Debatte über Maskenpflicht: Altmaier warnt vor Übermut
Der Wirtschaftsminister spricht von einer Lockerung der Maskenpflicht im Einzelhandel bei 100 Neuinfektionen pro Tag. Von dieser Schwelle ist Deutschland weit entfernt.
Altmaier sagte zu Klagen über die Maskenpflicht im Einzelhandel: „Solange wir im Durchschnitt täglich mehrere hundert neue Infizierte haben, wird sie überall bleiben müssen, wo der Mindestabstand von eineinhalb Metern nicht eingehalten wird.“ Auf die Frage, ob dies bei weniger Neuinfektionen ein Ende der Pflicht bedeute, antwortete er, es gebe keinen Automatismus.
„Übermut und dadurch ausgelöste neue Infektionswellen schaden der Wirtschaft am Ende am meisten“, warnte der Wirtschaftsminister. Zugleich stellte er Lockerungen in Aussicht: „Wenn wir bei den Infektionen dauerhaft zweistellig sind, müssen Mediziner und Politik neu nachdenken.“
Noch zu viele Neuinfektionen täglich
Noch ist Deutschland allerdings weit von einer Schwelle von 100 Neuinfektionen pro Tag entfernt: Das Robert-Koch-Institut meldete am Samstag 378 neue Corona-Infektionen. In Deutschland wird schon seit längerem darüber diskutiert, ob und wann die Maskenpflicht gelockert werden könnte. Anfang Juli waren Vorstöße aus Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen zu einem Verzicht auf die Pflicht im Einzelhandel allerdings auf breite Kritik gestoßen.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek mahnte in der Debatte um die Corona-Schutzmaßnahmen: „Wir sollten jetzt nicht alle denkbaren Möglichkeiten der Lockerungen ausreizen, sondern immer mit einem gewissen Sicherheitspuffer handeln.“ Es gebe keinen Grund zum Leichtsinn: „Wir müssen an der gegenwärtigen Maskenpflicht und den Abstandsregeln festhalten.“
Auch der Kandidat für den CDU-Vorsitz, Norbert Röttgen, wandte sich dagegen, die Maskenpflicht in Deutschland zu lockern. „Wir sind noch nicht durch mit der Pandemie, der Sommer mag da etwas trügen“, sagte Röttgen den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Distanzhalten, Maskentragen und Händewaschen seien die wirksamsten Schutzmaßnahmen. „Der Mund-Nase-Schutz mag lästig sein, wirklich belastend ist er aber nicht“, zeigte sich Röttgen überzeugt.
Auch die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt warnte vor zu schnellen Lockerungen. „Wir dürfen nicht übermütig werden und müssen weiter wachsam bleiben“, erklärte Göring-Eckardt. „Auch wenn die Masken manchmal nerven, sind sie gerade auch ein Zeichen von Solidarität.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Krieg in der Ukraine
Russland droht mit „schärfsten Reaktionen“
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken