Daten von Journalistin gespeichert: LKA räumt Fehler ein
Nach der Anzeige eines AfD-Politikers hat das LKA Niedersachsen die Daten einer Journalistin unrechtmäßig gespeichert. Nun entschuldigt es sich.
Das Verwaltungsgericht Stade urteilte laut einem Gerichtssprecher am 28. April, dass das LKA Niedersachsen über Jahre zu Unrecht personenbezogene Daten der Journalistin speicherte. Hintergrund war die Anzeige eines AfD-Politikers gegen die Fachjournalistin für Rechtsextremismus wegen eines Artikels. Die Speicherung von Daten von Journalisten und Journalistinnen nach derartigen Strafanzeigen könne dazu führen, ihre Arbeit zu behindern, befand das Gericht zudem. Die Urteilsbegründung wurde dem LKA Mitte Juli mitgeteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Das LKA kündigte aber an, keine Berufung einzulegen.
Bei der Speicherung der Daten im bundesweiten elektronischen Informationssystem der Polizei (Inpol) habe unter anderem die standardmäßige Verhältnismäßigkeitsprüfung nicht stattgefunden, sagte die LKA-Sprecherin. Wie es dazu kam, werde derzeit geprüft. Das Landeskriminalamt habe wegen des aktuellen Anlasses zudem Kriterien erarbeitet, nach denen weitere Datensätze untersucht werden sollen. „Nach diesen Kriterien wird derzeit geprüft, ob es Vergleichsfälle gibt und ob weiterer Löschungsbedarf besteht“, sagte die LKA-Sprecherin. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Landeskriminalamtes seien bereits auf das Thema aufmerksam gemacht worden.
„Innenminister Boris Pistorius muss die Speicherpraxis im LKA grundlegend und durch eine externe Kommission unter Beteiligung der Landesdatenschutzbeauftragten überprüfen lassen“, forderte die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im niedersächsischen Landtag, Marie Kollenrott. Es sei skandalös, wenn eine juristisch irrelevante Anzeige aus dem rechtsextremen Lager zu einer dauerhaften Speicherung durch eine staatliche Sicherheitsbehörde führe.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Krieg in der Ukraine
„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau