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Debatte KriegsaufarbeitungDas Trauma der Linken

Kommentar von Susie Linfield

Natürlich hatten auch Linke in anderen Ländern antiliberale Tendenzen inne. Aber die deutsche Bewegung wusste, wohin der Gewaltkult führen konnte.

Die Befreiung des entführten Air-France-Passagiere 1976. Entebbe war in gewissem Sinn der Anfang vom Ende Bild: ap

A ls Amerikanerin, Jüdin, Linke und Journalistin bin ich fasziniert – und manchmal auch beeindruckt, irritiert oder abgestoßen – von der Art, wie Deutsche versuchen, mit der Vernichtung der Juden durch die Nazis fertigzuwerden. Mir ist in den Monaten, seitdem ich in Berlin lebe, immer klarer geworden, dass die deutsche Beziehung zur „jüdischen Frage“ (die einige die „deutsche Frage“ nennen) untrennbar mit der Geschichte und Praxis der deutschen Linken verbunden ist.

Anlässlich des Buchs von Wolfgang Kraushaar „Wann endlich beginnt bei Euch der Kampf gegen die heilige Kuh Israel?“ ist die Debatte über linken Antisemitismus wiederaufgeflammt. Ein faszinierender Vorläufer seines Bandes ist „Utopia or Auschwitz: Germany’s 1968 Generation and the Holocaust“ von Hans Kundnani (320 Seiten, Hurst & Company, London 2009).

Der britische Journalist untersucht darin die Beziehung der neuen Linken (also der in den 60er Jahren neu entstandenen Bewegungen) in Deutschland zum Holocaust. Kundnani argumentiert überzeugend, dass diese Beziehung der Grund für die immer obsessiveren Attacken auf Israel und die Wendung zum Terror war.

Susie Linfield

geboren und aufgewachsen in New York, ist Autorin unter anderem für The Nation, The New Republic und den New Yorker. Derzeit arbeitet sie als Holtzbrinck Fellow an der American Academy Berlin. Sie ist außerordentliche Professorin für Journalismus an der New York University und unterrichtet dort Kulturberichterstattung und Kulturkritik.

Ihr Buch über Fotojournalismus „The Cruel Radiance: Photography and Political Violence“ erschien im letzten Jahr bei University of Chicago Press (344 Seiten).

Die französische neue Linke ließ sich vom Heroismus der Résistance inspirieren, die deutsche sah sich von den Bildern der Gaskammern verfolgt. Sie glaubte, die Alternative bestünde für Deutschland entweder in der Schaffung einer Utopie oder einem neuen Auschwitz. „Während junge Leute in anderen Ländern von dem Traum, eine bessere Gesellschaft zu schaffen, angetrieben wurden, war ihr Antriebsmotor in Deutschland ein Alptraum“, schreibt Kundnani.

Deutscher Faschismus ist eine Kapitalismusvariante

Auf Max Horkheimers berühmtes Zitat: „Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, soll auch vom Faschismus schweigen“, stürzten sich die studentischen Aktivisten mit Enthusiasmus. Es erlaubte ihnen, den entscheidenden Unterschied zum Nationalsozialismus, den Völkermord, in ihrer Analyse zu umgehen und den deutschen Faschismus zu einer bloßen Variante des Kapitalismus zu erklären.

„Obwohl Auschwitz seinen festen Platz in der Rhetorik der Studentenbewegung hatte, tendierten die Aktivisten auf einer tieferen Ebene dazu, den Holocaust zu einem Nebengeschehen zu erklären“, so Kundnani.

Aus Bequemlichkeit ignorierte die neue Linke Horkheimers anderes Diktum: „Wer Antisemitismus erklären will, muss den Nationalsozialismus meinen.“ Als die Studentenbewegung immer autoritärere Züge annahm – als sie Professoren attackierte, die Freiheit der Rede unterdrückte, die Justiz verhöhnte –, wurde ihr Bruch mit den Theoretikern der Frankfurter Schule deutlich.

Natürlich hatten die Bewegungen in anderen Ländern dieselben antiliberalen Tendenzen inne. Aber Deutschland war auch hier besonders: Die deutsche Bewegung wusste – oder hätte zumindest wissen sollen –, wohin politische Einschüchterung und ein Kult der Gewalt führen konnten.

Der Sechstagekrieg und die Linke

Der amerikanische Historiker Moishe Postone hat über die deutsche neue Linke geschrieben: „Keine westliche Linke war vor 1967 so philosemitisch und prozionistisch. Danach identifizierte sich keine so stark mit der palästinensischen Sache.“

Der israelische Sieg im Sechstagekrieg und die folgende Besetzung der Palästinensergebiete, verbunden mit der gleichzeitigen Abwendung der Linken von der einheimischen Arbeiterklasse und der Hinwendung zu den „Verdammten dieser Erde“, schuf dafür die perfekten – um genau zu sein: die fatal perfekten – Voraussetzungen.

„Was Antizionismus genannt wurde, war in Wirklichkeit so emotional und psychisch aufgeladen, dass es die Grenzen einer politischen und sozialen Kritik des Zionismus sprengte“, so Postone.

Eine kleine, wenn auch einflussreiche Minderheit von Aktivisten nahm an militärischen Trainingcamps der Palästinenser teil und griff jüdische und israelische Ziele mit Bomben und Brandsätzen an. Die verbale Kritik an der Besatzung der Palästinensergebiete – die meines Erachtens grundsätzlich berechtigt ist – durch die deutsche Linke nahm ein weitaus größeres Ausmaß an. Sie schmähte Israel mit wachsender Wut als faschistisch.

Die Beschäftigung mit Israel – eine Entlastungsfunktion

Die Beschäftigung mit Israel hatte, wie es der Historiker Dan Diner nennt, eine Entlastungsfunktion: Sie war ein Versuch, die Einzigartigkeit der NS-Verbrechen bestreiten zu können, indem man die Politik der Nazis auf ihre früheren Opfer projizierte. Gleichzeitig bestanden studentische Aktivisten auf einer anderen wirren Projektion. Sie seien die „neuen Juden“. Ich bin mir nicht sicher, ob es dafür ein Wort im Deutschen gibt, aber im Jiddischen würde dies Chuzpe genannt werden.

Die schreckliche Konsequenz all dieser Bosheiten war 1976 die Entführung des Air-France-Fluges ins ugandische Entebbe durch Palästinenser und Deutsche, die jüdische und israelische Passagiere für eine mögliche Exekution selektierten – ein hässlicher Widerhall der Selektion von Juden durch die Nazis. Und die Entführer konnten sich nicht einmal darauf berufen, nur Befehle zu befolgen.

Entebbe war in gewissem Sinn der Anfang vom Ende. Kundnani schreibt, dass der Schock nach der Entführung eine Neubewertung der Analyse, der Taktik, der Ziele und des Ethos der deutschen neuen Linken auslöste. Und nicht nur der Antisemitismus der deutschen Linken wurde zum Thema.

Auch etwas weitaus Verstörenderes kam zum Vorschein: Die Erkenntnis, dass das Ethos der Nazis sich nicht in den Institutionen der Bundesrepublik widerspiegelte, sondern in den Aktivisten. Wie in einer griechischen Tragödie war die größte Angst der jungen Deutschen Realität geworden. Statt sich von der Vorgängergeneration zu befreien, hatten die linken Aktivisten ihre schlimmsten Eigenschaften geerbt.

Die Friedensbewegung der 80er

Kundnani sieht die folgenden Ereignisse – die Gründung der Grünen und die Friedensbewegung der 80er Jahre – gleichzeitig als Zurückweisung der deutschen Vergangenheit und ihrer Kontinuität.

Auf der einen Seite wandte sich die Friedensbewegung gegen den deutschen Militarismus; auf der anderen Seite war sie äußerst nationalistisch und sah Deutschland als Opfer des amerikanischen Imperialismus. Die Antikriegseinstellung wurde insbesondere in den postjugoslawischen Kriegen der 90er Jahre einer schmerzhaften Prüfung unterzogen.

In einem besonders lesenswerten Abschnitt skizziert Kundnani die innergrünen Debatten über Bosnien und Kosovo, in denen die Pazifisten samt ihrer „Nie wieder Krieg“-Haltung mit Leuten wie Daniel Cohn-Bendit aufeinanderprallten, die eine bewaffnete Intervention gegen Slobodan Milosevic unterstützen und mit dem kategorischen Imperativ „Nie wieder Auschwitz“ argumentierten.

Beide Seiten argumentierten mit den Lektionen, die das Nachkriegsdeutschland aus dem Holocaust ziehen sollte. In den Monaten, seitdem ich in Berlin bin, fühle ich manchmal eine – niemals explizit gestellte – Frage zum Holocaust von wohlmeinenden Deutschen, die in etwa so geht: Mit all unseren Gedenkstätten, Büchern, Lehrplänen, Gerichtsverfahren und Reparationszahlungen – können wir das mit dem Holocaust nicht in Ordnung bringen?

Unmöglich, die Vergangenheit zu bewältigen

Die Frage ist verständlich, aber die Antwort ist dennoch Nein. Völkermord – und dessen unfassbarer, kranker Sadismus – kann niemals in Ordnung gebracht oder vollständig verstanden oder erledigt werden. Adornos Warnung vor der Unmöglichkeit, die Vergangenheit zu bewältigen, sollte noch immer befolgt werden.

Die deutsche neue Linke war zu nahe an der Vergangenheit, die sie so verzweifelt verleugnen wollte; sie konnte keine vernünftiges Verhältnis zu den Verbrechen und der Grausamkeit der Nazizeit entwickeln. Auch für jede neue Generation von Nachkriegsdeutschen wird dies ein schwieriges Unterfangen bleiben. Aber es ist ein gutes Zeichen im heutigen Deutschland, dass es andere Alternativen gibt als eine Utopie, die niemals erreicht werden kann, oder Auschwitz, das die unheilbare Wunde bleiben wird.

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23 Kommentare

 / 
  • M
    mir

    Ein wirrer Salat, was hier aufgetischt wird. Also will da jemand herausgefunden haben, es gälte für die "neue Linke" in den 60er Jahren,

    "die deutsche sah sich von den Bildern der Gaskammern verfolgt".

     

    Wie sollen sie das angestellt haben, diese Bilder, und warum verfolgten sie nicht die Täter, die es damals noch in größerer Zahl gab?

     

    Und sollte diese "neue Linke" nicht gegenüber diesen Tätern Angst gehabt haben?

     

    So jedenfalls bisher meine Kenntnisse über diese Zeit.

  • TS
    Thomas Sch.

    Jeder zieht sich den Schuh an, der ihm paßt. Ich verspüre normalerweise keine Lust, micht mit den Verbechen irgendwelcher Vorfahren zu beschäftigen. Klar, ich kenne das natürlich alles. Und sollte mir ein Überlebender eines KZ leibhaftig begegnen und er erzählte mir seine Geschichte, wäre das sicher eine bewegende Geschichte. Aber mir irgendwelche Theorien reinzuziehen, was wäre, wenn ... und der Kapitalismus und die Linke ... und die Rechte ... nein. Ich sehe jedenfalls ganz deutlich, daß die Linke deutlichst vom Antifschismus spricht, aber nichts dagegensprechen soll, wenn wie damals schwarzgekleidete Antifanten-Schlägertrupps unliebsame Meinungen mit brutaler Gewalt Anschläge verüben. Das ist irre. Dann kommen so Schwurbeleien, daß Meinungen ein Verbrechen wären. Oha. Die Gedanken nicht mehr frei. Eigentlich ohne Worte und dann kommen unzählige Blogger und rechtfertigen Gewaltausbrüche. Und merken nicht, daß sie genau das hervorbringen, was sie zu bekämpfen vorgeben. Hört mir auf mit Linke und Gewalt. Genausolche Irrlichter wie die anderen. Im großen Haus des Linksseins gibt es viele Zimmer, in denen die Radikalen wohnen.

  • U
    Ute

    @ Uri D

    Kraushaar selbst gibt in Interviews preis, er könne keinen einzigen Toten belegen, der Opfer von linker Gewalt in Westdeutschland geworden wäre (Etwa erwähnt in der Sendung "Andruck" des DLF vom 29.04.13.

    Trotzdem stellt er ein Sammelsurium von Vorfällen zusammen, bei denen eher zu fragen wäre, was sich zu der Zeit zwischen dem Staat Israel und den Palästinensern abspielte, was er aber eben nicht tut.

     

    Und zu Ihrem Wort: "Zitat, mit dem Alles gesagt ist"

     

    der "grandfather", von dem es heißt, "left Europe in 1935", wird der in Israel als Holocaustüberlebender geführt?

     

    Wohl nicht.

     

    Und noch nicht einmal für jene, die sich in den Lagern für "Displaced Persons" befanden, in denen die Jewish Agency Zionismuspropaganda betreiben durfte,

    ist die Verantwortung der Siegermächte für ihr weiteres Schicksal zu leugnen, die sie eben nicht einer Auswanderung nach Palästina hätten anheim fallen lassen dürfen. Warum standen etwa Australien, Kanada und die USA für diese nicht offen, wohl aber für einen Werner von Braun?

     

    Bedenkenswert auch, es dürften die selben Kreise sein, die einst forderten "Jews, go to Palestine!",

    die nun fordern, "Jews, stay in Palestine!"

     

    In der ersten Version waren es Nazis und Zionisten, zur Einordnung der heutigen ist dann auch nicht mehr viel zu sagen.

  • UD
    Uri D.

    Ein überfälliger Kommentar. Danke. Natürlich kann man vieles differenzieren etc. Der Blick von außen ist häufig eine große Hilfe, um erschreckende Tendenzen unvoreingenommen wahrzunehmen. Wolfgang Kraushaar hat dies alles zutreffend beschrieben. (Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass Kraushaar selbst einmal Gegenstand von heftigen Attacken war, als es um die Geschichtsschreibung "des" linken Antissemitismus ging...)

    Es ist kein Zufall, dass sich im Laufe der letzten 40 Jahre fast alle hier lebenden linken Israelis, linken Juden, die es nach Deutschland verschlagen hat, sich teils beschämt, teils angewidert von "der Linken" abgewendet haben, im Laufe der Jahre. Hierüber liegen zahlreiche Beschreibungen und Selbstbeschreibungen vor. Ein trauriges Kapitel deutscher Geschichte.

    Micha Brumlik, den ich sehr schätze, gehört zu den ganz Wenigen, die "den Spagat" hinbekommen haben und sich weiterhin als "kritische Linke" verstehen.

    Früher habe ich auch geglaubt, dass Linke kritischer, nachdenklicher mit ihrer deutschen Vergangenheit umgehen, als "andere". Dieser Einschätzung bin ich im Laufe der Jahre verlustig gegangen, gerade als langjähriger teilnehmende Beobachter des Nahostkonfliktes bzw. seiner hiesigen Wahrnehmung und Instrumentalisierung.

     

    Abschließend ein Zitat, mit dem Alles gesagt ist:

    A Children of Holocaust Survivors:

    “When my grandfather left Europe in 1935, there was graffiti all the walls saying:

    Jews, go to Palestine!

    And now when I visit Europe, the graffiti says:

    Jews, gut out of Palestine!

    What short memories these Europeans have!”

  • G
    Gonzi

    Es gibt immer wieder Versuche, Geschichte umzuschreiben und umzudeuten.

     

    Welches Interesse Frau Linfield dabei verfolgt, dürfte auf der Hand liegen.

    Ob es ihr dabei gelingt, Israel schönzuschreiben und ihr Gewissen zu beruhigen, darf bezweifelt werden.

     

    Klarheit über die Vergangenheit jedenfalls schafft sie nicht.

  • B
    bouleazero

    Die Autorin fantasiert, wenn sie behauptet:

    "Die deutsche neue Linke war zu nahe an der Vergangenheit, die sie so verzweifelt verleugnen wollte." Verleugnen? Das ist ja wohl aberwitzig!

     

    Sie traut sich auch nicht, jemanden direkt zu zitieren, sondern gibt zu, dass es nur eine Unterstellung ist, wenn sie mir trotzdem diese rhetorische Frage in den Mund legen will: "Mit all unseren Gedenkstätten, Büchern, Lehrplänen, Gerichtsverfahren und Reparationszahlungen – können wir das mit dem Holocaust nicht in Ordnung bringen?"

     

    Nee, können wir nicht. Käm ich auch im Traum nicht drauf, das zu verlangen.

     

    Kriegsaufarbeitung soll das sein? Wohl kaum.

  • D
    D.J.

    @Sebastian,

     

    Ihre Ausführungen sind historisch wirr und teils von NPD-Propaganda kaum zu unterscheiden. Der intellektuelle Zustand einiger deutscher Linker ist deprimierend.

  • IQ
    Ignaz Quadratwurzel

    Die Linke ist der RAF nicht gefolgt und hat auch keinen Guerillakrieg in Europa ausgeführt oder hier einen bewaffneten Kampf führen wollen, wohl aber und zu Recht Verständnis für solche Kämpfe in der Welt außerhalb Europas gehabt.

     

    Die Linke hatte auch keinen Anlass, den Staat `Israel´ als Opfer im Nahen Osten, gar als den Staat der NS-Opfer anzusehen, weil er beides nie war. Die Story allerdings, es habe sich im Nahen-Osten ein menschenleerer Raum befunden, der darauf gewartet hätte, von Millionen Einwanderern in Beschlag genommen zu werden, und es sei somit dort kein Unrecht geschehen, war ohnehin niemanden ernsthaft vermittelbar.

     

    Den von Deutschland ausgehenden Massenmord an Menschen jüdischer Religion oder Abstammung in Europa für den Nah-Ost-Konflikt zu instrumentalisieren war damals zudem weniger üblich und genauso ungerechtfertigt wie heute.

     

    Einem Trauma dürften also eher jene unterliegen, die mit gegenteiligen Behauptungen ständig vor die Wand fahren.

     

    Gut beobachten lässt sich allerdings, wie eine Unterstützung für `Israel´ dazu dient, den Export von Rüstungsgütern in die Konfliktzonen der Welt zu fördern und dies, obwohl Auschwitz erst durch den Einsatz deutscher Waffen möglich gemacht wurde. Dies aber hat offenbar keinerlei Hemmungen ausgelöst, um etwa deutsche U-Boote zu beziehen oder zu verteilen.

  • R
    R.J

    Umkehr von Opferrollen?

     

    Wer im Zusammenhang mit dem Nah-Ost-Konflikt an Opfer denken will, hat dazu bald wieder Gelegenheit. Zum fünfundsechzigsten Mal jährt sich bald die massenhafte Vertreibung von Palästinensern, mit der die Gründung des Staates Israel eingerichtet wurde.

     

    Wie umstritten diese Gründung und das dabei an den Tag gelegte Vorgehen zu allen Zeiten betrachtet wurde und bekannt war, wird mit einem aktuellen Beitrag dieses Wochenendes aus Ha´aretz illustriert, wo auf jüngst freigegebene Dokumente in London hingewiesen wird:

     

    „The High Commissioner of Palestine viewed the behavior of Jewish fighters as comparable to that of the Nazis“

    http://www.haaretz.com/jewish-world/jewish-world-news/british-mandate-boss-said-jews-were-like-nazis-records-show-1.517799

     

    Wer in diesem Zusammenhang Faszinationen erlebt, sollte versuchen, dies nicht zu einem Trauma werden zu lassen.

     

    Nicht alle Verbrechen und dabei benutzte Methoden der Nazis atmen den Hauch des Einzigartigen.

    Warum aber sollte irgendjemand, noch dazu als Linker, dies dort, wo es einzigartig war, eben bei den mit Gaskammern ausgestatteten Vernichtungslagern, zu leugnen versucht haben?

     

    Auschwitz war aber keine Einrichtung der Gegner Hitlers, keine Einrichtung der Antifaschisten, hatte aber sehr viel mit entwickelten, kapitalistischen industriellen Prozessen und Produktionsmethoden zu tun.

     

    Dreist hingegen ist es mit Auschwitz das an den Palästinensern begangene Unrecht begründen zu wollen.

  • L
    lowandorder

    Lost in translation? 2.0

     

     

    Was ein wirrer Artikel.

     

    Es handelt sich offensichtlich nicht um eine Übersetzung, sondern eine unlektorierte eigene Schreibe in einer dem Thema nicht genügenden Sprachqualität.

     

    Das ist schade bei dem Thema.

    Aber viele Sätze sind in sich unverständlich, zudem häufig ohne erkennbare Ankoppelung an die übrigen Sentenzen.

    Und - von einem " Ethos der Nazis" habe ich das letzte Mal bei SS-Chargen gelesen.

     

    Susie Linfield hangelt sich an einem mir nicht geläufigen Buch entlang und kegelt dabei die Begriffe und Bezeichnungen durcheinander, daß es eine Art hat.

     

    Bombenwerfende Splittergruppen werden zu den! 68ern, diese nach Entebbe gebracht! und zur deutschen Linken und die weit spätere Friedensbewegung (Nato-Doppelbeschluß) wird als nationalistisch diffamiert und eine antiimperiale Opferpose angehängt.

     

    By the way: Die Friedensbewegung wurde durch wesentlich Jüngere einerseits und viele bürgerliche, ältere Nicht-68er getragen.

    Als das Gripstheater Berlin nochmal "Eine linke Geschichte " aufführte, sagte ein 10 Jahre älterer friedensaktiver Kollege lachend :

    " …und wir haben damals am Straßenrand gestanden und euch zugerufen, ihr macht unseren Staat kaputt!" So geht das.

     

    Und " Verhöhnung der Justiz" und Nichtwiderspiegelung des "Ethos der Nazis" in den Institutionen?

     

    Wie man's nimmt:

    erst Beate Klasfeld schob der fortgesetzten Inkorporierung der Nazis, einschließlich Huckepack-Verfahren, mit ihrer öffentlichen Ohrfeige für Kiesinger einen Riegel vor.

    Dank der Teilnahme an den Polizeibataillonen der Nazi-Zeit bestand die Polizei in großem Umfang aus unverfolgt gebliebenen Mördern.

    Kurras läßt grüßen.

     

    Und die Justiz?

    Wer noch Kriegsrichter als Prof und als Richterkollegen erlebt hat, kann ermessen, daß der Marsch durch die Institutionen der 68er aus der 2. und 3. Reihe unstreitig mit den Relikten dieser menschenverachtenden, mörderischen Justiz Schluß gemacht hat.

     

    Und so rumpelt das fort und fort.

     

    Um den Spieß - auch im Hinblick auf dieses munkelnde Wabern eines Wolfgang Kraushaar - nicht umzudrehen, aber von der anderen Seite zu betrachten:

    Es sind letztlich allesamt unbewußte Versuche, von der völlig verfahrenen Situation Israel/Palästina und der vielstimmigen Kritik daran abzulenken, statt nach einer sicherlich für beide Seiten schmerzlichen Lösung zu suchen.

     

    Es erinnert mich etwas an die Romane über die Situation Israels nach der Staatsgründung, die man heute aufgrund der 1948-Historiker-Erkenntnisse nur noch als

    " Propagandaschinken" bezeichnen kann.

    Legenden halt.

  • B
    Breime

    Wer nur die TAZ liest wird jedenfalls nicht erfahren, dass die Nazis ca. 11 Millionen Menschen aus faschistischen Gründen ermordet haben, davon ca. 6 Millionenm Juden. Ist es eigentlich so schwierig und oder zeitraubend, wenigstens hin und wieder auch mal daran zu erinnern, dass eben auch ca. 5 Mio. Roma, Sinti, Menschen mit Behinderungen, Homosexuelle, sogenannte Asoziale, Oppositionelle und andere als unerwünscht oder minderwertig definierte Gruppen verfolgt, deportiert, gefoltert, beraubt und ermordert wurden? Wem nutzt es eigentlich, dass es ständig ausschließlich um eine Gruppe von Verfolgten, wenn auch die größte geht bei Fragen zum Faschismus. Die TAZ fördert die Praxis Opfer erster und zweiter Klasse zu produzieren.

  • AK
    Arno Klönne

    Selbstverständlich ist von der Autorin Susi Linfeld nicht zu verlangen, dass sie über intensive Kenntnisse zur Geschichte der Linken in der Bundesrepublik verfügt - so weltbewegend war deren Existenz ja auch nicht. Allerdings hätte die taz-Redaktion sie darauf aufmerksam machen können, dass nähere Beschäftigung mit dieser Historie nützlich wäre, wenn Verallgemeinerungen beabsichtigt sind.. In dem Artikel wird durchgängig " d i e" deutsche neue Linke charakterisiert - als geprägt von Gewaltkult, Haß auf Israel, Antisemitismus. Da wird Legendäres aus Medien und einer allzu effektbegierigen Literatur als historische Realität angesehen. Die neue Linke in der Alt-Bundesrepublik war in ihrer Mentalität und in ihren Ideenwelten alles andere als homogen. In der (keineswegs schwachen) Richtung der neuen Linken,in der ich mich zu jener Zeit engagiert habe, waren die von Susi Linfeld kritisch herausgestellten Eigenschaften nicht anzutreffen. Auch war hier die Kriegsgegnerschaft nicht deutschnational motiviert.

    Etwas mehr Beachtung von Empirie würde dem politisch-historischen Feuilleton nicht schaden.

  • JV
    Jenseits von Böse

    "Die Linke" gibt es nicht, ausser als Feindbild der Rechten. Wer sich ernsthaft mit den Verbrechen der Elterngeneration auseinander gesetzt hat, ist erschrocken und nachdenklich geworden - mit unterschiedlichen Konsequenzen. Ein Christian Semler hat für seine Häutungen Jahrzehnte gebraucht.

     

    Zeitweilig gab es mehr "Arbeiterparteien" als Werktätige, wobei diese der plötzlichen Zuwendung ratlos bis abneigend gegenüber standen. Die Nachdenklichen unter uns fanden sich zu eher heterogenen Zweckbündnissen zusammen, so entstanden schliesslich auch die Grünen und diverse NGOs.

     

    Die Betroffenheit über Judenverfolgung und Vernichtungslager wurde dagegen zur Domäne der Konservativen: seit Adenauer ist "Wiedergutmachung" regierungsamtlich, und Axel Springer machte die pro-israelische Haltung zu einem Dogma seines Presseverlages.

     

    Damit war jeder, der sich gegen die keineswegs entnazifizierte Führungsschicht in Politik und Wirtschaft der jungen BRD wandte, automatisch einem Antisemitismus-Verdacht ausgesetzt - als Konsequenz aus einer Lagerbildung, zu der alte Nazis und kalte Krieger maßgeblich beitrugen.

     

    Nun kann man die Israel-Freundlichkeit der Konservativen durchaus anzweifeln, wenn man dem zitierten Max Horkheimer folgt. Wer zudem die "Gnade der späten Geburt" (Helmut Kohl) in Anspruch nimmt, entlarvt die konservative Reue endgültig als leeres Geschwätz.

     

    Diese Selbstbefreiung aus einer schweren Schuld ist nicht die Erfindung einer irgendwie gearteten "Linken", sie kommt aus der Mitte der eher konservativ geprägten Gesellschaft, zusammen mit einer ausgeprägten Fremdenfeindlichkeit.

     

    Da auch wir "Linken" aus dieser Mitte kommen, sind uns Antisemitismus und Rassismus nicht fremd. Dem müssen wir uns immer wieder stellen, stimmt, aber mit anderen Konsequenzen als die Autorin meint: Der Verzicht auf Utopien, auf den alten Menschheitstraum einer besseren Gesellschaft, macht den Kapitalismus zu einer unendlichen Geschichte, und die ist mir zu mörderisch. Da bin ich im Zweifel lieber links.

  • S
    SapereAude

    Eine Behauptung wie "Die deutsche neue Linke konnte kein vernünftiges Verhältnis zu den Verbrechen und der Grausamkeit der Nazizeit entwickeln." kann man aufstellen - ohne Verweise auf 'The authoritarian personality' (!), die F-Skala, destruktive narzisstische Muster, Gewaltprojektion durch unbewältigte Kindheitstraumata (vgl. schwarze Pädagogik, 'das weisse Band', Alice Miller etc.) und nicht zuletzt Erich Fromms Analysen bleibt ein seltsames Gefühl, dass der Artikel nicht aufklären, nicht verstehen will.

     

    Denn faschistoide Charakterprägungen sind ein Problem, das nicht in links oder rechts zu kategorisieren ist und das nicht nur Deutschland betrifft - aber zu meinen, Individual- und Sozialpsychologie hätten die seelische Katastrophe der Menschheitsgeschichte die letzten 70 Jahre unbeantwortet gelassen und es gäbe auch für nachfolgende Generationen gar keine Hoffnung, die seelischen Abgründe, die Normopathie 'in Ordnung zu bringen' halte ich für eine dunkle Prophezeiung.

  • C
    Cometh

    Der Beitrag "kratzt" leider nur an der Oberfläche des Antisemitismus. Das ist aber typisch. Es wird nur sanft und schonend angedeutet und dann kommt eine positive Wendung.

     

    Wenn man bedenkt, mit welcher Genauigkeit und Unerbittlichkeit andere verfolgt werden, ist das nur wieder ein Beispiel für eine typische Doppelmoral, die sich dann auch noch toll vorkommt, weil man dunkle Seiten überhaupt vorsichtig und zurückhaltend anspricht.

     

    Die Wahrheit ist, dass man Horkheimer heute nicht mehr lesen kann, ohne sich über den Autor zu schämen und die Claque. Es stimmt schon: Sprachlich mies ist meist auch gedanklich wirr und irgendwo wabert da der "Ausschwitz-Knacks" (Tenenbaum) auch noch ständig herum, der Quasi-Religionsersatz, mitsamt quasi-kirchlicher Organisation und tränenreichen Ritualen. Vergeßt Ausschwitz, helft Israel.

  • ZW
    Zweifelhaftes Wochenendvergnügen

    Aufgewärmte Hirngespinste sind keine aufflammenden Debatten. Die Dame hat in ihrer historischen Aufbereitung wohl übersehen, wie Altnazis und ihre Wegstreiter nicht nur hinter dem Antikommunismus und der Amerikaverherrlichung, sondern auch mit der Unterstützung Israels in Deckung gegangen waren, um das Wirtschaftswunder und andere Annehmlichkeiten in der jungen Bundesrepublik zu genießen.

     

    Kein Wunder wenn man sich mit gerade solchen krausen Gedanken von Wirrköpfen ausstattet, die sich Kritik am Zionismus als Teil einer kritischen Weltsicht nicht anders erklären können, als das da geheimnisvolle Vorgänge am Werk sein müssten, beileibe aber nicht das, was u.a. im Nahen-Osten geschah und geschieht.

     

    Wer Ende der 40er und in den frühen 50er Jahren aufwuchs, konnte die Zahl der Einarmigen und Einbeinigen, wie auch die vielen Trümmergrundstücke und Bombentrichter nicht übersehen und wird sich leicht die Frage gestellt haben, warum man wieder eine Bundeswehr brauchte – von wegen Antimilitarismus erst in den 80ern - und die selben Konzerne agierten, die schon Jahrzehnte vorher die Wirtschaft bestimmten, man sah was da wem vererbt wurde.

     

    Und der Gegenwartsbezug ist bei Frau Linfield ohnehin die scheinbar ausbleibende Größe. Warum also wird Frau Linfield hier und jetzt tätig?

  • RL
    Reiner Linker

    Die Linke in Gesamtdeutschland machte es sich lange recht einfach. Sie verschob Auschwitz auf die Seite des Klassenfeindes. Die waren s und wir standen (stehen) ja auf der anderen Seite. So stellte es die DDR dar und die Linke im Westen übernahm diese Sichtweise, die sie (insbesondere die Arbeiterklasse) von aller Verantwortung freistellte. Es dauerte etwas, bis sich eine andere Sichtweise (zumindest bei einigen Teile der Linken) angenommen wurde.

  • A
    ADL

    Lesenswert, Frau Linfield!

    Bin ehrlich gespannt, wenn der erste echte "Linke" hier auftaucht und die "Operation Jonathan" zu einer antifaschistischen, falsch - alternativlosen antizionistischen - Aktion um deutet und den marxschen "jüdischen Nigger" als einwandfreie klassenkämpferische Metapher zur Befreiung der fehlgeleiteten JüdInnen bezeichnet.

  • J
    Jupp

    Stimmt, nicht jeder Faschismus erhält oder erhielt die Gelegenheit zum Völkermord, sah sich dazu in der Lage oder veranlasst sich in einem solchen auszutoben, aber darin hat der deutsche Nationalsozialismus keine Alleinstellung.

    Hingegen festzustellen, „wohin politische Einschüchterung und ein Kult der Gewalt führen konnten“, dazu hat man in allen Teilen der Welt und zu fast allen Zeiten Gelegenheit gehabt.

     

    Wo aber sonst als in Westdeutschland sollte man Gelegenheit gehabt haben, das wundersame Zusammenarbeiten und Wirken eines auf Vertuschung und Ausblendung der Vergangenheit bedachten Apparates in Politik und Ökonomie auf der einen Seite, mit denen die sich ein Kolonialgebiet aneignen und zu ihrem Staatsgebiet umbauen wollten auf der anderen, erleben zu können.

     

    Antizionismus in der Bundesrepublik in den 60er Jahren konnte also feststellen und sich in seiner Abwehr gegen bestimmte Machenschaften darauf berufen, wie sich Täter und Profiteure unterschiedlicher Vorgänge auf eine gemeinsame Linie zu gegenseitigem Nutzen einigten.

     

    Das dürfte einen klaren Blick auf die Vorgänge im Nahen-Osten geschärft haben, den man ja auch heute noch gerne verstellen möchte, was nun als "Staatsräson" verkauft wird.

  • U
    Ute

    Als “dummes Huhn“ geb ich mich fasziniert ?

     

    Als Trauma-Opfer oder doch eher Opfer von Träumereien ist hier doch Susie Linfild auszumachen, die ihre Deutungen vergaß als denkender Mensch zu machen, der sich bewusst ist, in wie weit er Zielobjekt von Ideologie und Propaganda ist, dafür aber anführt, als was sie so alles zu betrachten sei.

     

    Vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg gab es Menschen, die die Machenschaften der Großmächte, des Überlegenheitswahns und des Strebens nach Ausbeutung, der Aneignung fremden Besitzes und der Unterdrückung fremder Völker, erkannten und demgegenüber Kritik und Opposition zeigten.

     

    Da war es keine Frage, die Herrschaft Großbritanniens in Indien und dem späteren Kenia genauso zu betrachten, wie die der Niederlande in Indonesiens, Frankreichs in Indochina und andernorts und eben auch der Zionisten in Palästina, deren deren Bibelbezüge und Göttlichkeitsberufungen milde ausgedrückt als steinzeitlich, ansonsten als gefährlich krankhaft ideologisch erkannt wurden

  • S
    Sebastian

    Als Deutscher bin ich überrascht und schockiert wie die USA Amerikaner, und dazu gehören auch die Juden, mit ihren Verbrechen die sie in der Welt schon verursacht haben, umgehen.

     

     

    Dazu gehört auch die Unterstützung von Diktatoren wie Hitler, Saddam und Pinochet.

     

    Die Autorinen dieses Textes wäre gut beraten sich selbst mal an die eigene Nase zu fassen anstatt ihre Schuld einem Sündenbock aufzuladen.

     

    Der Mord an den Juden war schlimm, jedoch nicht schlimmer als die übrigen Völkermorde und Massaker. die die USA sich bisher geleistet haben.

     

    Es gibt keine Opfer 1. und 2. Klasse

     

    Wie viele Angtriffskriege haben die USA seit 1945 begangen?

     

    Wieso läuft ein George Bush noch frei herum?

     

    Wie viele Menschen sind durch die Kriege der USA ermordet wurden?

     

    Fragen über Fragen...

     

    Als US Amerikaner sollte man in diesen Sachen den Mund halten. Dieses Volk ist das Letzte welches anderen Völkern Vorhaltungen machen darf.

  • E
    ebertus

    Habe nicht wirklich verstanden, was dieser Text über eine angelesene, selektiv wiedergegebene Historie aussagen wollte. Die erwähnten, teilweise Ehrfurcht erheischenden Namen allein können es doch auch nicht gewesen sein, zumal gerade Kraushaar bestenfalls im deutschen Sprachraum Relevanz besitzt und nicht gerade im linken Spektrum anzusiedeln ist.

     

    Falls es um Traumata gehen sollte, so wäre dies bei den dabei Gewesenen, den noch Lebenden, den oft und sehr real leidenden Amerikanern von Vietnam bis Afghanistan doch eher ein Thema.

     

    Um die aktuelle Entwicklung in bzw. zu Nahost kann es der "Amerikanerin, Jüdin, Linke(n) und Journalistin" wohl ebenfalls nicht gehen. Denn das wird vollkommen ausgeblendet. Wo sie sich dahingehend positioniert, das wäre selbst bei Würdigung der Subtexte eine Spekulation.

     

    So lese ich dann doch lieber amerikanische Juden wie Peter Beinart, vielleicht auch Judith Butler. In jedem Falle aber Hannah Arendt, deren Brief an die NYT von 1948 und zusammen mit anderen jüdischen Intellektuellen auch heute noch (oder gerade) wesentlich mehr Aktualität und Relevanz besitzt als diese journalistische Bemühung hier.

  • G
    geschichtswerkstatt

    Was die historische Bedeutung angeht, mag dieser Kommentar zweckmäßig sein, er ist aber weder vollständig noch analytisch erhellend. Es gab ja wohl mehr Linke in Deutschland in den letzten 50 Jahren als die allseits bekannten Dauerstudenten in Frankfurt, Hamburg und Berlin.(Ohne mal auf den Osten richtig einzugehen. Ich weiß nicht, warum die im Westen immer glauben wollen, es hätte im Osten keine richtigen linken Intellektuellen gegeben.) Ich glaube auch nicht, dass die Tendenz zu politischen oder sozialen Problemlösungen mit Gewalt wirklich nachgelassen hat und sozusagen eine Angelegenheit der Geschichtsanschauung geworden ist. Nein, die wahre, mit Gewalt im Kinderfernsehen groß gewordene Generation ist jetzt erst so zwischen 20 und 30. Die neigen meiner Erfahrung nach zu radikalen Lösungen. Und die haben Eltern, die neigen zum Wegschauen, Verharmlosen und Kopf in den Sand stecken. Wenn sich also jetzt richtig gesellschaftsweite Spannungen entwickeln wie heute im focus z.B. zum Thema Organisierte Kriminalität zu lesen - dann wird das bißchen historischer NS-Klimbim niemanden daran hindern, wieder Leute ins KZ zu stecken und Progrome durchzuziehen. Es gibt hier und heute schon Beamte im gehobenen Dienst, die hinter vorgehaltener Hand geschlossene Vernichtungslager für HIV-, Alzheimer- und MS-Patienten favorisieren. Und das gerade auch bei den Linken. Gerade hinsichtlich ihres menschenverachtenden Potentials unterscheiden die sich überhaupt nicht von Muslimen, militanten Christen oder radikalen Rechten.