Corona bei Schlachthof-Angestellten: Tönnies bleibt Infektionsherd
Seit einigen Tagen wird bei Tönnies wieder geschlachtet. Jetzt haben sich weitere 30 Beschäftigte mit dem Coronavirus infiziert.
Rheda-Wiedenbrück dpa/taz | Beim Fleischverarbeiter Tönnies in Rheda-Wiedenbrück sind bei routinemäßigen Kontrollen 30 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die meisten sind nach Angaben des Unternehmens sogenannte Altfälle – bei denen das Virus schon früher festgestellt worden und noch immer nachweisbar sei.
Die 30 Mitarbeiter seien wie alle Beschäftigten beim Arbeitsantritt im Werk nach der wochenlangen Zwangspause getestet worden – so sei es mit den Behörden zuvor abgestimmt worden, sagte Unternehmenssprecher André Vielstädte. Nach rund 24 Stunden habe das Ergebnis vorgelegen, dann seien die Kollegen unmittelbar für den Betrieb gesperrt und in Quarantäne geschickt worden. Ob tatsächlich alle 30 Beschäftigten einen Tag lang eingesetzt waren, werde noch ermittelt.
Bei 8 der 30 Mitarbeiter müsse noch geklärt werden, ob sie sich neu mit dem Virus angesteckt haben oder ob bei ihnen ebenfalls nur eine frühere Infektion noch nachweisbar sei, sagte Vielstädte. Nach einer Infektion könne das Ergebnis noch bis zu zehn Wochen lang positiv ausfallen, obwohl der Betroffene nicht mehr infektiös sei.
Die Produktion am Hauptstandort in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh war nach einem Corona-Massenausbruch vier Wochen lang stillgelegt worden.
Mehr als 2.100 Corona-Infektionen stehen nach Angaben des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann (CDU) im Zusammenhang mit dem Tönnies-Schlachthof. Bei weiteren 67 Fällen gelte ein Zusammenhang als möglich, sagte Laumann der Neuen Osnabrücker Zeitung vom Donnerstag. „Von den sicher dem Ausbruch zuzuordnenden Fällen sind meiner Kenntnis nach insgesamt 41 Personen stationär versorgt worden. Verstorben ist bisher offenbar zum Glück niemand“, sagte Laumann.
Nach umfangreichen Prüfungen eines Hygienekonzepts und Schutzvorkehrungen durfte der Fleischkonzern den Betrieb erst vor einer Woche wieder in Teilen hochfahren. Zu den vereinbarten Maßnahmen gehört auch eine intensive Testung der Mitarbeiter.
Leser*innenkommentare
Bernd Schlüter
Bei einer nachgewiesenen Infiziertenzahl von 1500 Fällen ist zu erwarten, dass 30 Infizierte auch nach über zwei Wochen noch nicht keimfrei sind. Auf jeden Fall haben wir in den Schlachtbetrieben Covid19-Zuchtstationen vorliegen, die immer agressivere Corona-Variationen herausmendeln, genau wie bei den deutschen MRSA-Bakterien, die die deutschen Krankenhausbetreiber immer noch nicht im Griff haben. In Südostasien und seit längerem auch in den Niederlanden ist man gründlicher und vermeidet vor allem Fehler.
02612 (Profil gelöscht)
Gast
...weniger und nur noch Qualitätsfleisch verzehren - die 733 Tonnen Antibiotika sind weder für Menschen - noch Tierwohl zuträglich - alles ander erledigt sich von selbst....
Rut Beyerle-Pfnür
Tönnies: Da laufen ja merkwürdige Dinge, die Zahlen der Testergebnisse gehen sprunghaft rauf und runter!
Was wird eigentlich getestet? Sind die Tests spezifisch auf Covid 19 oder auch andere Corona-Viren?
Es stimmt mich nachdenklich, dass Schlachttiere systematisch gegen Corona-Viren (welche auch immer) geimpft werden. Gibt es da beim Test eine Kreureaktion?
Wenn die beim Menschen angewandten Corona-Tests so validiert wären, wie eigentlich vorgeschrieben, hätten wir womöglich ganz andere Zahlen vorliegen - mit allen Konsequenzen....
Bernd Schlüter
@Rut Beyerle-Pfnür Wir haben es mit einem Virus zu tun, das sich sehr vielfältig verhält.Man kann deshalb immer nur Wahrscheinlichkeitsaussagen machen, ähnlich wie beim Wetter. So lange die Reproguktionszahl unter 1 liegt, ist alles im grünen Bereich. Ist sie bei den Arbeitsbedingungen im Schlachtbetrieb offensichtlich meist nicht und es kommt sehr schnell zu Massenausbrüchen. Dabei lernt man natürlich dazu und ist entspreched alarmiert. Die Tests sind einfach unzuverlässig. Heute negativ getestet, morgen ist die gleiche Person wieder Superspreader. Oft nur einen Tag lang, was im normalen Arbeitsumfeld kaum Auswirkungen hätte, im Schlachtbetrieb schon.
ich dachte wir sind alle menschen
die über dem schlachthaus prangenden glücklichen tiere erinnern an einen zynismus, der in einem satz wie "arbeit macht frei" aus einem anderen zusammenhang im allgemeinen anerkannt wird. auch hier wird das leben unfassbar vieler individuen versachlicht, ausgebeutet und vernichtet.
die stille übereinkunft darüber, dass das in ordnung ist, weil es so sein muss, erschrickt einen menschen, der dankbarkeit und achtung gegenüber dem leben empfindet.
01349 (Profil gelöscht)
Gast
Habe ich das richtig verstanden? Man testet die Leute, und dann lässt man sie erst mal 24 Stunden alle zusammen in der Schlachthof-Luft arbeiten, bis die Testergebnisse vorliegen?
02612 (Profil gelöscht)
Gast
@01349 (Profil gelöscht) Klar, und dann nach der Arbeit ab in die Sammelunterkünfte...
Impuls
@01349 (Profil gelöscht) Verstehe ich auch so. Wenn ich mich recht erinnere, hat Drosten mal eine ähnliche Idee geäußert. Die bezog sich auf Personal in z.B Krankenhäusern. Wenn täglich getestet wird, könnte das funktionieren, da der Test sehr empfindlich ist und wahrscheinlich schon positiv ausfällt bevor man infektiös ist.
Ich sehe bei dem Vorgehen bei Tönnies im Wesentlichen ein Problem bei dem ersten Test, wenn die Personen mit _unbekanntem_ Infektionszustand getestet werden.
Wenn gesunde Personen mit negativem letztem Test erneut
getestet werden, könnte man so eine Infektion rechtzeitig feststellen.
Es muss auch beachtet werden, dass es auch im besten Fall mehrere Stunden dauert bis das Testergebnis vorliegt. Daher muss das Vorgehen darauf abgestimmt sein und praktikabel sein.
Wenn nur EIN Test pro Person durchgeführt wird, erscheint es mir auf den erste Blick besser zu sein, die Person am Tag VOR der Arbeitsaufnahme zu testen und so das Ergebnis zu haben, wenn sie die Arbeit aufnehmen.
sachmah
@Impuls So isses.