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Debakel der Nationalelf gegen SpanienBedeutung in der Niederlage

Kommentar von Johannes Kopp

Hätte die Nationalelf Spanien bezwungen, es hätte außer Nerds wohl kaum jemanden gejuckt. So aber steht das DFB-Team wieder im Zentrum des Interesses.

Sechs Tore kassierte Manuel Neuer im Länderspiel gegen Spanien am Dienstag Foto: Marcelo Del Pozo/reuters

W ahrscheinlich haben es viele nicht mitbekommen. Vor einer Woche klagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff über den gesellschaftlichen Bedeutungsverlust der deutschen Fußballnationalmannschaft. Man sei nicht mehr Deutschland liebstes Kind, nicht mehr das Lagerfeuer der Nation. Seit Dienstagabend hat sich die Lage völlig gedreht. Über die Elf von Joachim Löw wird wieder so viel gesprochen wie lange nicht mehr. Die 0:6-Niederlage gegen Spanien mag sehr schmerzlich sein, der Bedeutungsgewinn ist immens. Allerorten wird nun über mögliche Maßnahmen, Bundestrainer und Perspektiven diskutiert. Die alten Reflexe funktionieren noch.

Im Jahre 2013 hatte der DFB die Studie „Wir sind Nationalmannschaft“ in Auftrag gegeben und attestiert bekommen, das „letzte Lagerfeuer der Nation“ zu sein, die „sinnstiftende Quelle der Volksidentifikation“. Ein Großteil in diesem Lande wollte später sehr wohl Nachbar von Jérôme Boateng sein, auch wenn AFD-Politiker Alexander Gauland genau das in Zweifel zog.

Seit dem missglückten WM-Auftritt von 2018 hat die DFB-Elf mit dem Verlust an Ansehen auch an gesellschaftlicher Relevanz verloren. Der Rücktritt von Mesut Özil hatte aufgrund des höchst unglücklichen Verhaltens des DFB eine Rassismusdebatte zur Folge. Der schleppende Versuch von Bundestrainer Löw, die Nationalmannschaft neu zu erfinden, löste großes Gähnen, die Anspruchshaltung, auch in der Coronazeit den (Reise-)Betrieb am Laufen zu halten, nur noch Kopfschütteln aus.

Hätte die Nationalelf Spanien am Dienstag knapp bezwungen und sich für das Final Four der Nations League qualifiziert, es hätte außer Nerds wohl kaum jemanden gejuckt. So aber flammt das Lagerfeuer wieder knisternd auf. Genährt wird das Feuer bei einigen auch von der Sehnsucht, sich wieder identifizieren zu können mit diesem Team. Es riecht ein wenig nach Neuanfang. Das hat manch ei­ne:n aus dem Tiefschlaf geweckt. Die zu erwartende Debatte um Löw wird wieder in fast alle gesellschaftlichen Winkel vordringen. Ob man es mag oder nicht: Wir sind wieder Nationalmannschaft.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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10 Kommentare

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  • Wie sagte Schweinsteiger: Man kann gegen Spanien verlieren, aber nicht so. Und das trifft es auf den Punkt. Man mag den Trainer mögen oder nicht ( es gibt ja immer Tausende von Bundestrainern im Land, die meinen es besser zu wissen - ich weiß nicht, ob es in anderen Ländern genauso ist), aber auf dem Platz stehen die (hochbezahlten) Spieler. Und von denen erwartet man halt doch ein bisschen mehr. Deutschland hat kein Abo ( und auch keine Verpflichtung) auf Siege und Titel (das sollte die Nation mal endlich kapieren). Also Verlieren erlaubt, aber nicht so.

    • @snowgoose:

      Was die Anzahl von Bundestrainern betrifft, heisst es in den Niederlanden, es gebe dort 17 Millionen.

      • @Stechpalme:

        Es heißt immer es gäbe 80 mio Bundestrainer. Derzeit sind viele Stellen unbesetzt. Derzeit gibt es 80 Mio Virologen!

  • 1G
    164 (Profil gelöscht)

    Ich weiß nur eins: Ich mache drei Kreuze an dem Tag, an dem ich morgens im Radio nicht mehr mit O-Tönen von diesem Heini belästigt werde, dessen Sätze fast alle mit "Des isch auuuu" (gefolgt von Zischlaut mit Speichelhintergrund) anfangen, belästigt werde.

    • @164 (Profil gelöscht):

      Na Ihre Sprechweise hört man hier ja (vielleicht glücklicherweise) nicht. Spucken tun Sie eindeutig auch.

      • 1G
        164 (Profil gelöscht)
        @snowgoose:

        Oh, das tut mir leid, wenn ich Sie persönlich getroffen habe. Ich find nur, dass jemand der einer kommerziellen Unterhaltungsoperation Gesicht und Stimme leiht ruhig wenigstens ein bisschen redegewandter sein könnte.

  • Fussball steht nach wie vor hoch im Kurs. Momentan konzentrierem sich die Fans hauptsächlich auf ihren Lieblingsverein. Der DFB hat mit seinem Verhalten gegenüber der aktiven Fanszene viel Vertrauen verspielt. Die FIFA und UEFA ebenso mit der Einführung immer skurillerer Wettbewerbe wie die Nationsliga und ClubWM. Man dachte der Fan schaut sich alles an.

  • Den Trainern ist früherer Erfolg zu Kopf gestiegen und hat ihren Realitätssinn vernebelt.

    Fußball hat eben in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Besonders bei Jugendlichen steht es hoch im Kurs. Die entsprechenden Repräsentanten haben eine Beispielfunktion. Was können die jungen Leute von diesen lernen - vom Nationalteam und von den Vereinen?



    Eitelkeit, Unbelehrbarkeit, Inkompetenz, Steuerhinterziehung, Uhrenschmuggel, Goldfressen ... soll das der Lerninhalt sein? (Das telegene öffentliche Kratzen an intimen Stellen sorgte ja auch schon Aufsehen.

    Schon vor langer Zeit schrieb ich in Leserbriefen, dass man bei einem Wunsch nach spielerischem Erfolg der Nationalmannschaft Löw und seine unselige Crew sowie die meisten DFB-Funktionäre feuern muss.

  • Der DFB ... ein gewaltiger Pensionsfond mit angeschlossener Fußballabteilung.

  • In dem ganzen DFB- FIFA System wird schon lange nur noch nach dem Motto verfahren: „von Funktionäre - für Funktionäre“.

    Andere Leute spielen dabei keine Rolle mehr. Das sieht man auch an den Einschaltquoten.



    Wieso sollte sich dafür auch noch jemand interessieren?