Dada-Kommentar Pick-up-Artist: Das Ding muss ab
Vergewaltigungsprediger Daryush Valizadeh hat den Schwanz eingezogen – den oder das einzige also, was er hat. Hamburg freut sich.
t az Jetzt ist er also da, oder doch nicht da, oder er tut so, als wäre er nicht da, kommt aber doch: Ist das die neue Männlichkeit? Der in Maryland geborene Vergewaltigungspraktiker und -prediger Daryush Roosh Valizadeh, der von guten deutschen überfremdungsverängstigten männlichkeitsverlustbesorgten Bürgern (ohne Innen) angefragt worden und ihnen prompt zu Hilfe geeilt war, oder hätte eilen wollen, nach Hamburg, auf den Rathausmarkt, hat, nach eigenen Angaben, den Schwanz eingezogen, den einzigen den und oder das Einzige, was er hat. Außer den Beinen. Die braucht er, um zu stehen.
Ganz abgesehen davon, dass ein Schwanz, der Beine braucht, um zu stehen, ein erbärmliches Würstchen ist: Einziehen, das ist das beste, was er damit machen kann – wenn er es schon nicht schafft, sich an seinem eigenen Schwanz aus – beziehungsweise viel mehr in – den Sumpf, aus dem und in den zurück er gekrochen ist, zu ziehen.
„In dem östlichen Theile hat Maryland viele Sümpfe“, heißt es in Christoph Daniel Ebelings Erdbeschreibung aus dem Jahr 1799, „und zwar einige von größerem Umfange, und an der Küste und den Küstenflüssen giebt es weitläuftige fast immer überschwemte Marschen“, die die Luft in dem Inneren des Landes „von schädlichen Dünsten erfüllen“, und in denen die Schnappschildkröte haust. Wenn Chelydra serpentina sich einmal festgebissen hat, lässt sie nicht mehr los, dann muss das Ding ab. Bei einer Größe von 20 Zentimetern hat sie Geschlechtsreife erreicht. Der Penis sitzt ausstülpbar in der Kloake.
Nicht alles war früher schlechter: 1968 hatte man noch ein Gespür dafür, dass Kunst und Revolution nicht als Gewalt und Penetration, sondern als Entblößung und Masturbation eine emanzipatorische und systemzersetzende Wirkung entfalten kann. Das ist, wenn auch kein unbedenklicher, ein mutiger und umstürzlerischer Akt gewesen, weil er erfordert sich selbst zum Einsatz zu bringen und nicht den Anderen zum Objekt zu machen. Aber auch das alles passierte auch nicht in Hamburg sondern vielmehr in Wien.
In Hamburg sagt man Tschüss.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Wahlprogramm der FDP
Alles lässt sich ändern – außer der Schuldenbremse
Energiewende in Deutschland
Erneuerbare erreichen Rekord-Anteil
Migration auf dem Ärmelkanal
Effizienz mit Todesfolge