DIE FONDSEIGNER DER BERLINER BANKGESELLSCHAFT STEHEN AM PRANGER: Profiteure sind nicht schuld
Der Pranger ist ein Instrument der Lust. Und Aufklärung macht besonders Spaß, wenn man Namen und Adressen hat. Deshalb wollen wir es uns auch an dieser Stelle nicht nehmen lassen, lustvoll zu präsentieren, wer die schlimmen Fonds der Berliner Bankgesellschaft hält. Eine „Initiative Bankgesellschaft“ hat in dieser Woche veröffentlicht, wer vom halböffentlichen Kreditinstitut angebotene Wertpapiere kaufte. Jene Fonds, die das Land Berlin noch jahrelang bedienen muss, egal ob seine Künstler hungern und seine Kinder in übervollen Klassen dumm werden.
Aus Platzgründen ignorieren wir die zahlreichen Banker, Unternehmer, Apotheker und beschränken uns auf eine kleine Auswahl aus dem eigenen Milieu: Horst-Eberhard Richter, Psychoanalytiker und Arzt gegen den Atomkrieg, hält schmutzige Anteile, ebenso Wolf Lepenies, ehemaliger Rektor des Wissenschaftskollegs, und auch Georgia Tornow, ehemalige Chefredakteurin dieser Zeitung.
Eine Initiative um den Politikprofessor Peter Grottian hat die Namen veröffentlicht. Ein Akt, die Schuldigen zu markieren. Jeder wird spontan zustimmen, es sei schäbig, risikolose Profite auf Kosten eines ächzenden Gemeinwesens zu machen. Denkt man aber nur ein Stück weiter, bemerkt man rasch die Grenzen dieses Ansatzes: Haben sich die Anleger denn nicht in ihrem Sinne rational verhalten? Die Fonds der Bankgesellschaft waren die sicherste und renditeträchtigste Anlage, die es gab. Muss ein Anleger wirklich fragen, ob die anbietende Bank ihre Angebote tatsächlich refinanzieren kann? Einige Anleger waren sich nachweislich im Klaren, dass sie die Bankgesellschaft und die sie tragenden öffentlichen Haushalte geradezu ausweiden. Ja und?
Eigentlich müsste sich doch gerade die altlinke Versammlung um Grottian im Klaren sein: Phänomene der Wirtschaft unter einem moralischen Blickwinkel betrachten heißt, gezielt am Kern der Sache vorbeizusehen. So ist es auch hier. Die Auflage der Fonds war das Problem, nicht ihre Zeichnung. So gern wir die Profiteure am Pranger sehen: Die Verantwortung für das Berliner Bankdesaster liegt bei ihnen nicht. ROBIN ALEXANDER
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