hamburg will in den VW-Aufsichtsrat. Das wollen Aktionäre verhindern. Die Argumente sind abwegig, aber erfolgversprechend.
Strebt in Volkswagens Aufsichtsrat: Julia Willie Hamburg (Grüne) Foto: Sina Schuldt/dpa
Ein neuer rechter Propagandabegriff wird immer populärer: „Autohasser“ seien in diesem Land unterwegs – meistens in Form von Aktivist:innen, die sich auf Straßen festkleben oder die nachts die Reifen fetter SUVs zerstechen. Nun ist das nach Ansicht von Bild & Co auch Niedersachsens stellvertretende Ministerpräsidentin, die – geht’s noch schlimmer? – künftig über Volkswagen wachen soll. Das schreckt sogar Kleinaktionärsvertreter auf, die umgehend eine Klage gegen die Ernennung androhen.
Julia Willie Hamburg (Grüne) drängte in ihrer neuen Position darauf, neben Stephan Weil (SPD) den zweiten Aufsichtsratsposten des Landes beim Wolfsburger Autokonzern zu erhalten. Daraufhin startete erst die Bild eine Kampagne, nun kündigte der Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Ulrich Hocker, an, eine Klage dagegen zu prüfen. Sie sei eine „offensichtliche Fehlbesetzung“.
Das Argument gegen Hamburg liegt schließlich auf der Hand: Sie fährt Fahrrad! Ausschließlich! Und hat nicht mal ein eigenes Auto! Wie soll sie da der Aufsicht ausgerechnet über einen Autokonzern nachgehen können?
Das Argument wirkt abstrus – auch Stephan Weil erledigt Termine in Hannover eigenen Angaben zufolge gern mit dem Fahrrad und von einer abgeschlossenen KFZ-Lehre steht in seinem Lebenslauf nichts. Doch juristisch könnte das sogar zum Erfolg führen.
Atomkraftgegner bei Hamburgischen Elektrizitätswerken
Anfang der 1990er musste der schleswig-holsteinische Energieminister Günther Jansen (SPD) seinen Aufsichtsratsposten nach einer Klage der DSW bei dem damaligen Energiekonzern HEW räumen. Die HEW produzierte einen großen Teil des Stroms aus Atomenergie. Jansen wiederum gab sich schon damals als erklärter AKW-Gegner.
Doch trotz allen Protests: VW könnte die neue Perspektive gut tun.
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Landtagswahl in Niedersachsen
Kommentar von
André Zuschlag
Redakteur taz nord
Jahrgang 1991, hat Politik und Geschichte in Göttingen, Bologna und Hamburg studiert. Von 2020 bis August 2022 Volontär der taz nord in Hamburg, seither dort Redakteur und Chef vom Dienst. Schreibt meist über Politik und Soziales in Hamburg und Norddeutschland.
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