Coronavirus in Sachsen: Der AfD geht die Muffe
Die Rechtspopulisten haben ein Problem: Seit Corona stehen sie nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit.

E rbarmen mit der AfD! Was soll eine Partei, die auf Hass, Angst und Verschwörungstheorien setzt, noch tun, wenn die permanent beschworene Apokalypse tatsächlich eintritt? Als Motzkipartei zu konstruktiver Politik unfähig, kann sie nur weiter Panik schüren und tausend Teufel mehr an alle Wände malen. So geschehen in der Sondersitzung des Sächsischen Landtags am Mittwoch.
Damit gerät sie in Konflikt mit ihrer eigenen Ideologie. Jetzt, wo die Regierungen und kommunalen Verantwortungsträger wirklich keine Parteien mehr kennen, sondern nur noch Deutsche an der unsichtbaren Virenfront, müsste sie eigentlich in die Maßnahmen zum Schutz des „Volkskörpers“ einstimmen. Der Sprung auf das Niveau solchen Gemeinwohl-Denkens aber ist für eine AfD zu hoch. Sonst hätte sie in Dresden auf den erhofften politischen Vorteilsgewinn verzichtet und einer Debatte in einem drastisch verkleinerten Rumpfparlament zugestimmt.
Ewig auf der Suche nach dem Haar in der Suppe
Stattdessen gefällt sich die sogenannte Alternative weiterhin darin, das Haar in der Suppe zu suchen und in der Attitüde, schon immer alles besser gewusst zu haben. In der Substanz aber kommt kein einziger konstruktiver Hinweis, der Schuldzuweisungen für frühere Versäumnisse ruhen lassen und in der akuten Situation helfen könnte. Dabei müsste die Partei sich doch wohlfühlen, wenn jetzt die Grenzen faktisch geschlossen und „wir“ unter uns sind. Müssen halt nur noch alle Medikamente hier produziert und deutsche Bananen angebaut werden. Aber wer hilft dann in der Pflege oder den Landwirten im Frühjahr?
Nicht zu übersehen war im Landtag, dass der AfD in dieser Situation die sprichwörtliche Muffe geht. An Expansion gewöhnt, sich kurz vor einer Machtergreifung wähnend, weiß sie doch auch, dass Krisen eher das Ansehen gegenwärtig amtierender Regierungen heben. Wenn es gar gelingt, die Auswirkungen der Pandemie auf die Bevölkerung zu begrenzen, haben die Apokalyptiker schlechte Karten. Haben sie doch selbst demonstriert, dass man ihnen ein Krisenmanagement niemals anvertrauen darf. Aber das wollen ja nicht einmal ihre Wähler.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Erste Reaktionen auf München
Was sich jetzt gehören würde
Privatflugzeug von CDU-Kanzlerkandidat
Wie Merz durch die Bundesrepublik flog
Auto rast in Demonstration in München
Fast 30 Verletzte – Söder und Faeser sprechen von Anschlag
Annäherung zwischen Trump und Putin
Für die Ukraine nur noch der Katzentisch
Linken-Chefin Ines Schwerdtner vor Wahl
„Es ist wie ein Fiebertraum“
Auto fährt in Demonstration
Schock und Trauer in München