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Daten zu Neuinfektionen in DeutschlandFeiertage verzerren Coronazahlen

Zuletzt fielen die Infektionszahlen, nun steigen sie rasant. Doch hinter dem vermeintlichen Wendepunkt stecken wohl Meldeverzögerungen über Ostern.

Noch immer bringen die Feiertage die Coronazahlen durcheinander: Osterausflug in Baden-Württemberg Foto: Thomas Warnack/dpa

Berlin taz | Nach einem steilen Rückgang um Ostern steigen die Corona-Infektionszahlen seit einigen Tagen rasant wieder an. Lagen die Infektionszahlen pro Tag vor einer Woche noch bei etwa 22.000, sind sie bis Dienstag wieder über die Marke von 130.000 geschnellt. Die gleiche Entwicklung zeigt sich auch beim eigentlich aussagekräftigeren Sieben-Tage-Mittelwert.

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Doch die scheinbare Trendwende ist vermutlich gar keine. Sie zeigt dafür besonders anschaulich, wie das deutsche Meldesystem auch nach zwei Jahren Pandemie weiterhin von Feiertagen durcheinander geschüttelt wird. Der derzeitige Anstieg ist vermutlich zum großen Teil Resultat verzögerter Meldungen, solcher Infektionsfälle also, die erst jetzt nach und nach ins System einfließen.

Dass die Totenkurve derzeit sehr ähnlich zur Infektionskurve verläuft, macht noch einmal besonders deutlich, dass wohl Meldeverzug und keine tatsächliche Änderung in der Infektionsdynamik hinter dem vermeintlichen Wendepunkt steckt. Auch hier zeigt sich ein schneller Rückgang, gefolgt von einem ebenso steilen Wiederanstieg seit einigen Tagen. Am Dienstag wurden 304 neue Todesfälle gemeldet, vor einer Woche waren es 69.

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Echte Veränderungen bei den Infektionszahlen schlagen aber normalerweise erst mit einigen Wochen Verspätung auf die Totenzahlen durch. Neuinfizierte sterben schließlich nicht sofort, sondern meist erst nach mehreren Wochen in Behandlung, die Totenkurve folgt der Infektionskurve dementsprechend mit einigen Wochen Abstand. Das ist nun nicht der Fall. Stattdessen unterliegen die Totenzahlen den gleichen Meldeverzögerungen wie die Infektionszahlen: Die Kurven laufen praktisch parallel.

Am aussagekräftigsten sind derzeit wohl die Zahlen zur Belegung der Intensivstationen. Hier zeigt sich ein relativ stetiger Abwärtstrend sowohl bei der Zahl der Intensivbehandelten insgesamt wie auch bei der Zahl der Invasivbeatmeten und der Neuaufnahmen.

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Wichtig: Ob es neben den durch die Feiertage bedingten Verzerrungen nicht doch auch einen tatsächlichen Wiederanstieg bei Infektionszahlen und Totenzahlen gibt, wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen, wenn die Nachmeldungen abgeschlossen sind.

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3 Kommentare

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  • 6G
    655170 (Profil gelöscht)

    Ich halte es nicht für dramatisch, dass an Wochenenden weniger oder garnicht gemeldet wird.



    Die Beschäftigten in Gesundheitsämtern / Krankenhäusern / RKI, die für das "Meldewesen" zuständig sind und währen der Pandemie ohnehin gebeutelt genug waren, sollen am Wochenende ruhig mal frei haben.



    Tägliche Infektionszahlen sagen ohnehin wenig bis nichts aus.



    Aussagekräftig für die Entwicklung sind Zeitreihen-Vergleiche (1 Woche, 2 Wochen, 3 Wochen, 4 Wochen). Dann verschwnden auch die Unschärfen durch Meldepeaks und -täler.



    Und aussagekräftiig ist die Zahl der Infizierten, weil sie, eränzt um die Dunkelziffer, das Infektionspotential zeigt.



    Und indifferent/diffus sind noch die abweichenden Hospitaisierungszahlen je Bundesland bei ähnlicher Entwicklung der Infizierten.



    Aber insgesamt: Bisschen Downgrade bei Aufregung und Empörung.

  • Ich lebe in einem sogenannten Schwellenland. Circa einen Monat nach Beginn der Pandemie wurden tagesaktuelle Infektionszahlen publiziert. Deutschland schafft es auch nach zwei Jahren nicht. Samstag sinken die Zahlen regelmäßig, Sonntag tendieren sie Richtung Null, an Feiertagen ist es ähnlich.



    Diese komplette Wurschtigkeit staatlicher Institutionen wird gesellschaftlich akzeptiert.

  • Vor den ausbleibenden Meldungen stehen die ausbleibenden Tests. Wer zu Ostern einen positiven Schelltestbefund erhielt, wird wohl öfter keine PCR-Bestätigung besorgt haben. In den Schulen wurde erst gar nicht getestet, Fortsetzung in Kürze.