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Darsteller beim ZDFSchauspieler zur Kasse gebeten?

Diverse Schauspieler beschweren sich darüber, dass das ZDF demnächst auch für Demobänder mit Arbeitsproben Lizenzgebühren verlangt.

Matthias Beier klagt über die „Lehnsherrenschaft“ von ARD und ZDF. Bild: Tobias Hasae/ZDF

Das ZDF sieht sich einer Empörungswelle ausgesetzt, die es überhaupt nicht gebrauchen kann: In der Branche der Fernsehschauspieler, die eigentlich der Schatz des täglichen Programms ist, schimpfen sie über den Mainzer Sender. Am Rande der Berlinale will der Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler (BFFS) erfahren haben, dass das Zweite neuerdings auch für Demobänder eine Lizenzgebühr verlangt.

In der Auseinandersetzung geht es um die sogenannten Showreels. Diese Zusammenschnitte von Filmszenen legen Darsteller ihren Bewerbungen bei, damit etwa Produzenten ein Gefühl dafür bekommen können, wer sich ihnen anbietet – und ob derjenige für die geplante Szene überhaupt taugt. Erst dann folgt üblicherweise ein Probeauftritt.

Nun alarmierte der BFFS seine Mitglieder: Das ZDF verlange für Szenen, die Darsteller für ZDF-Produktionen spielten und die sie in ihre kleinen Bewerbungsvideos einbauen wollten, pro Minute 500 Euro – beschränkt auf ein Jahr und auf Deutschland. „Ja, leider ist die Geschichte kein Gerücht“, heißt es in einer Mitteilung des Verbands, „auch wenn die Lizenzgebühren vom ZDF [bisher] noch nicht flächendeckend eingefordert werden.“

Proteste bei Facebook

Der Verband stellte seine Mitteilung bei Facebook ein, wo sich nun der Protest entlädt. In den Kommentaren geht es um das Grundsätzliche: Auch an diesem Vorgang zeige sich, wie gierig Sender seien, obwohl sie von der Öffentlichkeit bezahlt würden.

„Wann hört endlich die Lehnsherrenschaft der öffentlich-rechtlichen Sender auf“, moniert etwa Matthias Beier, der im ZDF bei den „Rosenheim-Cops“ und „Soko“ zu sehen war und der den Programmmachern nun vorwirft, bei den „Ärmsten der Armen“ Löhne zu drücken und auf der anderen Seite „Topverdiener noch mit Millionen“ zu beglücken.

Das ZDF wiederum bestätigt die Vorwürfe nicht, erklärt auf Anfrage aber, mit dem Schauspielerverband im Gespräch zu sein, um die Sache „einvernehmlich“ zu lösen. Das dürfte heißen: Demobänder, die „Showreels“, bleiben lizenzfrei. Davon profitieren ja nicht zuletzt auch die Sender, die sonst vor allem bei weniger prominenten Darstellern auf aussagekräftige Arbeitsproben verzichten müssten, weil das zu teuer wäre.

Vorwürfe sind „Blödsinn“

Im Netz ist die Empörung zwar groß, doch Kenner der Branche wundern sich auch. Das hiesige Szenemagazin Cast etwa erinnert daran, dass solche Gebühren rechtlich zwar zulässig seien, doch in der Praxis sei es „seit Anbeginn der deutschen Demobandhistorie so, dass in diesem Graubereich eine stillschweigende Verabredung darüber besteht, dass es ohne Kläger keinen Richter, ohne Frage keine Rechnung gibt“.

Die Vorwürfe zielen streng genommen zudem nicht auf die Fiktion-Abteilung des Mainzer Senders ab, sondern auf die Tochterfirma ZDF Enterprises. Sie vermarktet den Programmschatz des ZDF und soll so für weitere Einnahmen zusätzlich zu den üppigen Rundfunkbeiträgen sorgen. Eine Managerin der Firma erklärte dem Branchenmagazin, die gegenwärtigen Vorhaltungen seien „Blödsinn“.

Tatsächlich hat bislang noch kein Schauspieler offen über entsprechende Rechnungen der Lizenzhändler für Demobänder berichtet. Der Schauspielerverband war zudem für Fragen zum Gehalt seiner Vorwürfe nicht erreichbar.

So könnte alles beim Alten bleiben: ungeregelt, aber immerhin kostenfrei.

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3 Kommentare

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  • S
    spiritofbee
  • B
    Bachsau

    Sowas sollte an viel niedrigerer Stelle schon unmöglich gemacht werden. Jeder Mensch sollte per Gesetz und unverzichtbar jegliche Rechte an Bildmaterial besitzen, das ihn selber zeigt. Einschließlich der Verkaufs-, Vervielfältigungs- und Verbreitungsrechte.

    • P
      pianojoe
      @Bachsau:

      Jegliche Rechte geht nicht. Es haben ja immer mehr als einer kreativ mitgewirkt. Angeblich gibt es im Fernsehen sogar Regisseure, Drehbuchautoren und Filmkomponisten. Nein, die im Artikel vorgeschlagene Lösung ist die praktikabelste — seit Jahrzehnten.