Debatte um WDR-Moderatorin: El-Hassan wird nicht moderieren
Nemi El-Hassan wird die Wissensschafts-Sendung „Quarks“ nicht moderieren. WDR-Intendant Buhrow erwägt, sie als Autorin für die Sendung einzusetzen.
Das Problem sei in seinen Augen nicht so sehr ihre Teilnahme an einer Al-Kuds-Demonstration vor sieben Jahren, da sie sich davon klar distanziert habe. Es hätten sich aber auch aus jüngster Zeit problematische Likes von ihr in sozialen Netzwerken gefunden. „Es ist eine schwierige, schwierige Abwägung“, sagte Buhrow. Eine Moderation würde aber in jedem Fall zu einer unangebrachten Politisierung der Sendung führen. Allerdings erwäge man, El-Hassan als Autorin für „Quarks“ arbeiten zu lassen, sagte Buhrow – also nicht vor, sondern hinter der Kamera.
Bei den alljährlichen Al-Kuds-Demonstrationen in Berlin waren in der Vergangenheit immer wieder antisemitische Parolen gerufen und Symbole der pro-iranischen libanesischen Hisbollah-Bewegung gezeigt worden. Das Bundesinnenministerium hatte 2020 Aktivitäten der Hisbollah verboten.
Der ganze Fall war durch Berichterstattung der Bild ins Rollen gekommen: Die Zeitung hatte bekanntgemacht, dass die Journalistin vor mehreren Jahren bei einer Al-Kuds-Demo in Berlin war. Daraufhin hatte sich El-Hassan von der Demo im Jahr 2014 distanziert. Der WDR teilte anschließend mit, dass er den geplanten Start der Moderation von El-Hassan bei der Wissenschaftssendung „Quarks“ vorerst aussetze. Eigentlich hätte die 28-Jährige im November anfangen sollen.
Zahlreiche Rundfunkratsmitglieder meldeten sich zu Wort und kritisierten ganz überwiegend, dass El-Hassan weiter für den WDR tätig sein solle. Sie könne weder vor noch hinter der Kamera einen Platz haben. „Wir dürfen doch nicht so tun, als ob es unterschiedlich wichtige Aufgabenbereiche im WDR gibt“, hieß es in einer Wortmeldung. Damit tue sich der WDR keinen Gefallen. Das Problem seien weniger die Jugendsünden als die Bekundungen aus neuester Zeit. Man könne israelkritisch sein, aber Freude über Gewalt gegen Israel sei auf keinen Fall zu tolerieren.
Der Rundfunkratsvorsitzende Andreas Meyer-Lauber sagte: „Antisemitische Positionen können und dürfen im WDR keinen Platz haben.“ Daran lasse man nicht rütteln. Wie man dann im Detail eine Personalentscheidung treffe, sei nicht Sache des Rundfunkrates. „Die Entscheidung können wir Ihnen hier und heute nicht abnehmen“, sagte er an Buhrow gewandt. Die Grundrichtung der Wortmeldungen sei aber deutlich gewesen. Er wünsche sich eine für alle Seiten akzeptable Lösung.
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