Datenleck im Pentagon: Leak mit fatalen Folgen für Kyjiw
Wem nützen die Datenleaks aus den US-Geheimdiensten? Vor allem natürlich den Russen. Klar ist, dass sie einen enormen Schaden für die Ukraine bedeuten.
D ie Veröffentlichung interner Dokumente aus dem Pentagon und den US-Geheimdiensten sorgt für helle Aufregung in Washington. Zu Recht, denn es waren streng geschützte Informationen, die nur von autorisierten Personen gesichtet werden können, gespeichert auf vom Internet getrennten Computern in speziell gesicherten Räumen. Es ist höchst peinlich für die US-Regierung, wenn solche Informationen trotzdem an die Öffentlichkeit gelangen. Bisher hat – zumindest offiziell – niemand dort die leiseste Ahnung, wie dies geschehen konnte. Die Verbündeten der USA und vor allem die Ukraine, die zentral von den Leaks betroffen sind, dürften fassungslos sein.
Höchst seltsam ist der Weg, den die geleakten Dokumente genommen haben. Er lässt nicht auf ein gezieltes Wirken professioneller Geheimdienste schließen, sondern sieht eher aus wie das Werk jugendlicher Hacker, die sich einen Schabernack erlaubt haben. Schon Anfang März seien die ersten Dokumente auf der Onlineplattform Discord veröffentlicht worden, deren Nutzer dort vor allem über das Onlinespiel Minecraft diskutieren, schreibt die Rechercheplattform Bellingcat.
Es gebe sogar noch weiter zurückreichende, aber inzwischen gelöschte Spuren. Danach seien sie über die Seiten des Internetforums 4chan zu prorussischen Telegram-Accounts und zu Twitter gewandert, bevor die New York Times Ende vergangener Woche eine breitere Öffentlichkeit über die Geheimdokumente informierte.
Wem nützt eine solche Veröffentlichung? Es gibt in diesem Fall, anders als in dem von Chelsea Manning und Julian Assange, kein öffentliches Interesse, Kriegsverbrechen an die Öffentlichkeit zu bringen. Moskau profitiert, weil die Leaks Zweifel der USA an der Fähigkeit der Ukraine beschreiben, weitere Gebiete zurückzuerobern.
Pentagon legt sich öffentlich nicht fest
Auf allen Seiten wird auf verschiedenen Wegen versucht, den Schaden einzudämmen. Das Pentagon legt sich öffentlich nicht fest und verschafft sich so eine Atempause. Es gibt Hinweise, dass einige Details der Dokumente, etwa über die Opferzahlen des Militärs, gefälscht wurden.
Die Ukraine sagt, die ins Netz gelangten Informationen seien ja Wochen alt, und die Planungen für ihre Frühjahrsoffensive noch in Arbeit, niemand werde sie vorab erfahren. Aber die Details über die Positionen von ukrainischen Luftabwehrstellungen und den Mangel an Artilleriegeschossen nutzen den russischen Angreifern. Diese haben auch wertvolle Einblicke in die Fähigkeiten westlicher Geheimdienste gewonnen, ins Innere des russischen Machtapparats zu blicken.
Peinlich muss es für Moskau sein, wenn die Welt nun weiß, dass es offenbar mit Ägypten über die Lieferung von Raketen verhandelt hat und dass Emissäre der Wagner-Söldnertruppe ins Nato-Land Türkei reisten, um Waffennachschub zu organisieren.
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