Das kommt auch: Halbgare Gleich-stellung
Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte, teilt das Land Schleswig-Holstein im Internet mit, „stellen die gesetzlichen Maßnahmen zur Förderung von Frauen im öffentlichen Dienst sicher“. Die Grundlage ist ein Landesgesetz aus dem Jahr 1994, das wiederum umsetzt, was das Grundgesetz verlangt: „Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern“, steht da in Artikel 3, „und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“
Inzwischen ist es mit Mann und Frau nicht mehr getan, seit ziemlich genau einem Jahr erkennt der deutsche Staat ein „diverses“ drittes Geschlecht an. Womit der Bedarf an Gleichberechtigung nicht kleiner geworden sein wird. Weshalb Sabine Schäfer-Maniezki wohl ganz richtig lag, als sie spät im Jahr 2018 eine Aufstockung ihrer Arbeitswochenstunden forderte – Erfolg hatte die Damals-noch-Gleichstellungsbeauftragte im schleswig-holsteinischen Kaltenkirchen indes nicht; Bürgermeister Hanno Kraus ließ sich in der Lokalpresse damit zitieren, dass für eine Vollzeitposition kein Bedarf bestehe: „Wir haben im Rathaus ja auch schon viel erreicht.“ Sabine Schäfer-Maniezki ist dann übrigens im vergangenen Oktober Kaltenkirchener Inklusionsbeauftragte geworden, und das in Vollzeit.
Ein Effekt: Kaltenkirchen braucht wieder eine Gleichstellungsbeauftragte, am Dienstag hörte der damit betraute Ausschuss die letzten beiden Bewerberinnen. Die Fragen stellte dabei vor allem der AfD-Vertreter mit dem Namen Flak; etwa diese: „Was halten Sie von Gender-Sprache?“ – in der Partei des Mannes ja ein 1-a-Kulturkampfthema.
Mindestens so bemerkenswert ist aber: Von den beiden Kandidatinnen scheint die mit den weniger entschiedenen Aussagen bessere Aussichten zu haben; die etwa zur Frage einer Aufsichtsrats-Frauenquote sagte, das sei eine „Hammer-auf-den-Kopf-Methode“. Aber vielleicht besteht für echte Gleichstellung einfach kein Bedarf da in Kaltenkirchen – man hat ja im Rathaus auch schon viel erreicht? Die endgültige Entscheidung trifft am Dienstagabend die Stadtvertretung. Alexander Diehl
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