Datenaffäre beim VfB Stuttgart: Große Erklärungsnot
Der VfB soll massenhaft Mitgliederdaten weitergegeben und die Ermittlungen dazu torpediert haben. Nun erhärten sich die Vorwürfe.
Hat der VfB Stuttgart heimlich massenhaft Mitgliederdaten an Dritte weitergegeben, um Stimmung für die Ausgliederung der Profiabteilung zu machen? Dieser Verdacht scheint sich nun zu bewahrheiten. Die Stuttgarter Zeitung zitierte aus einem Zwischenbericht der Berliner Kanzlei Esecon, die den Vorfall untersucht.
Dort soll es heißen, es gebe „umfangreiche Anhaltspunkte dafür, dass die Vorwürfe zutreffend sind“. Zwischen 2016 und 2018 soll der VfB mehrfach Zehntausende Mailadressen, Daten und Handynummern seiner Mitglieder an den Fan Andreas Schlittenhardt weitergegeben haben. Der Klub habe eine Kooperation mit dessen PR-Agentur geschlossen, und soll laut kicker den klandestinen Plan verfolgt haben, über Schlittenhardts Facebook-Seite „Fokus VfB“ eine Kampagne für die umstrittene Ausgliederung der Profiabteilung zu fahren. Dafür soll Schlittenhardt die Daten der Fans erhalten haben. Die Ausgliederung wurde 2017 tatsächlich beschlossen.
„Es ist davon auszugehen, dass der Verein in Vorbereitung auf die Mitgliederversammlung zur Ausgliederung zu Mitteln gegriffen hat, die im Sinne von Transparenz und Ethik sicherlich durch die Mitglieder beanstandet werden können“, so nun die Kanzlei Esecon. Nachdem die Datenaffäre im September 2020 publik wurde, beauftragte der neue Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende Claus Vogt die Kanzlei.
Darüber eskalierte der schwelende Machtkampf zwischen Vogt und Vorstandschef Thomas Hitzlsperger. Laut Stuttgarter Zeitung heißt es im Zwischenbericht, der Vorstand der AG und Teile des Präsidiums hätten die Ermittlungen behindert. Unter anderem wird explizit Hitzlsperger genannt, der Einfluss genommen haben soll. Der Esecon-Bericht wird für Anfang Februar erwartet.
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