piwik no script img

Debatte Guttenberg und PopulismusEin Held wie wir

Matthias Lohre
Kommentar von Matthias Lohre

Die Plagiatsaffäre hat Guttenbergs Popularität kaum geschadet. Obwohl der Minister nur seine eigenen Interessen vertritt, geriert er sich als Held im Auftrag des Volkes.

Auch Helden sahen mal frischer aus: Guttenberg im Jahr 2009. Bild: reuters

K arl-Theodor zu Guttenberg ist ein Held. Nicht weil er den Inhalt seiner Dissertation zusammenkopiert hat und dreist behauptet, er habe sie "in mühevoller Kleinstarbeit" selbst geschrieben. Auch nicht weil sich der Minister bei seiner Verteidigung gegen die Plagiatsvorwürfe binnen einer Woche dreimal widersprochen hat. Sondern weil der Minister laut Umfragen nun noch beliebter ist als vor der Affäre.

Helden existieren nicht aus eigenem Recht. Es gibt sie, weil Menschen an sie glauben. Heroen sind Projektionen menschlicher Sehnsüchte, und Guttenberg bedient diese perfekt. Ein Held wie er stürzt nicht durch Rücktrittsforderungen oder universitäre Prüfaufträge. Sondern wenn seine Anhänger ihm die Zuneigung entziehen. Guttenberg ist noch nicht am Ende.

Guttenberg entspricht in den Augen vieler Bürger einem klassischen Heros. Er ist von edler Herkunft, sein Auftreten und Selbstverständnis unterstreichen seine Besonderheit. Helden verkörpern, was eine Gesellschaft für erstrebenswert erachtet: Stärke oder Klugheit, Aufopferungswillen oder Geduld. 73 Prozent der Deutschen sind mit der politischen Arbeit des CSU-Politikers zufrieden, zu Monatsbeginn waren es nur 68 Prozent, ermittelte Infratest dimap zur Wochenmitte.

privat

MATTHIAS LOHRE, 34, ist Parlamentskorrespondent der taz, er widmet sich vor allem der FDP und den Grünen. Die Magisterarbeit des studierten Historikers über "Köln im Bombenkrieg 1940-45" ist an der Universität Köln einsehbar.

Offenkundig halten es also fast drei Viertel der Befragten nicht für ächtenswert, das geistige Eigentum anderer als eigene Leistung auszugeben und die Öffentlichkeit zu belügen, wenn die Wahrheit bekannt wird. Das sagt viel über Guttenberg und das Niveau der politischen Debatte. Aber es sagt mindestens ebenso viel über die Moralvorstellungen breiter Bevölkerungsschichten. Jede Gesellschaft hat die Helden, die sie verdient.

Maulheldenverehrung

Griechische Heroen waren keine fehlerlosen Vorbilder, sondern überlebensgroße Projektionen jener Menschen, die diese verehrten. Das bedeutet: Wer einen Helden verehrt, ehrt auch sich selbst. Darum geht es auch bei Guttenberg. Der Held darf nicht fallen, denn das würde eine Kränkung des Verehrenden bedeuten. So wie sich Menschen gern etwas verzeihen, was sie ihren Mitbürgern vorwerfen, sehen sie ihrem Heroen nur zu gern Fehlverhalten nach: Er ist ja auch nur ein Mensch.

Zur klassischen Definition eines Helden gehört zudem, dass dieser im Dienst gesellschaftlicher Werte Großes leistet. Beide Aspekte, Menschlichkeit und Übermenschlichkeit, nutzt Guttenberg perfekt zur Selbstinszenierung. Im Bundestag erklärte er am Donnerstag: "Ich habe fehlerhaft gehandelt. Ich habe mir nicht den Anspruch gesetzt, […] arrogant dieser Tätigkeit nachzugehen, nein, sondern mit der notwendigen Verantwortung die Aufgaben anzunehmen, die im Amtsspektrum des Bundesverteidigungsministers zu sehen sind. Das sind gewaltige Aufgaben."

Alles ist da: Demut, Entschlossenheit, der große Dienst an der Gemeinschaft. In diesem Fall müssen Bundeswehrreform und Afghanistaneinsatz dafür herhalten. Daraus folgt: Wer den Helden bei seiner Arbeit stört, der ist der wahre Schuldige, denn er verhindert das Erreichen gesellschaftlich erstrebenswerter Ziele. So versucht der Minister geschickt, die Rollen in dieser Erzählung zu vertauschen. Nicht er, der Trickser und Täuscher, ist der Schurke. Seine Kritiker sind es, die ihn durch Gerede über "inkorrektes Setzen und Zitieren" oder das Weglassen von Fußnoten von seinem Heilswerk abhalten.

Inszenierung der Reue

Es ist perfide, wie sich Guttenberg als reumütiges Opfer und zugleich als gnädiger Richter seiner selbst aufspielt. Erschütternd aber ist, wie viele Menschen ihm dieses Schmierentheater durchgehen lassen. Darin zeigt sich auch ein weit verbreiteter Antiintellektualismus. Er folgt der Logik: Was scheren uns ein paar Fußnoten, wenn in Afghanistan deutsche Soldaten sterben? Auch diesen Mechanismus nutzt Guttenberg brillant.

Vor einer Woche erklärte er: "Die Menschen in diesem Land erwarten", dass er sich ums "fordernde" Ministeramt kümmere. "Und ich trage die Verantwortung für die Soldaten im Einsatz, wie ein Ereignis an dem heutigen Tag einmal mehr auf bittere Weise zeigt." Damit instrumentalisierte Guttenberg einen Angriff auf ein Außenlager in Afghanistan, bei dem drei Soldaten starben.

Als Guttenberg diese Worte sprach, hatte die Bundeswehr die Attacke noch gar nicht bestätigt. Guttenberg spielte Menschenleben gegen Fußnoten aus, anderer Leute Leid gegen sein persönliches Fehlverhalten. Doch statt ihm dies zum Vorwurf zu machen, scheinen sich viele Bürger und manche Medien noch stärker mit ihm verbunden zu fühlen.

Opportunismus der Medien

Spiegel, Stern und Bild haben Guttenberg hochgeschrieben. Sie haben auf Auflage gesetzt statt auf Aufklärung. Bei der Bild-Zeitung ist das nicht verwunderlich: Der Boulevard hat bekanntlich kein Gedächtnis. Seine gespielte Empörung und Begeisterung sind stets aufs Neue frisch. Zudem sind die Bindungen von Guttenberg an den Springer Verlag seit Jahren eng. Spiegel und Stern allerdings sollten höhere Ansprüche an ihre Berichterstattung richten. Mit ihrem abrupten Stimmungswechsel in der Causa Guttenberg tragen sie zum verbreiteten Überdruss an "der Presse" bei. Viele Bürger verachten die Medien, die sie jeden Tag konsumieren: Diese schrieben doch eh, was sie wollen, und nicht, was die Leute fühlen. Den Antiintellektualismus, von dem derzeit Guttenberg profitiert, haben viele Medien durch ihr windelweiches Verhalten noch genährt.

Deshalb kann nur etwas, was die Gemüter der Verehrenden erregt, an Guttenbergs Heldenstatus rütteln: etwas aus ihrer Alltagswelt, dessen Verwerflichkeit sofort einleuchtet. Selbst die Nachricht, der CSU-Mann habe einen Ghostwriter beschäftigt, würde vielleicht nicht zu seinem Sturz führen. Bekanntlich können ja selbst deutsche Multimillionäre ihren Wohnsitz steuersparend in die Schweiz oder nach Monaco verlagern, ohne an öffentlichem Ansehen einzubüßen.

Die wahre Heldenaufgabe besteht aber darin, dass jene, die ihn anhimmeln, die Furcht vor dem Fall ihres Heroen verlieren. Und einsehen, dass Guttenberg in der Plagiatsaffäre nicht die Interessen von Soldaten oder Durchschnittsbürgern, sondern allein seine eigenen vertritt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Matthias Lohre
Schriftsteller & Buchautor
Schriftsteller, Buchautor & Journalist. Von 2005 bis 2014 war er Politik-Redakteur und Kolumnist der taz. Sein autobiographisches Sachbuch "Das Erbe der Kriegsenkel" wurde zum Bestseller. Auch der Nachfolger "Das Opfer ist der neue Held" behandelt die Folgen unverstandener Traumata. Lohres Romandebüt "Der kühnste Plan seit Menschengedenken" wird von der Kritik gefeiert.
Mehr zum Thema

28 Kommentare

 / 
  • CA
    Christian Alexander Tietgen

    Also ein Held ist er nun nicht gerade.

  • K
    Kritiker

    Von dem Schaden für unsere Demokratie redet niemand ....

  • S
    Stephan

    Gratulation, Matthias Lohre, zu diesem Artikel.

     

    Solcherart Psychogramme sind sehr hilfreich, um die Paradoxien besser zu verstehen, welche uns, nicht nur im Falle Guttenberg, sondern z.B. auch bei "Stuttgart 21" oder dem Abschneiden der FDP bei der vergangenen Bundestagswahl, den Atem rauben.

  • V
    Venicius

    Die Frage ist aber doch auch; Wieviele der kommenden Fehltritte und Missetaten wird man sich selbst zwingen müssen ihm zu verzeihen, nachdem man ihm bereits vielfach Vertrauen ausgesprochen und verzweifelt an ihm als Heldenfigur festgehalten hat?

     

    Welche blöße gäbe man sich, müsste man eingestehen, dass nicht nur die anfängliche Begeisterung, sondern sogar das erbitterte festhalten an einem gefallenen Helden vielleicht ein Fehler hätte gewesen sein können?

     

    Bedingt der Glaubwürdigkeits-Kredit und die in ihn gesetzte Hoffnung von einst nicht auch die moralische Verfplichtung zukünftiges Fehlverhalten weiterhin zu verteidigen und ebenfalls weiterhin unkritisch an dem Mann festzuhalten?

     

    Nibelungentreue ist keine Eigenschaft, die unsere Gesellschaft in der Vergangenheit gut zu Gesicht gestanden hat. Sie führte stets aufs neue in den Untergang und doch scheint sie Deutschland unvermindert zu faszinieren und immer aufs neue in den Bann zu ziehen.

     

    Wikipedia: "Nibelungentreue ist ein geläufiges Schlagwort, das eine Form bedingungsloser, emotionaler und potenziell verhängnisvoller Treue beschreibt."

     

    Das ist eher eine beängstigende alds eine frustrierende Entwicklungstendenz.

  • DP
    Dr. Plagiator II

    Ich kann nicht glauben, was hier im Augenblick mit diesem Land geschieht.Der Kommentar ist ja gut, richtig gut sogar!Kommt einem irgendwie bekannt vor... das Berlusconi-Phänomen könnte man meinen.Es macht mich traurig zu sehen, dass Herr Gutenberg in den Umfragen sogar noch an Beliebtheit gewonnen hat. Was sagt dies über unsere Gesellschaft aus?Herr auf und davon zu Guttenberg ist und bleibt ein substanzloser Blender!

     

    Im Ernst, das Verhalten von Bild, großen Teilen der Bevölkerung, von so manchem Politiker und natürlich von Hr. Guttenberg, lässt mir das Blut in den Adern

    gefrieren. Ich bin geschockt.

    Meine letzte Hoffnung ist, daß dieser Zustand nicht so bleibt und die Mehrzahl der Menschen aufwacht, sonst ist Fälschung und Korruption nachhaltig Tür und Tor geöffnet.

  • HB
    H.J. Büchel

    Wann endlich, wann denn nun verschwindet dieser Blender von Guttenberg aus seinem Amt. Ich kann den Namen nicht mehr hören, ganz zu schweigen lesen, oder sein arogantes Gesicht im Fernseher oder in der Zeitung sehen. Es sollte ihn jemand anzeigen. Es ist eine Schande für alle die, die ehrlich studiert, oder handwerklich etwas gelernt haben und eine Prüfung gemacht haben.

    Seehofer soll ihn doch in München zum Karnevalsprinzen machen; das passt zu dem Narren.

    Aber ,----Ende der Woche ist es soweit---- wetten ?

  • V
    vic

    neulich auf extra3; die Familie steht vor der Knastmauer, Frau und KInder brüllen

    "Happy Birthday to you, lieber Papa..."

    Mädchen: "Mama, wann kommt Papa wieder?

    Mama: "Nur noch drei mal singen"

    Eingeblendet wird, wie auf DVD`s:

    "Raubkopieren ist eine Straftat".

  • V
    vic

    Angeblich schrieb Opa Guttenberg in seinem jetzt wieder sehr gefragten Werk "Fußnoten" aus dem Jahr 1971 unter anderem:

    "Der Mensch sei, was er ist"

    Sollte das richtig sein, hat der Bub vom Opa

    leider gar nichts gelernt.

    Über diesen Minister lacht inzwischen die ganze Welt.

    Nicht, das mich das stört. Aber Merkel kann das nicht gefallen.

  • G
    Golfer

    Sehr gelungen dieser Kommentar!

    Herr zu Guttenberg zeichnet aus, dass er schöne Anzüge trägt und telegen ist. Damit hat sich die Sache auch schon, was seine Kompetenz angeht. Der Rest ist eine wirklich gelungene Marketingaktion. Aber so langsam übertreiben es die Strategen, kein Mensch glaubt noch an die Aufrichtigkeit der Umfragen.

  • FK
    Frau Kirschgrün

    Herr auf und davon zu Guttenberg ist und bleibt ein substanzloser Blender!

     

    "Seine Kritiker sind es, die ihn durch Gerede über "inkorrektes Setzen und Zitieren" oder das Weglassen von Fußnoten von seinem Heilswerk abhalten."

    Das Wort HEILSWERK hätte unbedingt in Anführungszeichen gesetzt oder als angebliches Heilswerk gekennzeichnet gehört!

     

    Was wird Herr auf und davon zu Guttenberg machen, wenn er im Amt bleibt und die Bundeswehr umgebaut hat?

     

    Er wird mit Hilfe dieser Söldnerarmee und im Auftrag der Bilderberger und der "Wirtschaft" Kriege gegen Rohstoffe besitzende Länder führen, um den dummbeuligen "Heldenverehrern" ihr Auto und ihr Handy zu garantieren. Bereichern werden sich wieder die "von edler Herkunft" (Bilderberger und "Wirtschaft") und die in deren Dunstkreis. Deutschland wird wieder einmal aus niederen Beweggründen zum Menschen und Völker vernichtenden Volk.

    Es ist wirklich schade, dass es so lange dauert, bis die Deutschen endlich ausgestorben sein werden, denn denken und konsequent handeln lernen werden die Deutschen nicht mehr.

     

    "Es gibt Leute, die unterwerfen sich - in der Hoffnung, die Mächtigen zeigen sich erkenntlich dafür." (taz, 22.11.2010) Das wird - wie noch nie - auch diesmal nicht passieren.

     

    Es ist unsäglich schlimm, was hier in Deutschland gerade geschieht.

    Genau dadurch, dass behauptet wird, dass das alles nicht so schlimm sei (Lügen, Amtsmissbrauch, Betrug, Diebstahl) werden die Werte, die für eine einigermaßen funktionierende Demokratie Grundvoraussetzung sind, in allen Bereichen oberhalb des Fussvolks ersatzlos weggewischt.

    Übrig bleibt Oligarchie (wenn nicht sogar Diktatur) ohne Rechte für die Menschen.

     

    Na dann, viel Vergnügen mit Euren "Helden".

    Viel Kraft für Erkenntnis wünscht uns allen Frau Kirschgrün.

  • B
    Ben82cgn

    Nicht nur zu Guttenberg hat sich falsch verhalten - das gesamte Bundeskabinett ist seinem demokratischen Auftrag nicht nachgekommen: http://bit.ly/e6bBkv

  • DU
    Dr. Uwe Dietrich

    Ich bin bekennendes CDU- Mitglied- ausdrücklich!

    Deutsche Adelstittel sind meist auch geklaut!

    Offensichtlich hieß ein Vorfahre Krause

    - Hausmeister einer Burg am Rhein!

     

    Hellau!! allen deutschen Narren!

    Uwe Dietrich

  • T
    tystie

    Wie funktioniert noch gleich die Meinungsmache?

    Ein Beispiel: Zuerst wird die voraussetzende Behauptung aufgestellt:

    "Karl-Theodor zu Guttenberg ist ein Held. ...weil der Minister laut Umfragen nun noch beliebter ist als vor der Affäre."

    Klingt unsinnig, ist unsinnig und der Autor bleibt auch jeden Beleg für die Behauptung schuldig.

    Aber jetzt kommt die darauf aufbauende Argumentation, die ohne die fehlerhafte Grundlage schlicht in der Luft hängen würde.

    Und nun werden wir mit der Behauptung konfrontiert:

    "Guttenberg entspricht in den Augen vieler Bürger einem klassischen Heros." Jede Wette, dass die meisten 'Bürger' keinen Ahnung haben, was ein 'klassischer Heros' sein soll - einschließlich des Autors!

    Wenn wir nur einmal unter Wikipedia nachsehen, dann wird klar, dass weder "edle Herkunft", noch "Auftreten und Selbstverständnis" für einen Heros Voraussetzungen sind. Zum Held wird er demnach, wenn er eine heroische Tat vollbracht hat, wie Drachen oder Riesen erschlagen oder Jungfrauen retten.

    Guttenberg und Heldentat? Fehlanzeige!

    Statt seinen fadenscheinige Theorie auszubreiten und damit zur zum Heldentum unerlässlichen Mythenbildung beizutragen, könnte man sich mit so bodenständigen Fragen beschäftigen, wie der: Wie kommen diese Umfragen zustande? Das könnte zu erstaunlichen Ergebnissen führen.

    Es gab beispielsweise mal einen US-Präsidenten namens Richard 'Tricky Dicky' Nixon, der von einer 'schweigenden Mehrheit' 50.000 zustimmende Telegramme und 30.000 Unterstützungsbriefe erhielt, die seine Vietnampolitik unterstützten. Die 'schweigende Mehrheit' ist ja geradezu sprichwörtlich geworden, aber nach Jahrzehnten kam heraus, dass die Telegramme sämtlich von Helfern der Republikanischen Partei auf Bestellung geschickt worden waren.

    In den USA sind nicht nur die Praktiken der 'Volksbeeinflussung' schon längst weiter entwickelt, sondern auch das Bewusstsein der Zielgruppen, manipuliert zu werden.

    Wenn wir also die typisch deutsche, blauäugige, naive Betrachtungsweise aufgeben und das Offensichtliche ins Auge fassen, dann stellt es sich so dar, dass hinter Guttenberg nicht nur einen abhängige Universität Bayreuth mit CSU-Spezis steht, sondern auch das starke Bedürfnis der CSU, einen Kanzler zu stellen und die geballte Wirtschafts- und Manipulationsmacht all derer, die sich von einem 'Gutti' Profit versprechen. (Beispiel: Merkel und die Energiekonzerne.)

    Gegenwärtig am naheliegendsten ist da, die Rüstungsindustrie zu betrachten, deren Geschäftsergebnisse ein 'Verteidigungsminister' ganz besonders gut beeinflussen kann. Ist da nicht gerade der geplatzte US-Deal zu kompensieren? Wir wissen ja, die vielen Arbeitsplätze und so.

    Auch Hitler hatte sich den richtigen Leuten angeboten, die seine Hungerleiderbewegung finanzierten.

  • S
    Synapsenkitzler

    Lustiges Anagramm auf Guttenberg - Zufall? ;-)

    Aus "Karl-Theodor zu Guttenberg"

    wird "Eleganz ruht- Doktorbetrug".

    :-)

    Mit Bildbeweis:

    http://www.synapsenkitzler.de/guttenberg-anagramm

  • R
    Roland

    Herr Gutenberg sollte in Bayern Politik machen, denn dort wird er als Freiherr die Narrenfreiheit haben, die er auf Dauer in der Bundespolitik nicht mehr lange haben wird.

  • NB
    Niklaus Baumann

    smart......

    v. Guttenberg habe ich seit Beginn seiner politischen Karriere immer wie einen der super-gescheiten Schnelldenker wahrgenommen. Sie wissen alles besser, im Zeitbedarf einer Millisekunde! Die Amerikaner haben dafür ein treffliches Wort: "smart ass" (Klugscheisser). Leider fällt man immer wieder auf solche Typen herein!

  • D
    Demokratin

    Lieber Herr Matthias Lohre,

    zu Ihrem Kommentar ist eigentlich nichts hinzu zu fügen! Das Volk, insbesondere die Medien, lassen einen Menschen erst zum Helden auferstehen. In all dem kann man erkennen, wie sehr sich die Deutschen nach Orientierung, Halt und Vorbildern sehnt. Vor der Wahrheit scheint man sich eh zu verschliessen. Die Postmoderne Zeit überfordert den Einzelnen oder sollte ich besser sagen...es war doch schon immer so? Diese Gesellschaft lebt doch von mehr Schein als Sein.

    Stichwort Afghanistan - Scheinbar ist auch vielen nicht bewusst, das Kriegseinsätze der Bundeswehrsoldaten auf freiwilliger Basis geschehen! Und wenn ein Soldat in den Krieg zieht, muß er auf alles gefasst sein. So ist das nunmal. Verantwortung für mein eigenes Handeln zu übernehmen ist auch heutzutage abhanden gekommen. Im übrigen werden Auslandseinsätze in Kriegsgebieten sehr gut bezahlt, nur mal so am Rande.

    Auch steht im Artikel 20 des GG, Absatz 2:"Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus" hm, ist dann das Volk im Endeffekt für den Tod der 3 Soldaten in Afghanistan mitverantwortlich?...Das Volk, oder wenigstens ein Teil davon, hat ja die Regierung gewählt. Oder gab es einen Volksentscheid zum Einsatz in Afghanistan? Mag ein Herr Schröder auch nicht besser gewesen zu sein. Zum Irak-Krieg hatte er wenigstens eine bessere Einstellung vollzogen.

    Das ein Minister aus dem Tod der Soldaten auch noch Kapital schlägt, in Form von "Heldentum", stellt den überwiegend deutschen ein ziemliches Armutszeugnis aus. Und ob wirklich 73 % der Deutschen ihn noch als Minister haben wollen, lassen wir mal so dahin gestellt. Das könnte genauso gut eine Imagekampagne der Medien sein. Schliesslich basiert diese Gesellschaft auf Lug und Betrug, nicht nur in der Politik. Ich jedenfalls glaube nur das was ich selber erlebe und sehe. Das hat mich das Leben gelehrt. Und gerade was die Politik betrifft, da hatte ich im letzten Jahr, genug erlebt.

    Mir stellt sich die Frage...was sind erstrebenswerte gesellschaftliche Ziele? Wer legt sie fest? Ist die Gesellschaft nicht das Volk? Oder ist Gesellschaft nur das Kapital, die besserverdienenden, die Politiker, das Bürgertum? Die Umfragen der BILD ist mit Sicherheit nicht das gesamte Volk. Es gibt ja immerhin genug Leser, die andere Zeitungslektüre bevorzugen. Die BILD scheint aber viel besser der Sprache der Antiintellektuellen mächtig zu sein. Wer rethorisch gut drauf ist und gezielt das Volk anspricht, wenn auch nicht wirklich, ist einfach genial. Zitat von Guttenberg:"Die Menschen in diesem Land erwarten..." na, da fühlt sich doch gleich einer persönlich angesprochen. Der einzelne Bürger als wichtig und vorallem ernst genommen...klasse. So kann man eben auch Politik machen. Politiker wissen nämlich ganz genau was Menschen so bewegt. Und weil Politiker so schlau und überlegen sind, braucht das Volk ja auch nicht mehr eigenständig zu denken. Geschweige zu hinterfragen. Das Politiker wichtige, eilige Entscheidungen alleine treffen müssen, ist keine Frage. Was mir fehlt ist Transparenz und das Einbeziehen der Bevölkerung in gewissen Entscheidungen. Wenn mehr Transparenz in der Politik vorhanden wäre, hätte ein Herr von und zu keine so hohen Umfragewerte erlangt. Dann hätte wohl der eine oder andere normale Bürger auch mal darüber nachgedacht.

  • K
    Krause_L

    Wie dumm gehts noch? Es wäre mal interessant zu wissen, von WEM aus der dumpfbackenen Bevölkerung der Lügner und Trickser Guttenberg angehimmelt wird.

    So ddof kann doch keine/r sein, dem Lügner und Trickser Guttenberg noch ein Wort, eine Wortsilbe als wahr(haftig) abzunehmen.

    Guttenberg (im Hintergrund die Merkel, die ja angeblich!!! mal als Wissenschaftlerin gearbeitet habe, wie sie selber von sich behauptet), eiin (bayrischer) Wissenschaftler, das ich nicht lache.

     

    Frau Merkel und Guttenberg, die sind die Rattenfänger - nein nicht wie weiland von Hameln, nein beide Trottel (Merkel und Guttenberg) sind die Fänger einer politischen Richtung in Deutschland, die immer stammer nach rechts weist.

     

    Da offensichtlich weite Kreise der (deutschen) Bevölkerung Betrug gutheißen, wirft das auch einen bezeichnendes Licht auf die Wirtschaft und die Un-Kultur, die in Deutschland gepflegt werden.

    Und, nicht vergessen, Kapitalismus und kapitalistisches Wirtschaften fußen auf Betrug, Lüge und auf dem Ausschalten von (vermeintlichen) Gegner/innen. Wenn eine Bevölkerung (zu der auch die Firmen'inhaber/innen' und die Minister/innen und ihre Vasall/innen in den Ministerien gehören, Lüge und Betrug, Lügner/innen und Betrüger/innen unterstützt, dann wird damit offenbar, wie verkommen die so genannten Entscheidungsträger/innen sind.

    Guttenberg und Merkel sind ebenso der Kirche sehr verbunden - und da sich die Kirche bisher überhaupt nicht zum Betrug von Guttenberg und zur den Betrug unterstützenden Merkel geäußert hat, kann der Kirche getrost unterstellt werden, sie decke den Betrug und dessen Totschweigen durch Merkel ebenso.

    Frau Merkel als ex-DDR-Brügerin muass sich die Frage gefallen lassen, inwieweit sie in der DDR betrogen und gelogen hat, nur, um irgendeine Diss. zu bauen. In tiefer und größter Verachtung vor Guttenbert, Merkel und der CDU, CSU und FDP (die rechts blinken und vorgeben, geradeaus, also mittig, zu fahren)!

  • PB
    Pinky Blue

    Dieser Artikel war richtig gut. Zur Zeit gibt es solch eine mediale Überflutung zu diesem Thema und das Meiste davon ist sehr unsachlich, teils sogar verwirrend.

     

    Es macht mich traurig zu sehen, dass Herr Gutenberg in den Umfragen sogar noch an Beliebtheit gewonnen hat. Was sagt dies über unsere Gesellschaft aus? Ganz und gar nichts gutes. Vielleicht ziegt dies auch ein gesellschaftliches Versagen auf ganzer Linie aus, da den meisten die grundsätzliche Schwere dieses Falls nicht zu verstehen scheinen.

     

    Es geht nicht darum, dass XY "ausversehen" vergessen hat ein paar fußnoten einzufügen, viel mehr geht es hier um Betrug und vorsätzliche Täuchung.

     

    Solch so etwas muss Konequenzen haben. Wenn der größte Teil der Bevölkerung der Meinung ist, man könne dies mal eben unter den Teppich kehren, da er sich ja Entschuldigt hat und es wichtigere Dinge gibt um die man sich kümmern müsse, dann kann dies sicherliche mehrere Gründe haben. Ein Grund ist aber auch der Abstand und die Fremdheit der Breiten Massen zu hohen akademischen graden und Angelegenheiten. Es macht wohl einen unterschied ob XY in der Schule bei einer Klassenarbeit spickt oder abschreibt oder ob XY dies bei einer Doktorarbeit tut. Der Fall Gutenberg zeigt also auch ein grundsätzliches gesellschaftliches- und bildungspolitisches (bildungsferne Gesellschaft) Defizit in Deutschland auf.

     

    ps.

  • HH
    Hardy Heron

    Eine gute Analyse! Man könnte dazu noch einen Aspekt betrachten. Welchen? Mir drängt sich dabei das Phänomen und die Funktionalität des „Opferkultes“ auf: Das archaische Bedürfnis der Massen verlangt nach Opfern, um vermeintlich nach der Opferung eine Besserung ihrer Lebensumstände zu erzielen. Dieses Bedürfnis wird (von Medien/Parteien usw.) geschickt genutzt. Vergessen wir nicht: Es ist Wahlkampf! Obgleich, Herr v. G. ist führwahr kein Heiliger. Diesen Anspruch hat er selbst wohl auch nicht gestellt (vgl. die Analyse). Er ist eben für eine Seite recht nützlich – und die andere ist „stimmenneidisch“! - Nach der „Schlachtung“ eines Herrn v. G. würde die Welt die gleiche sein wie vorher. Der Opferkult hat die Menschheit nicht erlöst!

  • L
    Lope

    Weshalb denn Held? Mit einem Helden hat der "Kujau der Politik" wenig gemein. Selbst als Antiheld taugt der Graf nicht.

    Heldenverehrung scheint mir nicht als Erklärung für den Kult um den (Ex) summa cum laude Akademiker ausreichend. Ein Held wird nicht gemacht, er macht etwas das ihn aus der Masse herausragen lässt. Darin unterscheidet er sich vom Casting Superstar, der Gutenberg tatsächlich ist. Möglich, dass es die Sehnsucht nach einem fähigen Kopf in der deutschen Politik ist, die auch die Medien dazu getrieben hat blindlings die Jury um Dieter Bohlen nachzuahmen - "Er kommt in die nächste Runde". In Wirklichkeit hat er bisher wenig geschafft, von Heldenstatus kann keine Rede sein. Der Selbstdarsteller Gutenberg versteht es seine Person gut zu verkaufen, der fürstliche Hauch der ihn umweht mag ihm dabei hilfreich sein. Was die Sympathie vieler "Untertanen" angeht, fühlen sie sich mit ihm verbunden, weil sie im Berufsleben tagtäglich genau das gleiche leisten. Auf Neudeutsch: Faken was das Zeug hält. Stern-TV lässt grüßen.

    Anstatt Held sollte man im Zusammenhang mit Gutenberg lieber von einem "Schurken" sprechen, die sind und waren eben oft auch charismatisch, irgendwie.

  • KR
    Klaus Rödiger

    Wer wurde zu der Beliebtheit von Herrn von Guttenberg befragt?

    Sicher solche Mitbürger die "Deuschland sucht den Superstar" oder "Dschungelcamp" schauen; "BILD"-Leser halt!

  • O
    Oli

    Karl-Theodor zu Guttenberg ist ein Dünnbrettbohrer und Aufschneider - ein Fall fürs Gespöt. Soll ihn die Bild mal unterstützen, das wird ihm nicht helfen. Alleine sein Auftritt im Bundestag war fast schon lachhaft - tut mir leid, der ist kein Siegfried sondern eine Plaudertasche und Angeber.

  • H
    Hanna

    Ich würde sagen, das Ganze schadet ihm schon. Vielleicht hat er ein paar Jubel-Bild-Leser, aber sein Normalumgang (Offiziere, leitende Beamte, Verbandsmenschen und ausländische Minister und Beamte) schauen auf ihn herab, weil es eben ehrlos ist, eine Arbeit zu fälschen, dann zu lügen und sich seiner eigenen Verantwortung nicht zu stellen.

  • HS
    Hübsche Socken

    Vielen Dank für diesen wunderbaren Artikel.

    Genau meine Meinung.

  • S
    Schlappenjesus

    Kommt einem irgendwie bekannt vor... das Berlusconi-Phänomen könnte man meinen.

  • S
    Sontag

    "Was scheren uns ein paar Fußnoten, wenn in Afghanistan deutsche Soldaten sterben?"

     

    Die Frage würde ich anders stellen: Wofür sterben eigentlich unsere Soldaten in Afghanistan? Was ist das für ein Staat, für eine Gesellschaft, die sie verteidigen sollen?

     

    Ein Staat, der zynisch Machterhalt über Wahrhaftigkeit und Vertrauenswürdigkeit stellt? Eine Gesellschaft, die akzeptiert, das ihre Essentials, die sie zusammenhalten, nämlich intellektuelle Redlichkeit und Gleichheit vor dem Gesetz, geopfert werden zugunsten ihrer privaten Seifenopern?

     

    Ich kann nicht glauben, was hier im Augenblick mit diesem Land geschieht.

  • A
    Asombrada

    *staun*

     

    Der Kommentar ist ja gut, richtig gut sogar!

    Nach den unzähligen emotionalen, unsachlichen und selbstgerechten Schimpftiraden (offenbar durfte sich ca. jeder einzelne taz-Redakteur zum Thema auslassen), die in der taz in den letzten Tagen zu lesen waren, ist das hier wohltuend und erfrischend.