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Debatte Papst und HomosexuelleTröstlich – mehr aber auch nicht

Ambros Waibel
Kommentar von Ambros Waibel

Der Papst liebt also alle Menschen – auch die Homosexuellen. Na und? Das ist sein Job, aber kein Grund in Jubel auszubrechen.

Unverkennbar: seine Heiligkeit. Bild: reuters

A m Christentum – von Weihrauch, Michelangelo und Weihnachtsgeschenken natürlich abgesehen – war so wahnsinnig viel nie dran. Aber eines eben doch: die Liebe; und zwar die unkonditionierte, die, wenn man so will, freie Liebe, die für jeden Menschen.

In seinem Interview für die Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica macht Papst Franz nun einen kleinen Schritt zurück zur Quelle- und der Jubel ist groß.

Der letzte Papst, der seine Sinne beisammen hatte und lange genug überlebte, damit die Botschaft wirken konnte, hat, was Franz jetzt sagt, auf die Institution Kirche bezogen einmal so formuliert: „Die Pfarrei ist wie der Dorfbrunnen – wer Durst hat, kommt und trinkt.“

Franz wiederholt jetzt also, was Johannes XXIII. vor ein paar Jahrzehnten und Jesus vor zwei Jahrtausenden gesagt hat: Alle sind willkommen. Und er sagt: Vor der katholischen Doktrin kommt die Botschaft des Evangeliums.

Auf beispielsweise einen jungen italienischen Schwulen, der sich täglich der Hetze auf der Strasse und im Parlament (!) ausgesetzt sieht, mag das tröstlich wirken – mehr aber auch nicht.

Frau und Frau, Mann und Mann

Wichtiger wird ihm die Geste der Abgeordneten der 5-Sterne-Bewegung sein. Bei der Abstimmung über ein Gesetz gegen Homophobie am Donnerstag umarmten und küssten sie sich, Frau und Frau, Mann und Mann.

Aber nicht nur damit taten sie ihrem Abgeordnetentitel „Ehrenwerter“ genüge; sondern auch, indem sie einem Gesetz die Zustimmung verweigerten, das Homophobie von dem Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt sieht und ungestraft lässt, soweit sie „nicht unmittelbar zum Hass oder zu Gewalt“ aufstachelt.

Klingt irrsinnig, ist aber ganz normale italienische Politik, beschlossen mit den Stimmen der linken Regierungspartei PD. Da könnte man fast katholisch werden.

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Ambros Waibel
taz2-Redakteur
Geboren 1968 in München, seit 2008 Redakteur der taz. Er arbeitet im Ressort taz2: Gesellschaft&Medien und schreibt insbesondere über Italien, Bayern, Antike, Organisierte Kriminalität und Schöne Literatur.
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2 Kommentare

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  • KF
    Klaus F.

    "Es darf keine spirituelle Einmischung in das persönliche Leben geben."

     

    wenn sich das bis zu den "kirchlichen" (aber staatlich finanzierten) einrichtungen herumgesprochen hat, die offen schwule und lesbische mitarbeiter_innen unabhängig von ihrer arbeitsleistung fristlos entlassen...

     

    wenn bergoglio an deutsche politiker_innen appelliert, die ausnahmen vom diskriminierungsschutz für "kirchliche" einrichtungen aufzuheben, wie es einer demokratischen gesellschaft würdig wäre...

     

    wenn der katechismus dahingehend geändert ist, schwulen und lesbischen menschen kein leben ohne erfüllte partnerschaftliche liebe mehr vorschreiben zu wollen...

     

    - dann glaube ich, dass es ernst gemeint ist.

     

    bis dahin bleibt es in die augen gestreuter sand, weiter nichts.

  • R
    ridicule

    Tjä - rein ton katolsch warrn.

    Ever söchst du Wuust inn Hunnenstall?