Corona in der der Kita: Alle Pandemiejahre wieder
In einer Berliner Kita bricht Corona aus. Das Kind unserer Autorin infiziert sich nicht. Abwarten. Denn eine Testpflicht für Kinder gibt es ja nicht.
J etzt ist passiert, wovor wir uns so lange gefürchtet haben und was im Grunde unausweichlich war: ein Corona-Ausbruch in der Kita. Sonntag vor einer Woche kam die Mail: Ein positiver Schnelltest. Und Statistik hin oder her, ich hatte Angst. Obwohl wir Eltern geimpft sind. Obwohl ich weiß, dass es für die meisten Kinder glimpflich ausgeht. Gerade erst haben wir wochenlang Infekte durchgemacht. Gerade jetzt kommt der Opa zu Besuch, um zu helfen.
Aber, was will man machen außer lachen? Kind zu Hause lassen und testen. Wir haben uns zum Glück die Tage davor getestet, weil wir Besuch hatten. Dann Montag alle einen Schnelltest gemacht. Dienstag und Mittwoch auch. Wir haben uns nicht angesteckt.
Es hat aber eine Reihe von Kindern getroffen, in unterschiedlichen Gruppen, und auch Erzieher*innen – angeblich geimpfte und ungeimpfte. Wie viele Infektionen es insgesamt sind, wissen wir nicht. Damit könnte die Sache für uns erledigt sein. Ist sie aber nicht, weil auch nach der Info über den ersten positiven Schnelltest noch Kinder in die Kita gegangen sind. Denn natürlich gibt es Eltern, die sie nicht zu Hause lassen konnten oder wollten. Was es aber nicht gibt, ist eine Testpflicht für die Kinder – auch nicht nach mehreren positiven Schnelltests. Erst Mittwochnachmittag, vermutlich mit dem ersten positiven PCR-Test, kam eine Mail von der Kitaleitung, dass das Gesundheitsamt nun Quarantäne verhängt bis Sonntag. Der Bescheid komme per Post.
In Berliner Kitas kann sich, wer möchte, einen Schnelltest für die Nase holen. Und sagen wir mal so, das kann man mal machen. Aber nicht regelmäßig. Denn das ist in etwa wie einem Hund die Zähne zu putzen. Für beide kein Vergnügen und je nach Charakter eine Qual. Vor einigen Tagen kam die Meldung, dass laut Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) in Berliner Kitas nun „verstärkt Lolli-Tests“ verwendet werden sollen, weil Eltern sich das wünschen.
Kein „relevanter Teil der Elternschaft“
Muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, in Monat 21 seit Pandemiestart. Weiter heißt es da, sie lehne „eine Testpflicht in Berliner Kitas trotz der hohen Inzidenzen und Forderungen nach einem besseren Schutz für Kinder vor einer Covid-19-Erkrankung weiterhin ab. Diese werde von einem ‚relevanten Teil der Elternschaft sowie der Einrichtungen nicht befürwortet‘“. Ich würde gerne wissen, wer dieser „relevante Teil der Elternschaft“ ist und wieso ich nicht dazugehöre? Wieso Eltern, die zu Hause oder beruflich Kontakt zu Menschen mit Vorerkrankung haben, nicht dazugehören?
Während ich das hier schreibe, ist der erste positive Schnelltest eine Woche her, es ist Montagmittag. Bisher haben wir keinen Bescheid vom Gesundheitsamt erhalten. Wir haben das Kind Sonntag und heute wieder getestet und morgens in die Kita gebracht. Dort haben wir gehört, dass keiner mit Sicherheit sagen kann, ob alle Kinder, die heute da sind, vorher getestet wurden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen