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Corona-Virus auch in LateinamerikaNach dem Dengue-Fieber kam Corona

Argentinien meldet einen ersten Corona-Toten. Mehr Sorgen bereitet in Südamerika das Dengue-Fieber, an dem seit Jahresbeginn bereits Dutzende starben.

In Paraguay werden Brutstätten der Moskitos, die das Dengue-Virus übertragen, ausgeräuchert Foto: reuters

Argentinien hat den ersten Coronavirus-Toten gemeldet. Ein Mann war am Samstag in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires an den Folgen der Infektion mit dem Virus gestorben, meldete das Gesundheitsministerium. Der 64-Jährige ist der erste Coronavirus-Tote in Lateinamerika. Bis zum Wochenende wurden 35 Infektionsfälle in neun lateinamerikanischen Ländern bestätigt. Bei nahezu allen Infizierten handelt es sich um Rückreisende, die in Europa und Asien unterwegs waren.

Brasilien hatte am 26. Februar den ersten Fall gemeldet und kurz darauf einen zweiten. Am stärksten betroffen ist bisher Ecuador mit 13 bestätigten Infektionen, gefolgt von Chile mit sieben und Argentinien mit sechs. Aus Kolumbien, Peru, Costa Rica und der Dominikanischen Republik wurde bisher jeweils ein Fall gemeldet.

Doch während sich die Aufmerksamkeit auf das Corona-Virus richtet, bereitet den Gesundheitsbehörden Lateinamerikas ein anderes Virus nach wie vor viel größere Sorgen. In Brasilien sind seit Januar 14 Menschen an den Folgen des Dengue-Fiebers gestorben, wie das Gesundheitsministerium in Brasília meldete. In Peru starben zwölf Menschen, in Honduras acht und in Argentinien drei Menschen seit Jahresbeginn. Am ärgsten gebeutelt ist Paraguay. Dort wurden bisher 34 Todesopfer des Dengue-Fiebers gezählt.

Das Dengue-Fieber ist eine Viruskrankheit, deren Erreger ausschließlich durch die Moskitoart Aedes aegypti übertragen wird. Unterschieden werden vier Varianten des Dengue-Fiebers. Die klassische Variante des Denguefiebers ruft in der Regel hohes Fieber und Kopf- und Gliederschmerzen hervor. Die ernstere Variante, Dengue hemorrágico, kann starke Blutungen aus Mund und Nase auslösen. Einmal an einer Variante erkrankt und geheilt, ist man nur gegen diese Spielart immun.

Auch Paraguays Präsident ist an Dengue erkrankt

Seit Januar zählte die Panamerikanische Gesundheitsorganisation OPS bereits 377.000 Dengue-Fälle. 86 Erkrankte starben. Allein in Brasilien stieg die Zahl der am Dengue-Fieber Erkrankten in den ersten fünf Wochen des Jahres auf 95.000. Sie lag damit 19 Prozent höher als im gleichen Vorjahreszeitraum. Für Mexiko, Bolivien und Honduras verzeichnet die OPS bisher einen zwei- bis dreifachen Anstieg im Jahresvergleich. In Bezug auf die Bevölkerungszahl sticht jedoch Paraguay mit über 11.000 Dengue-Fällen hervor. Die prominentesten Erkrankten sind Staatspräsident Mario Abdo und seine Frau Silvana López.

2019 registrierte OPS drei Millionen Dengue-Fälle in Lateinamerika, 1.500 der Erkrankten starben. Trauriger Spitzenreiter ist Brasilien. Mit über 2,2 Millionen Erkrankten und 782 Todesopfern im vergangenen Jahr lag der größte Flächenstaat der Region mit weitem Abstand auf Rang Eins. Mexiko folgte mit rund 270.000 Erkrankten und 191 Toten. Unten rangierten Chile mit 29 Erkrankungen ohne tödlichen Ausgang, sowie Uruguay, aus dem keine Fälle gemeldet wurden.

Paraguays Kongress hatte bereits vor zwei Wochen den Gesundheitsnotstand ausgerufen. „Täglich werden mehr als 2.000 mögliche Fälle von Dengue-Fieber gemeldet“, sagte damals Guillermo Sequera, Direktor für Paraguays Gesundheitsüberwachung. Gegenwärtig untersuchen die Behörden weitere 137.000 Verdachtsfälle sowie 90 Todesfälle, deren mutmaßlicher Verursacher das Virus sein könnte.

Da es gegen das Virus keinen Impfstoff gibt, bleibt nur der Schutz vor den Moskitos. Doch laut einer im Juni 2019 in der Fachzeitschrift ‚Nature Microbiology‘ veröffentlichten Studie steigt mit den Temperaturen die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Moskitos nicht nur weiter und schneller ausbreiten, sondern sich auch die Zeitspanne der Krankheitsübertragung verlängert.

Ein Kontinent kämpft gegen Aedes aegypti

„Gegen das Klima können wir nichts machen, aber wir können den Müll wegräumen“, sagte Daniel Gollán, Gesundheitsminister in Argentiniens bevölkerungsreichster Provinz Buenos Aires. Dort ist die jährliche Präventionskampagne gegen das Dengue-Fieber auch schon angelaufen. Und die richtet sich mangels Impfstoff gegen die übertragenden Moskitos. „Tapá, lavá, girá y tirá“ lautet die Aktionsformel, mit der die Bevölkerung dazu aufgerufen wird, die vermeintlichen Brutstätten des Aedes aegypti zuzudecken, auszuwaschen, umzukippen oder auszuschütten.

Ähnlich lautende Kampagnen laufen in allen Ländern der Region. Ziel ist es, jede Pfütze, jeden Behälter mit Wasser trockenzulegen um die Population der Moskitos einzudämmen. Jede Plastikflasche, jeder alte Autoreifen unter Sonnenlicht mit nur ein wenig Regenwasser gefüllt, bietet den Moskitoweibchen hervorragende Eiablageplätze und den wassergebundenen Larven ideale Wachstumsbedingungen.

Eine Entwarnung ist nicht in Sicht. Selbst wenn eines Tages ein Impfstoff gegen das Dengue-Virus gefunden ist, müssen die Präventionsmaßnahmen gegen Aedes aegypti weitergehen. Die beiden Viruserkrankungen Zika und Chikungunya werden ebenfalls von dieser Moskitoart übertragen. Das Zika-Fieber sorgte in den Jahren 2015 und 2016 in Brasilien für Schlagzeilen. Weniger bekannt, aber nicht weniger gefährlich ist dagegen das Chikungunya-Fieber, das sich seit einigen Jahren auch in Lateinamerika ausbreitet.

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