: Das Kreuz mit dem Kreuz
Das aus dem Görlitzer Park gestohlene Drehkreuz ist im Landwehrkanal aufgetaucht. Die Bezirkbürgermeisterin ist von dem Fundort nicht überrascht.
In der Nacht zu Freitag ist das Drehkreuz verschwunden. Eine von insgesamt acht Drehspindeln, die Durchlass durch den umstrittenen Zaun gewähren sollen, der die Kreuzberger Grünanlage abriegeln soll. Nun ist das Kreuz wieder aufgetaucht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Polizei barg es aus dem Landwehrkanal. Clara Herrmann, grüne Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, kommentierte diesen Umstand am Donnerstag gegenüber der taz mit den Worten: „Der Fundort überrascht mich nicht.“
Herrmann ist seit 2021 Bezirksbürgermeisterin. Von der Einzäunung des Görlitzer Parks hält sie bekanntlich nichts. Eine weitere Verdrängung der Drogenkriminalität in umliegende Wohnquartiere sei zu befürchten. Man sollte ihre Warnung ernst nehmen. Herrmann kennt sich aus.
Hätte die Polizei die Bezirksbürgermeisterin gefragt, wo sie nach dem Kreuz suchen soll, wäre das vermutlich schon früher gefunden worden. Um Abfall aus dem Wasser zu fischen, war Herrmann im Rahmen einer Saubermachaktion im September durch den Landwehrkanal gepaddelt. Viel Metall hing da an der Angel. Sogar eine Pistole!
Hinweis: Metallgestell im Wasser
Nach Angaben der Polizei wurde das Drehkreuz am Montagabend von einem Mitarbeiter des Bezirksamts Friedrichshain–Kreuzberg im Wasser entdeckt. Ob es ein Parkläufer war, ein Kiezhausmeister oder ein Verwaltungsmitarbeiter, gab die Polizei nicht bekannt. Nur das: Der Hinweis habe beinhaltet, dass im Bereich des Görlitzer Ufers im Landwehrkanal ein Metallgestell liege. Eine technische Einsatzeinheit habe die Drehspindel dann am Dienstag aus dem Wasser gezogen und der verantwortlichen Baufirma übergeben. Der polizeiliche Staatsschutz ermittele wegen Diebstahls.
Ja, es ist schon ein Kreuz mit dem Kreuz. Trotzdem sollen die Baumaßnahmen in enger Abstimmung mit den zuständigen Sicherheitsbehörden fortgesetzt werden, gab die zuständige Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt bekannt. Ob das eine Dauerbewachung der Baustelle heißt, darüber kann man nur spekulieren.
Bis Jahresende soll der Görli eingezäunt sein. Der Zugang wird durch 16 Tore und acht Drehkreuze gewährt, die nachts abgeschlossen werden sollen. Das Bündnis „Görli Zaunfrei“ postete ein Foto des aus dem Wasser geborgenen, auf dem Weg liegenden Kreuzes: Dieses sei „nur kurz abgetaucht“.
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